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Schweinfurt
Globaler Klimastreik: Sechs Klimaschützer aus Schweinfurt und ihre Forderungen
People for Future demonstrierten am Freitag in Schweinfurt. Neben dem Ukraine-Krieg kritisiert die Bewegung auch die kommunale Klimapolitik. Das sind ihre Punkte.
Die Klimaschutzgruppe 'People for Future' demonstrierte am Freitag in der Schweinfurter Innenstadt gegen die Klimapolitik von Stadt und Landkreis Schweinfurt.
Foto: Marcel Dinkel | Die Klimaschutzgruppe "People for Future" demonstrierte am Freitag in der Schweinfurter Innenstadt gegen die Klimapolitik von Stadt und Landkreis Schweinfurt.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:44 Uhr

Der letzte Klimastreik der Organisation "People for Future" in Schweinfurt liegt vier Monate zurück. Seitdem hat sich die politische Situation in Deutschland und Europa massiv geändert und die Forderungen der Klimaschützer wieder in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatte gerückt.

200 Klimaaktivistinnen und Aktivisten zogen deshalb am 25. März durch die Schweinfurter Innenstadt. Die Demonstration war Teil eines globalen Klimastreiks, bei dem weltweit für besseren Klimaschutz gestreikt wurde. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Generationen versammelten sich nach dem Demozug zu Redebeiträgen am Georg-Wichtermann-Platz. Die Aktion stand dabei auch im Schatten des Ukraine-Kriegs, mit klaren Forderungen an die lokale Politik.

1. Sven Seyit-Turkut (20) aus Schweinfurt: "Wir sehen gerade deutlich, dass wir ernten, was wir säen."

Sven Seyit-Turkut (20) aus Schweinfurt ist einer der Organisatoren der Schweinfurter Klimabewegung 'People for Future'. Der Student sieht die Forderungen der Bewegung durch den Krieg in der Ukraine bestärkt.
Foto: Marcel Dinkel | Sven Seyit-Turkut (20) aus Schweinfurt ist einer der Organisatoren der Schweinfurter Klimabewegung "People for Future". Der Student sieht die Forderungen der Bewegung durch den Krieg in der Ukraine bestärkt.

"Die Forderungen haben sich nicht verändert, sondern wurden eher bestärkt und dringlicher als je zuvor. Mit jeder Minute kommt ein neuer Grund dazu, um sich für deutlich besseren Klimaschutz einzusetzen, sowohl auf kommunaler, bundesweiter wie auch globaler Ebene. Der Krieg in der Ukraine mag uns als Energieverbraucher härter treffen als andere, jedoch müssen natürlich, weltweit und ausnahmslos, alle Kriege und unumkehrbaren Zerstörungen der Umwelt unterbunden werden, um die Dystopie zu verhindern, auf die wir mit Vollgas zusteuern. Wir sehen gerade deutlich, dass wir ernten, was wir säen. Es klingt zynisch, aber das mit der Abhängigkeit von Kohle, Erdgas und Öl haben wir doch schon vor Jahren vorausgesagt."

2. Elmar Rachle (64) aus Schweinfurt: "Der Ukrainekrieg zeigt auf drastische Weise auf, wie gefährlich Atomkraft sein kann"

Elmar Rachle (64) aus Schweinfurt ist Großvater dreier Enkelkinder. Für ihn ist Klimaschutz gleichbedeutend mit Frieden in Europa und der Welt.
Foto: Marcel Dinkel | Elmar Rachle (64) aus Schweinfurt ist Großvater dreier Enkelkinder. Für ihn ist Klimaschutz gleichbedeutend mit Frieden in Europa und der Welt.

"Ich bin seit 40 Jahren in der Umwelt- und Friedensbewegung engagiert. Mittlerweile bin ich Großvater dreier Enkelkinder und versuche mich einzusetzen für eine Umwelt, die unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Zukunft sichert. Die heutige Demonstration hat gezeigt, dass die Umwelt-, die Anti-Atomkraft-, "Fridays for Future"- und die Friedensbewegung Geschwister und Kinder ein und derselben Sache sind.

