Politikern wird ja nachgesagt, sie amtierten nur, um sich während ihrer Wahlperiode steingewordene Denkmäler zu setzen. Auf dem Dorf sind das meist Schulen, Turnhallen oder neu gestaltete Ortsplätze.
In Schweinfurt gibt's das Phänomen natürlich auch. Es ist auch keines, das nur die CSU betrifft, die unter der legendären Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser bekanntlich gerade in Bausachen sehr emsig war, erinnert sei stellvertretend an das Museum Georg Schäfer. Natürlich gibt es auch viele Gebäude, die mit den SPD-Granden Kurt Petzold und Georg Wichtermann verbunden sind.
Für Amtsinhaber Sebastian Remelé (CSU) bieten sich nun sogar drei Möglichkeiten, Nachhaltiges schaffen zu lassen, das mit seinem Namen verbunden ist. Je nach Perspektive ist zu befürchten, dass die einen schwärmen, die anderen schimpfen, aber das ist ja auch wieder irgendwie Schweinfurt-like. Jedenfalls kann der OB bereits hoffnungsfroh auf den Bau des Kulturforums am Martin-Luther-Platz schauen, der auf seine Initiative entstand, genauso wie sein Herzensprojekt Landesgartenschau 2026 im Nord-Westen der Ledward Kaserne. Die soll als blühender Park eröffnet werden, in dem die Marketing-Experten in Sachen Vermarktung gar nichts mehr machen müssen, denn "Panzer statt Blumen", was für ein Motto für eine Landesgartenschau in einer früheren Kaserne. Läuft wie geschnitten Brot, bestimmt.
Nun kommt eine ganz neue Option hinzu, die echten Charme hat. Der Remelé-Turm, ein natürlich mordsmäßig stylisches und unfassbar nachhaltiges Konstrukt. Den haben die Planer des Siegerentwurfs für das südliche Kessler Field nämlich an der Willi-Kaidel-Straße vorgesehen.
Der Turm der tausend Möglichkeiten, so könnte man ihn beschreiben, und man hofft inständig, dass er im Laufe der nächsten Jahre nicht dem Rotstift zum Opfer fällt. Zum einen gibt's natürlich einen super Überblick über das Klimadorf am Kessler Field, die Landesgartenschau, das Willy-Sachs-Stadion, das grüne Band Richtung Main und alle anderen Wohltaten der Remeléschen Amtszeit seit 2010.
Zum anderen ungeahnte neue Möglichkeiten. Wenn sich unser OB einen guten Feldstecher in Schweinfurts sachkundigem Einzelhandel in der Innenstadt besorgt, kann er vielleicht in einigen Jahren seinen Landrats-Kollegen von der SPD beobachten, wie der ihm vom Töpper-Turm (der Kürze wegen TöTu) auf dem Zabelstein aus zuwinkt. Schließlich gibt's ja da auch einen schicken Neubau aus Holz und Stahl, den die vielen Touristen aus der Wälzlagerstadt bei ihren Wochenende-Ausflügen in den nahe gelegenen Steigerwald gerne erklimmen, um den Blick auf ihre Heimatstadt zu genießen.
Neben Töpper steht dann mutmaßlich Remelés SPD-Stadtratskollege Peter Hofmann. Der muss sich zukünftig leider mit einem Ausflug ins Grüne begnügen, denn das ganze Geld im Stadtsäckel ging für den Remelé-Turm drauf. Da war nichts mehr, um seine zugegeben ein wenig gewagte Idee von einem Riesenrad auf dem Marktplatz á la London-Eye zu finanzieren, um die Innenstadt attraktiver zu machen.
Ach ja, es versteht sich von selbst, dass der Remelé-Turm Maßstäbe setzt in Sachen Höhe: Er soll 40 Meter hoch sein, der kürzlich eröffnete neue Töpper-Turm schafft es nur auf 19,5 Meter.
Die LGS hinter der Kaserne und der Aussichtsturm hinterm Stadion. Der gehört auf den Präsentierteller! Als gut sichtbares Wahrzeichen! Möglichst in die Altstadt! Wo Touristen & Gäste sind!
VORSCHLAG
Wiederaufbau des höchstgelegenen Stadttores, Obertor, an der Sattlervilla, als Tor für Rad- & Fußweg - im obersten Geschoss mit etwas größeren Fenstern als einst. Das passte prima zur derzeit dort laufenden Quartierssanierung und man könnte 5 Fliegen mit einer Klappe schlagen:
1. Aussichtsturm - den es in jeder Altstadt geben sollte
2. Kornmarkt erhielt wieder seinen städtebaulichen Abschluss
3. Pendant zum Gretel-Baumbach-Haus
4. Die nordöstliche Altstadt erhielt wieder ihr Wahrzeichen
5. Ein mittelalterliches Stadttor ist Image-Aufwertung für eine vermeintliche Graue-Maus-Industriestadt
Das Wahrzeichen passte zudem prima zur Kneipenmeile (Gaststätte Obertor) und brächte der Sanierung einen Mehrwert - auch dem Fichtels Garten, der ein Schattendasein fristet.