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Schweinfurt
Glosse Zeug gibt's: Mit Reiskörnern und Klopapier im Schweinfurter Theater bombardiert
Vier ausverkaufte Abende gab es im Schweinfurter Theater im Gemeindehaus bei der Rocky Horror Show.
Foto: Tim Müller | Vier ausverkaufte Abende gab es im Schweinfurter Theater im Gemeindehaus bei der Rocky Horror Show.
Thomas Starost
Thomas Starost
 |  aktualisiert: 28.11.2023 12:28 Uhr

Was war das für ein Spaß. Konfetti, Reis und Klopapier-Rollen soweit das Auge nach der Vorstellung reichte. Und das Publikum: Gekleidet mit Netzstümpfen, in Strapsen, Glitzeranzügen, Lederklamotten und Arztkitteln. Ein paar ehrwürdige Honoratioren mit Lodenjanker im Parkett schauten diese Szenerie vor Beginn so überrascht, irritiert und verschreckt an, wie eine tasmanische Schermaus die Schlange.

Dafür Selfies allerorten. Zuschauer seht die Signale – die Rocky Horror Show gastierte im Schweinfurter Theater im Evangelischen Gemeindehaus. Viermal ausverkauft, ein Theater im Ausnahmezustand. Die Ersatzspielstätte sah jedenfalls nach jedem Abend aus, als hätte sich eine Horde von Klimaaktivisten am falschen Ort ausgetobt. Schweinfurt war eines der ersten fränkischen Theater, in dem das Kult-Spektakel nach vielen Jahren wieder an vier Abenden in den Spielplan kam. Vom Publikum begeistert bejubelt und mit den entsprechenden Rocky-Horror-Tributen in Form von Toilettenpapier, Konfetti und Reis nachhaltig entlohnt.

"Augen auf bei der Sitzplatzwahl" war das Motto des Abends, bei dem sich die besser beratenen Zuschauer in den Hinterhalt des Balkons zurückgezogen hatten. Von dort oben hagelte es aus sicherer Entfernung massenhaft Reis und Klopapier nach unten in die hilflos ausgelieferten Reihen des Sperrsitzes, wo zudem auch Ton-, Licht und Regiepult aufgebaut waren. Der Reis verlor sich am ersten Abend dann hübsch versteckt in den Spalten der Licht- und Tonregler, so dass zur Pause erstmal ein Staubsauger organisiert werden musste.

Staubsauger für die Tontechniker

Die Unterbrechung der Kult-Show dauerte dann halt 20 Minuten länger, so dass man zumindest am ersten Abend seinen Schoppen nach langem Schlangestehen (nur zwei Servicekräfte an der Theater-Theke bei vollem Haus) in Ruhe trinken konnte. Die Tontechniker lernten aus dem Reishagel für die weiteren Vorstellungen. Am zweiten Abend standen Staubsauger griffbereit neben dem Pult.

Zuvor hatte Intendant Christoph Wahlefeld noch von der Bühnenrampe bekannt gegeben, dass jeder so viel Konfetti und Reis werfen könne, wie er oder sie wolle, am besten aber nach hinten von der Bühne weg; auf der war am ersten Abend nämlich gleich ein Darsteller während der Vorstellung  auf Reiskörnern  ausrutscht.

Wasserbomben- und Pistolen waren an diesem Abend wegen der Technik übrigens nicht gestattet. Der Intendant als selbsternannter Spielverderber der Abende, was ihm allerdings niemand übelgenommen hat. Im Gegenteil: jedes Mal Geheul und Ovationen nach seiner Ansage. Auch auf die Gefahr hin abgedroschen zu klingen: Wiedersehen würde Freude machen. Dann würden auch in Schweinfurt Wasserpistolen wieder einsatzbereit stehen. Natürlich nur wenn's erlaubt ist.

 
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