Es gab schon einmal einen Versuch, den Namen des in Schweinfurt geborenen Kinder- und Jugendbuchautors Paul Maar in der Stadt sichtbar zu machen. 2022 wollte sich die Schiller-Grundschule umbenennen, in die der deutschlandweit bekannte Autor einst zur Schule gegangen ist. Damals scheiterte das Vorhaben am Protest von Eltern. Sie wollten den Namen einer historischen Persönlichkeit, deren Werte auch heute hochgehalten werden, nicht gegen den Namen eines Kinderbuchautors eintauschen. Letztlich zog Rektorin Kerstin Geus, die die Umbenennung initiiert hatte, ihren Antrag wieder zurück.
Jetzt gibt es einen neuen Vorstoß. CSU-Stadtrat Werner Christoffel wird dem Schul- und Kulturausschuss in der Sitzung am Mittwoch im Namen seiner Fraktion einen Antrag vorlegen, der neuen Grundschule im Stadtteil Bellevue den Namen "Paul-Maar-Schule" zu verleihen oder aber eine andere Grundschule in Schweinfurt in Paul-Maar-Schule umzubenennen.
Eltern an der Schiller-Grundschule sind alarmiert
Der Antrag hat Eltern von Kindern in der Schiller-Grundschule alarmiert. Sie befürchten, dass "heimlich und an jeglicher öffentlichen und schulinternen Diskussion vorbei" wieder ein Umbennungsantrag für die Schiller-Grundschule kommen könnte. Denn die neue Grundschule im Bellevue ist – nach aktuellem Stand – per se ja keine neue Schule, sondern die alte Körnerschule, die lediglich umzieht, folglich schon einen Namen hat.
Was steckt also hinter dem Vorstoß der CSU? Werner Christoffel sagt auf Nachfrage dieser Redaktion, dass die Idee im Kunstverein entstanden sei, der 2025 eine große Sonderausstellung in der Kunsthalle mit Paul Maar plant. In vielen anderen deutschen Städten, ohne direkten Bezug zu dem Schriftsteller, gebe es schon nach ihm benannte Schulen. Aus diesem Grund sollte auch seine Heimatstadt Schweinfurt Paul Maar eine besondere Ehrung zuteilwerden lassen.
Sein Antrag ziele aber nicht auf eine Umbenennung der Schiller-Grundschule ab, versichert Christoffel. "Mein Favorit für den Namen Paul Maar ist die neue Grundschule im Stadtteil Bellevue." Diese könnte dann nämlich einen neuen Namen benötigen, wenn die Überlegungen der Stadt umgesetzt werden, die alte Körnerschule auch nach dem Umzug weiter als Grundschulstandort zu erhalten. Statt bisher acht gäbe es dann neun Grundschulen in Schweinfurt.
Bislang war angedacht, die alte Körnerschule nach dem Umzug zum Schuljahr 2025/26 für sonstige Schulzwecke freizugeben. Interesse für eine Nutzung hatte der Zweckverband FOS/BOS angemeldet. Aufgrund der stark gestiegenen Schülerzahlen, bedingt auch durch die Ukraine-Flüchtlinge, ist die Raumsituation an Schweinfurts Grundschulen aber so angespannt, dass die Weiternutzung der "Hülle" der alten Körnerschule erwägt wird.
Regierung von Unterfranken entscheidet über Sprengeleinteilung
"Optimal wäre die Einrichtung eines neunten Sprengels mit der Grundschule Bellevue", verweist Sozialreferent Jürgen Montag auf die weiterhin steigenden Schülerzahlen. Über die Sprengeleinteilung entscheidet aber nicht die Stadt, sondern die Regierung von Unterfranken, genauso wie über den Schulnamen. Diesen könne nur die Regierung von Unterfranken verleihen, erklärt Montag. Die Stadt als Schulaufwandsträger sei nur eine von vier Beteiligten, zu denen Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülermitverantwortung gehören.
Die Meinung der Schulleitungen zu einer Namensänderung hat die Stadt im Vorfeld der Sitzung bereits abgefragt. Ergebnis war: Die Rektorin der Schillerschule ist weiterhin daran interessiert, ihre Schule in Paul-Maar-Grundschule umzubenennen. Und die Schulleiterin der Körner-Schule würde ihrer Kollegin in diesem Fall den Vortritt lassen.
Die Eltern an der Schillerschule sollen schon begonnen haben, Unterschriften gegen eine Umbenennung zu sammeln.
Bleib doch bitte bei den Fakten oder lies einmal die Unterlagen. Von zurückrudern kann hier nicht die Rede sein. Werner Christoffels Antrag nennt explizit Bellevue und nicht die Schillerschule. Die Schillerschule wird von der Schulleitung mit dem stichhaltigen Argument ins Spiel gebracht, dass Paul Maar dort zur Schule ging, und die Verwaltung hat es aufgegriffen.
Etwas weniger Empörung würde hier gut tun, denn am Ende geht es um die Würdigung eines großen Schweinfurters. Mit derlei Nebendebatten erreicht man am Ende nur eins: dass die zu ehrende Person dankend verzichtet. Und das wäre sehr sehr schade.