
Grundsätzlich waren sich alle im Kreisausschuss einig, dennoch gab es politischen Streit: Um den Umbau der ehemaligen Conn-Kaserne bei Geldersheim voranzubringen, verabschiedete das Gremium einstimmig eine Grundsatzvereinbarung, in der der Kreis und die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn sowie die Stadt Schweinfurt nochmals ihren Willen bekunden, einen Gewerbepark mit mindestens 100 Hektar Fläche zu schaffen. Die vier Kommunen bilden auch den Zweckverband, der das operative Geschäft abwickelt.
Zudem verabschieden sie derzeit gemeinsam eine Resolution, die vor allem den Freistaat und den Abwasserzweckverband Obere Werntalgemeinden (AZV) zu mehr Unterstützung auffordert. Doch diese Einigkeit in der Sache wurde im Kreisausschuss vom angelaufenen Landratswahlkampf fast überlagert.
Deubner zeichnet umfassendes Bild
Landrat Florian Töpper (SPD) ließ Konversionsmanager Frank Deubner umfassend den zeitlichen Werdegang seit Abzug der US-Army 2014 sowie die grundsätzlichen und aktuellen Problemstellungen referieren. Damit reagierte er offensichtlich auf CSU-Landratskandidat Lothar Zachmann, der die Conn-Barracks und den aus CSU-Sicht zu schleppenden Fortgang als Wahlkampfthemadefiniert hat.
Die Ausgangslage, so Deubner, sei mit vielen anderen Konversionsprojekten in Bayern, in denen ehemals militärische Areale für die zivile Nutzung umgebaut werden sollen, nicht vergleichbar, etwa mit den Ledward-Barracks in Schweinfurt, wo derzeit kräftig gebaut wird. Bei den Conn-Barracks sind vier Kommunen beteiligt, unter denen "Chancen und Risiken", sprich: künftige Steuereinnahmen und Investitionen, austariert werden müssen. In die Conn-Barracks soll noch 2019 das Ankerzentrum für Flüchtlinge umziehen, weswegen man die jetzige Zufahrt von der B 303 für einen Gewerbepark nicht nutzen könne; eine Lösung stehe noch aus.
Altlastenproblem noch nicht gelöst
Aktuell befürchte der AZV, bei einer Investition von einer Million Euro für die Kanalerschließung des Gewerbeparks finanziell überfordert zu werden, weswegen dort überlegt werde, das Gelände aus dem AZV-Gebiet zu nehmen. Oder anders ausgedrückt: Die Entwässerung ist heute noch nicht gesichert. