
Keine Leute, die drängeln und schubsen, fröhliche Menschen, die miteinander feiern, viele Kostüme, die Stimmung: ausgelassen. Und ein Wetter, das besser nicht sein konnte. Der 69. Faschingszug der Schweinfurter Karnevalsgesellschaft ESKAGE war ein besonderer, vielleicht fröhlicher, vielleicht ausgelassener als sonst. Und das, obwohl mehr in die Sicherheit investiert werden musste. Aus gutem Grund.
Nach dem Anschlag in München vor einigen Wochen auf einen Demozug der Gewerkschaft Verdi waren die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft worden. Und dann der Vorfall in Mannheim, bei dem erst am Vorabend ein Mann mit seinem Auto in Fußgänger gerast war. Mehr Polizei, Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Rotem Kreuz waren vor Ort; alle Zugänge wurden mit Autos blockiert, die großen sogar mit Lastwagen.
Kurz habe er daran gedacht, den Umzug abzusagen, sagt Zugmarschall Marc Blüml offen. Doch als die Nachricht kam, dass es kein politisch motivierter Anschlag war, keiner auf einen Faschingszug oder ähnliches, war das Thema vom Tisch. "Wir haben alles gemacht, dass nichts passiert", sagt Blüml, und meint damit den Veranstalter ESKAGE, die Polizei, die Stadt, Ordner und Einsatzkräfte.

Von einem war der Zugmarschall auch überrascht: den Menschen. Um die 22.000 Zuschauerinnen und Zuschauer dürften es gewesen sein. Blüml hatte befürchtet, dass manche aus Angst zu Hause bleiben würden. Auch die Atmosphäre sei eine gute, sagt der Mann, der zum zweiten Mal als Zugmarschall am Spitalseeplatz den Startschuss gab für den traditionellen Faschingszug durch Schweinfurt. Um 13 Uhr ging es los: 46 Startnummern, darunter viele Wagen, aber auch etliche Fußgruppen aus Schweinfurt und Umgebung.
Oberwerrner Zugvögel fahren lieber Bahn statt Bus – und landen auf Platz 1
Es sollte lange dauern, bis gegen 15.30 Uhr der letzte Wagen mit dem Elferrat der ESKAGE an Bord in Richtung Marktplatz rollte. Was auch an den großen Wagen mit teils aufwändigen Aufbauten liegen könnte, die nur langsam um die Kurven rollen konnten. Die teilnehmenden Gruppen hatten sich einiges einfallen lassen, griffen vor allem lokale Themen auf.
Die Gäßbockelf Üchtelhausen hob mit Raumschiffen ab und schleppte eine ganze Galaxie mit sich; der Oberwerrner Karnevalsverein kam mit einer ganzen Lok daher und spielte auf den Ärger rund um die Änderungen im Schweinfurter Nahverkehr an. Ihr Fazit: "Die Oberwerrner Zugvögel fahren lieber Bahn und scheißen auf den Stadtbus-Plan".

Ein Schwerpunktthema hatten die Schweinfurter Wirtschaftsjunioren aufgegriffen: die Frage, wie es langfristig mit den Krankenhäusern in Schweinfurt weitergehen wird. "Ohne Josef muss Maria in Leos Bett", stand auf dem Wagen, von dessen Lautsprechern aus sogar ein eigenes Lied zu Schweinfurts Krankenhäusern dröhnte.
Am Ende waren es die Oberwerrner, die den Preis für den besten Wagen im Faschingsumzug einheimsten. Platz Zwei ging an die Wirtschaftsjunioren, Platz drei an die Dance Academy, die mit einer großen Fußgruppe tanzend durch Schweinfurt zog. Damit war der Fasching in Schweinfurt noch nicht ganz vorbei. Am Marktplatz wurde nach dem Zug weitergefeiert.

Wie die Bilanz der Schweinfurter Polizei zum Faschingszug 2025 ausfällt
Positiv fällt auch die Bilanz der Polizei aus. Große Vorfälle habe es nicht gegeben, sagt Pressesprecher Denis Stegner auf Nachfrage. Beim Faschingszug sei es zu einer Körperverletzung gekommen. Aber sonst sei es "durchweg eine gelungene Veranstaltung" gewesen. Das Sicherheitskonzept, das die Polizei mit der Stadt Schweinfurt entwickelt hatte, sei aufgegangen.
