Es ist eine Premiere und zugleich ein außergewöhnliches kirchliches Angebot: Am Sontag, 26. März, veranstaltet die Pfarreiengemeinschaft "St. Franziskus am Steigerwald" einen Glaubensmarkt in Gerolzhofen. Pfarrer Stefan Mai hofft, damit Impulse für eine Kirche im Aufbruch zu geben. An diesem Tag sollen Menschen dazu gebracht werden, sich mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen und darüber mit anderen Menschen zu sprechen. "Dass es etwas Vergleichbares schon einmal gegeben hat, ist mir nicht bekannt", stellt Mai mit Blick auf das Bistum Würzburg und wohl auch darüber hinaus fest.
Ein solcher Glaubensmarkt, der in erster Linie Frauen, Männer und Kinder innerhalb der Pfarreiengemeinschaft und des Pastoralen Raums Gerolzhofen ansprechen möchte, aber auch Interessierte von außerhalb, sucht in der Tat seinesgleichen.
Allein der Ansatz ist beachtenswert: In einer Zeit, in der Kirche sich in der Gesellschaft nicht nur gefühlt in die Defensive gedrängt sieht und auch von sich aus immer seltener nach vorne und in Erscheinung tritt, passiert an diesem Tag in Gerolzhofen genau das Gegenteil. Die Gläubigen vor Ort suchen bewusst die Öffentlichkeit.
Kirche soll sich nicht mehr verkriechen
Heutzutage erscheine Kirche oft in einem "schiefen Licht", meint Mai. Dem möchten die Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft entgegentreten und gemeinsam zeigen, was Kirche aus ihrer Sicht Gutes zu bieten hat. "Wir wollen uns als Kirche nicht mehr verkriechen, sondern ein Stück weit in die Offensive gehen, weil wir überzeugt sind, dass unser Glaube einen hohen Stellenwert und ein wertvolles Sinnangebot hat", beschreibt der Gerolzhöfer Pfarrer das Anliegen.
Die Idee hierzu stammt nicht von ihm, sondern kommt aus dem Gerolzhöfer Pfarrgemeindeteam. Als deren Vertreterin erklärt Anja Iff, dass in dem Team vor einiger Zeit der Wunsch laut wurde, die vielen Menschen, die in den Pfarreien im Hintergrund Wertvolles leisten, miteinander in Kontakt zu bringen. Hierzu zählten etwa die Mesner, die Jugend- und Seniorengruppen und die Kirchenmusiker. Innerhalb ihrer Gruppen wurden diese zu ihrem persönlichen Glauben befragt und ermutigt, darüber mit anderen zu sprechen. Ziel sei es gewesen, diese auch besser zu vernetzen.
Mehrere Leitfragen zum persönlichen Glauben
Um ins Gespräch über Glauben zu kommen, dienten mehrere Leitfragen als Impuls: Wie drücke ich in der Gruppe etwas von meinem Glauben aus? Was habe ich für Glaubenserfahrungen gemacht? Was macht mir Freude? Was hat mich zu dieser Gruppe geführt?
Aus den in den Gesprächen gewonnenen guten Erfahrungen entstanden dann die Vorstellungen zum Glaubensmarkt. Dieser wird sich vom Marktplatz über die Spitalstraße bis zum Spitalgarten erstrecken. Rund 25 Gruppen aus der Pfarreiengemeinschaft werden sich daran beteiligen, darunter die Kindergärten, kirchliche Vereine, Jugendgruppen, Katechetinnen und Katecheten, Blumenschmückerinnen und Wallfahrtsführer.
Auch die evangelische Kirchengemeinde ist an einem Stand vertreten sowie deren Posaunenchor. Ein besonderes Angebot wird eine spirituelle Eselwanderung sein. In der Spitalkirche sind Video-Einspielungen der Kirchenträume vorgesehen und im Spitalgarten ein Friedhofsprojekt mit Fragen rund um den Tod. Vormittags startet der Glaubensmarkt mit einem Gottesdienst im Spitalgarten.
Auch kritische Fragen haben ihren Platz beim Glaubensmarkt
"Es ist ein Angebot für alle", sagt Iff, "jeder kann sich etwas rauspicken." Dieser breit angelegte Austausch rund um den Glauben und die damit verbundene Begegnung von Menschen findet bewusst nicht innerhalb kirchlicher Räume statt, sondern im öffentlichen Raum, erklärt Pfarrer Mai. Es sei eine offene Einladung an alle, sich auf die Suche nach dem eigenen Glauben zu begeben, gerne auch zusammen mit anderen.
"Überzeugter Glauben hat eine Bedeutung für unser Leben", sagt Mai. Der Glaubensmarkt soll den Blick weg von Konsum und Bespaßung lenken, hin zur Auseinandersetzung mit Sinnfragen. Auf der einen Seite möchte Kirche vor Ort ihre Angebote präsentieren. Auf der anderen Seite seien deren Vertreter aber auch bereit, sich mit kritischen Fragen auseinander zu setzen, sagt Iff.
In erster Linie erwartet Pfarrer Mai an diesem Tag vor allem Kircheninteressierte, die kommen werden. Er hoffe aber zugleich, dass Menschen vorbeischauen, die der Kirche womöglich den Rücken gekehrt haben oder die einfach nur neugierig sind, mehr über deren Angebote zu erfahren.
Ein Ziel sieht Iff bereits durch die Gespräche im Vorfeld erreicht: "Die vielen Gruppen innerhalb unserer Pfarreiengemeinschaft sind erstmals so intensiv miteinander in Kontakt getreten." Dies fördere die in Zukunft immer dringender gefragte Bereitschaft, Synergien zu nutzen und innerhalb der Pfarreiengemeinschaft und im Pastoralen Raum enger zusammenzuarbeiten. Und viele hätten auch wertschätzen gelernt, was es unter dem Dach der Kirche alles gibt.