Blickt man auf die Zeitschiene, dann dürfte der Rückbau des stillgelegten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld die dauerhafteste Baustelle Frankens sein: Noch bis 2035 sollen die Beschäftigten dafür sorgen, dass vom Atommeiler so wenig wie möglich übrig bleibt. Zum Vergleich: Vom Baubeginn 1974 bis zur Inbetriebnahme sind nur acht Jahre vergangen.
Das Jahr 2021 war in der Rückbauphase das bisher ereignisreichste. Die Zeiträume davor dienten hauptsächlich der Vorbereitung und den Umbauten innerhalb des Werks, um überhaupt mit dem Rückbau im großen Stil beginnen zu können. Etwa 30 000 Tonnen Material werden anfallen, bis das AKW abgebaut ist. Laut Werkschef Bernd Kaiser will man etwa 3500 Tonnen pro Jahr herausholen. Im Sommer haben die Arbeiterinnen und Arbeiter damit begonnen, das Herzstück der Anlage zu zerlegen: den Reaktordruckbehälter, in dem die Kernspaltung stattgefunden und massig Energie freigesetzt hat. Der Stahlkoloss soll 2024 verschwunden sein. Um die etwa koffergroßen Stücke abtransportieren zu können, ist extra ein Aufzug ins Reaktorgebäude eingebaut worden.
Müll landet auch im Heizkraftwerk
Während ein Großteil des Materials wiederverwertet wird, landen auch etwa 1800 Tonnen auf der Mülldeponie Rothmühle des Landkreises; 500 Tonnen sollen im Müllheizkraftwerk GKS Schweinfurt verfeuert werden. Für Diskussionen hatte in der Vergangenheit gesorgt, dass diese Stoffe eine radioaktive Belastung von maximal zehn Mikrosievert aufweisen dürfen. Die Kritik daran ist 2021 allerdings leiser geworden.
Eine Entscheidung hat es 2021 auch über die Zukunft der Kühltürme gegeben: Zwischenzeitlich hatten die Pläne gelautet, sie am Ende einzureißen. Doch nun soll doch eine frühere Idee des Kraftwerkleiters Bernd Kaiser verwirklicht werden: Sie sollen kontrolliert gesprengt werden wie 2020 am AKW Philippsburg. Auch wenn sich Kaiser bislang nicht auf ein Datum festlegen wollte, könnte es 2024 soweit sein.
Kosten von einer Milliarde Euro
Kraftwerkschef Bernd Kaiser und der Finanz-Geschäftsführer von Preussen-Elektra, Thorsten Lott, veranschlagen etwa eine bis 1,3 Milliarden Euro für den Rückbau in Grafenrheinfeld. Insgesamt besitzt das Unternehmen acht AKW, die schon zurückgebaut sind oder werden müssen. Neun Milliarden Euro hat es dafür eingeplant, die Preussen-Elektra wie andere AKW-Betreiber selbst aufbringen muss. In der Auseinandersetzung um den Atomausstieg haben sich Nuklearwirtschaft und Bundesregierung 2016 darauf geeinigt, dass die Unternehmen für Stilllegung, Rückbau der AKW und Verpackung des Mülls zuständig bleiben. Dafür übernimmt der Bund die Entsorgung des Atommülls.
Während vom Rückbau von außen so gut wie nichts zu sehen ist, gab es aufwändige Bautätigkeiten auf dem Gelände. Im Frühjahr hat AKW-Betreiber Preussen-Elektra das neue Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Stoffe, die beim Abbau anfallen, vollendet und der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) übergeben. Sie ist für die Hinterlassenschaften zuständig und betreibt auch das zweite Zwischenlager vor Ort, in dem die hochradioaktiven Brennelemente stehen.
Die BGZ hat 2021 mit dem Bau eines Zaunes um beide Hallen sowie eines neuen Funktionsgebäudes begonnen. Ziel ist es, ein eigenes Werksgelände einzurichten, das von der Preussen-Elektra-Infrastruktur abgekoppelt wird.
Kraftwerke im Wert von vielen Milliarden Euro werden nun einfach verschrottet.
Ersatz nicht in Sicht.
Nur das Ausland kann uns jetzt helfen, das werden sie auch tun wenn Energie übrig ist, gegen viel viel Geld. Ein Abgrund an Imkompetenz, Leichtsinn und Rücksichtlosigkeit. Dieses Land ist so lost...