Ich habe mich über die Forderungen nach dem sofortigen Ende des Ukrainekrieges sowie über einen Bezugstopp von fossilen Energieträgern aus Russland gefreut. Genauso über den kritischen Blick auf die Nutzung der Atomkraft: Der Ukrainekrieg zeigt auf drastische Weise auf, wie gefährlich Atomkraft sein kann. Ich frage mich, ob die Reaktorkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima nicht deutlich genug waren im Hinblick auf die verfehlten Forderungen nach Laufzeitverlängerungen, die aktuell aus der Politik kommen. Unser Ziel ist die Bewahrung der Schöpfung und der Erhalt der Lebensgrundlagen unsere nachfolgenden Generationen."

3. Maike Weichold (44) aus Schonungen: "Die Stadtwerke sind extrem unnachhaltig und Klima schädigend"

Maike Weichold (44) aus Schonungen kritisiert die aktuelle Klimapolitik von Stadt und Landkreis.
Foto: Marcel Dinkel | Maike Weichold (44) aus Schonungen kritisiert die aktuelle Klimapolitik von Stadt und Landkreis.

"Ich engagiere mich bei den People for Future, damit wir hier in Schweinfurt vor allem regional mit dem Klimaschutz vorankommen und etwas bewegen können. Wir haben den Hashtag "Zehn Prozent reicht halt nicht" gewählt, weil wir leider im November feststellen mussten, dass die Stadtwerke durch eine Gesetzesänderung den reellen Wert ihrer erneuerbaren Energiequellen angeben mussten. Zuvor hatten die Stadtwerke mit 60 Prozent erneuerbare Energiequellen geworben. Durch diese Änderung sind es jetzt nur noch zehn Prozent und das hat uns alle sehr schockiert. Wir sehen hier Oberbürgermeister Remelé als Aufsichtsratsvorsitzenden der Stadtwerke und den Stadtrat in der Verantwortung, daran schnellstmöglich etwas zu ändern. Die Stadtwerke sind extrem unnachhaltig und klimaschädigend. Da muss etwas passieren."

4. Edo Günther (68) aus Gochsheim: "Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Stadt- und Gemeinderäte nicht wissen, wovon sie hier überhaupt reden."

Für Edo Günther (68) aus Gochsheim hat als Vorsitzender des Bund Naturschutz Schweinfurt klare Forderungen an die Politik.
Foto: Marcel Dinkel | Für Edo Günther (68) aus Gochsheim hat als Vorsitzender des Bund Naturschutz Schweinfurt klare Forderungen an die Politik.

"Ich bin Kreisvorsitzender vom Bund Naturschutz Schweinfurt und engagiere mich seit langem für den Naturschutz. Durch die aktuelle Situation werden auch bei uns die Fragen der Versorgungssicherheit in den Fokus gestellt, beispielsweise in der landwirtschaftlichen Produktion, die für mich im Grunde genommen entscheidend ist. Jetzt denkt man in Brüssel ja darüber nach, ökologische Flächen wieder mit Pestiziden und Dünger zu zerstören. Das darf nicht die Schlussfolgerung sein."

Es ist unbedingt erforderlich, den Schwenk schnellstens in Richtung erneuerbare Energien hinzubekommen. Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass die Gelder, die aktuell in den Klimaschutz fließen, nicht ankommen. Das heißt, wir müssen endlich die Programme, die sicherlich da sind, in Umstellung bringen. Für Stadt und Landkreis gilt das Gleiche: hundertprozentige Umstellung auf erneuerbare Energie. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Stadt- und Gemeinderäte nicht wissen, wovon sie hier überhaupt reden. Wenn ich lese, was in Gemeinderatssitzungen entschieden wird, wenn es zum Beispiel um die Genehmigung von Windkraftanlagen in der Fläche geht, bekomme ich das kalte Grausen."

