
Es ist ein Ritual, das jeder Fußball-Fan, egal ob er dem FC Bayern München anhängt oder nicht, kennt: Wenn die Bayern einen (Meister)-Titel holen, wird das auf dem Münchner Marienplatz gefeiert. Unten steht das Fußball-Volk, auf dem Balkon des Rathauses die Heroen des Fußballs und lassen sich hochleben.
Der FC Bayern ist bekanntlich Rekordmeister, doch wenn mal ein anderer Verein wie versehentlich vergangene Saison Bayer 04 Leverkusen Meister wird, kommt unweigerlich die Frage aller Fragen: Haben die überhaupt einen Balkon?
So, und nun gibt es diese Frage bald auch in Schweinfurt zu klären. Denn der fußballerische Stolz der Stadt, der ruhmreiche FC 05 Schweinfurt, ist kurz davor, seinen Traum von der Meisterschaft in der Regionalliga Bayern und dem Aufstieg in die Dritte Liga wahrzumachen. Auch wenn sich die Mannen von Victor Kleinhenz am Gründonnerstag knapp dem FC Bayern München II geschlagen geben mussten: Mit zwei Siegen am 25. April in Aschaffenburg und vor allem am 2. Mai daheim gegen die Würzburger Kickers könnten sie den Traum vom Aufstieg wahrmachen.
Zugegeben, das würde uns aus lokalpatriotischer Sicht freuen. Aber klar ist auch, dass wohl im Hintergrund Schweißausbrüche in der Stadtverwaltung und hektische Betriebsamkeit folgen. Zum einen käme die Meisterschaft natürlich im Umfeld der entscheidenden Stadtratssitzung am 29. April, bei der über den Zuschuss von 3,6 Millionen Euro für den drittligatauglichen Ausbau des Sachs-Stadions entschieden wird. Zum anderen aber hat Oberbürgermeister Sebastian Remelé eine Grübelaufgabe mehr: Nicht nur, wo er die Millionen für das Stadion im klammen Stadtsäckel findet, sondern nun eben, auf welchem Balkon die Meisterfeier stattfinden könnte?
Wir hätten da natürlich ein paar Vorschläge, so ist es ja nicht. Nicht wirklich ein Balkon, aber doch erhöht, wäre die Rathaustreppe und das Fußball-Volk fände genügend Platz im Innenhof. Noch viel besser wäre der altehrwürdige Balkon am alten Rathaus mit Blickrichtung zum Marktplatz und zum Rückert-Denkmal. Da wiederum könnten sich Tausende Fans versammeln und die Mannschaft sowie das Trainerteam feiern.
Sollte der Balkon, aus welchen Gründen auch immer, nicht geeignet sein, könnte man natürlich auf ein Faschings-Utensil zurückgreifen, das der OB gewohnt ist und das im Grunde noch viel besser geeignet wäre, den größten Erfolg des FC 05 seit dem Aufstieg in die Zweite Liga 2001 zu feiern.
Der große Lastwagen der ESKAGE, auf dem das Prinzenpaar beim Faschingzug durch die Stadt fährt, könnte ja eine Runde durch die Stadt drehen. Entlang der Gehsteige das feiernde Fußball-Volk, auf dem Anhänger die Mannschaft, Trainer, der Vorstand und natürlich der jubelnde OB, der sein Herz für Fußball entdeckt und dem eine lebenslange Dauerkarte für FC-05-Spiele geschenkt wird. Ein Bild, das in die Geschichte Schweinfurts eingehen würde.
Aber klar: Brot (inzwischen ja eher immer weniger), dafür massenhaft Spiele. Läuft...