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Schweinfurt
Glosse Zeug gibt's: Eine Rechenmaschine für das Schweinfurter Controlling
Ein Mitarbeiter der Schweinfurter Stadtverwaltung rechnete für die Amortisation einer PV-Anlage 1674 Jahre aus. Was ein Leser davon hält.
Genaues Rechnen ist gefragt, um die Einsparungen durch eine Photovoltaik-Anlage für den Strompreis zu ermitteln und die damit einhergehenden Kosten.
Foto: Stockfoto Fotolia | Genaues Rechnen ist gefragt, um die Einsparungen durch eine Photovoltaik-Anlage für den Strompreis zu ermitteln und die damit einhergehenden Kosten.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:11 Uhr

Aufregung im Schweinfurter Stadtrat über Äußerungen der Verwaltung oder des Oberbürgermeisters ist bekanntlich Tagesgeschäft. Irgendjemand regt sich immer auf. Doch dieses eine Mal war's ja nun wahrlich berechtigt, auch wenn es den Auslösern der Aufregung, wie wir mutmaßen, bis heute schwer fällt zuzugeben, dass sie schlicht unrecht hatten.

Es geht um die neue Schweinfurter Lieblingszahl "1674", wie es schon in einzelnen Postings auf Social-Media-Seiten zu lesen ist. "1674" bezeichnet in diesem Fall die Zeit – und zwar in Jahren – die ein Mitarbeiter des Controllings in der Schweinfurter Stadtverwaltung ausgerechnet hat, bis sich eine auf der gesamten Fläche eines städtischen Daches installierte Photovoltaik-Anlage amortisiert hat. Also bis man damit Geld verdient.

1674 Jahre oder 20.088 Monate oder 611.010 Tage. So lange müsste ein komplett mit Photovoltaik-Platten belegtes Dach, sagen wir mal einer Schweinfurter Schule oder des Rathauses, Tag für Tag Strom produzieren, bis sich die Investition gerechnet hat. Muss man erstmal drauf kommen.

Man sollte doch meinen, dass bei der Präsentation eines solchen Resultates sowohl dem Mitarbeiter auffallen müsste, dass in diesem Fall nicht Excel ein Wunder vollbracht, sondern er einen Eingabefehler gemacht hat. Und dass der OB sich eben nicht zu der Bemerkung hinreißen lässt, er vertraue den "Rechenkünsten seiner Verwaltung."

Eine solche Bemerkung bei solch einer Zahl – der Fehler wurde schon während der Bauausschusssitzung von empörten Stadträten gefunden und korrigiert (die richtige Zahl ist eher etwas über 20 Jahre) – ist für alle Kritiker des Schaffens der Schweinfurter Verwaltung so etwas wie ein Elfmeter beim Fußball, bei dem der gegnerische Torhüter aus dem Tor genommen wurde und der Schütze sich den Ball einen Meter vor die Torlinie legen darf.

Würde diese Zahl stimmen, müsste man sich ja fragen, was die Besitzer all der blau glänzenden vollflächigen Photovoltaik-Anlagen für Rechenmaschinen zu Hause haben, die ihnen immer suggerieren, Sonnenstrom lohne sich. Fanden auch Tagblatt-Leser aus der Region, deren Kopfschütteln über diese steile Verwaltungs-These einhellig war. Die aber auch wirklich gute Vorschläge machten.

Kam die Zahl 1674 deshalb zustande, weil der Controller als Mathe-Freak an den Leipziger Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibnitz dachte? Der erfand nämlich im Jahre 1674 die "Vier-Spezies-Rechenmaschine", sozusagen der Vorläufer des modernen Taschenrechners. Vielleicht wär's ja auch besser gewesen, man hätte einen Taschenrechner statt Excel genommen, aber das schreibt jetzt auch nur ein Excel-Unwilliger.

Sicher ist aber, dass, Rechenmaschine hin, Excel her, ein Angebot sicher helfen würde: Ein Betriebsleiter eines Solarspeicher-Unternehmens hat sich auf Sozialen Medien angeboten, der Schweinfurter Verwaltung ein kostenloses Seminar zu geben, wie man ausrechnet, wann sich PV-Anlagen rechnen. Könnte helfen.

 
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