5. Lou Bretscher (16) aus Schweinfurt: "Unsere Forderungen sind durch den Krieg noch deutlicher geworden"

Lou Bretscher (16) aus Schweinfurt
Foto: Marcel Dinkel | Lou Bretscher (16) aus Schweinfurt

"Ich würde sagen, dass unsere Forderungen durch den Krieg noch deutlicher geworden sind und zeigen, wie abhängig wir von anderen Ländern und deren fossilen Rohstoffen sind. Und natürlich stehen wir als Fridays for Future auch für den Frieden, denken an all die Betroffenen und fordern Frieden. Unser Hauptbeweggrund liegt aber immer noch beim Klimaschutz und dem Aufmerksam machen auf den Klimawandel, die CO2-Ausstöße und die Umweltverschmutzung. Viele tun so, als wäre alles gut, als würde nichts passieren. Aber das ist längst noch nicht alles. Tagtäglich werden Wälder abgeholzt, Flugzeuge, Autos und Schiffe fahren in der Gegend rum und zerstören alles. Die Menschen müssen aufhören so egoistisch zu sein und anfangen aufzustehen, um diese Welt zu retten."

6. Christian Schäflein (53) aus Schonungen: "Die Antiatomkraftbewegung steht schon immer an der Seite der Friedensbewegung"

Für Christian Schäflein (53) aus Schonungen ist die Demonstration auch ein Schulterschluss mit Betroffenen des Ukraine-Kriegs. Er warnt besonders vor den Gefahren der Atomkraft und ist gegen die aktuellen Forderungen von Laufzeitverlängerungen aus Teilen der Politik.
Foto: Marcel Dinkel | Für Christian Schäflein (53) aus Schonungen ist die Demonstration auch ein Schulterschluss mit Betroffenen des Ukraine-Kriegs.

"Die bundesweiten Demonstrationen waren heute auch eine Aktion der Solidarität mit den Betroffenen des Ukraine-Kriegs. Wir sehen uns schwesterlich, brüderlich an der Seite der Friedensbewegung. Wir fordern deshalb auch einen schnellen Stopp der russischen Öl- und Gaslieferungen, damit wir den russischen Angriffskrieg nicht mitfinanzieren."

"Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine wird auch rund um Atomkraftwerke in der Ukraine geführt. Der Krieg in der Ukraine gefährdet somit auch die atomare Sicherheit. Auch die Gefahren, die vom Atomkraftwerk Grafenrheinfeld ausgehen, sind noch nicht beendet. Mit dieser Gefahr leben wir hier in Schweinfurt seit 1982.

Der Angriffskrieg führt uns schmerzhaft vor Augen, dass wir noch immer abhängig sind von Kohle, Gas und Öl. Damit befeuern wir nicht nur die Klimakrise, sondern auch den russischen Angriffskrieg. Das können wir nicht weiter zulassen. Wir müssen schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umsteigen. Fürs Klima und aus Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Wir wollen auch keine Ersatzlieferung aus Katar und Ländern, die Menschenrecht nicht achten."

 
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  • W. R.
    Umweltschutz geht uns alle an!
    Danke für das Engagement und die Zeit für diese Demo.Es wird immer Gegner geben aber - wir sind laut und wir sind hier weil ihr uns die Zukunft klaut!
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  • G. L.
    Leider steht Ihnen die Kommentarfunktion auf mainpost.de nicht zur Verfügung. Deshalb werden wir Ihren Kommentar nicht veröffentlichen.
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  • M. R.
    Die Zukunft hat man Euch erst geschaffen!

    Keine Generation hat neueer Kleidung!
    Keine Geration hatte vielfälltigere Nahrung!
    Keine Generation hatte mehr an Zeitvertreib!
    Keine Generation hatte mehr Möglichkeiten!
    Keine Gerneration hatte bessere Wohnungen!
    Keine Generation hatte einen besseren ÖPNV!
    Keine Generation hatte bessere Bildungschancen!
    Keine Generation hatte bessere Luft in den Städten!
    Keine Gereneration hatte bessere Gesundheitsvorsorge!

    Ihr klaut Euch die Zukunft selbst, wenn Ihr nicht technische Berufe ergreift und Lösungen entwickelt für die Zukunft, sondern Idiologien hinter her lauft ohne die Geschichte zu beachten die Euch eben diese Zukunft geschenkt hat!
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  • W. K.
    In ihrer Wohlstandsblase merken die FFF-Jünger überhaupt nicht, welche wirklich großen Probleme auf uns zukommen. Die Abschaltung grundlastfähiger Kraftwerke und das wilde Bauen von PV- und Windenergieanlagen ohne jegliche Infrastruktur incl. Speichermöglichkeit von elektrischer Energie sind beste Voraussetzungen für eine Energiemangelwirtschaft.
    Blackouts inklusive.

    Zukünftige Generationen werden uns nicht wegen des Klimas verdammen, sondern für das systematische Herunterwirtschaften des Industriestandorts Deutschland.
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  • W. K.
    Ist das jetzt Satire oder meinen Sie das im Ernst?
    Falls letzteres: Wissen Sie überhaupt, was Grundlast bedeutet? Es ist nicht etwas, was Kraftwerke brauchen, sondern der ständig vorliegende BEDARF!
    Wenn Sie das nicht wissen, sollten Sie sich zunächst ein wenig mit der Materie vertraut machen, bevor Sie weiter Unsinn posten.
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  • W. K.
    Ah, ich sehe, das war Ironie.
    Vergessen Sie mein vorheriges Posting.
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  • M. R.
    "wir ernten, was wir säen"?? Wirklich?
    Also ich wüßte nicht, dass wir Putin gesäht haben!

    Putin ist ein Überbleibsel jener überkommenen Ideologie die mit der UdSSR untergegangen ist!
    Und gerade fff und vor alle auch xr huldigen dieser Ideologie nachdrücklich in dem sie Enteignungen und vieles mehr fordern!

    Der Junge Mann sollte sich mal mit der Geschichte des Kommunismus beschäftigen!
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  • D. P.
    Ich finde es gut, dass hier der Querschnitt der Teilnehmer eine Bühne bekommt - es sind halt eben nicht nur linksgrünversiffte Yuppie-Kinder mit völlig irrationalen, unvernünftigen und unrealistischen Forderungen, so wie das hier in den Kommentaren gerne mal dargestellt wird. Man kann Teile der Bewegung gerne schlecht finden. Aber man darf dabei die Sache nicht aus den Augen verlieren:

    https://www.de-ipcc.de/250.php
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  • O. L.
    "Die Sache" wird aber für die große blaue Kugel völlig ohne Bedeutung sein.
    Umso mehr wir in Deutschland für den Klimaschutz aufgeben, umso mehr verdreckt China etc. die Welt.

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/179260/umfrage/die-zehn-groessten-c02-emittenten-weltweit/#:~:text=Kohlenstoffdioxid%20ist%20aufgrund%20des%20gro%C3%9Fen,Deutschland%20zuletzt%20bei%2087%20Prozent.

    https://ourworldindata.org/co2-emissions#co2-emissions-by-region
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  • D. P.
    Dann schauen Sie mal bei Statista, was China in Erneuerbare investiert. Dass andere Länder die Welt verdrecken ist kein Argument nichts zu tun.
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  • O. L.
    ""Ich bin seit 40 Jahren in der Umwelt- und Friedensbewegung engagiert... Die heutige Demonstration hat gezeigt, dass die Umwelt-, die Anti-Atomkraft-, "Fridays for Future"- und die Friedensbewegung Geschwister und Kinder ein und derselben Sache sind."

    Geschwister einer Sache, das sehe ich genauso. Fehlt nur noch das marxistische Lager.

    Die einen verlangen totale Abrüstung, "Frieden schaffen ohne Waffen" und die Anderen lehnen Waffenhilfslieferungen kategorisch ab. Putin freut es.....

    Und ich lasse mir bestimmt nicht von einem 16 jährigen ein schlechtes Gewissen einreden und die Welt erklären. Das sind z.Zt. unsere Wohlstandsproblemchen, hoffentlich gibt es mittelfristig wirklich keine großen Probleme für uns. Der CO²-Fußabdruck eines Kampfpanzers ist nämlich gewaltig... traurig und die Kompensation schwierig! (⊙_⊙ zwinkern
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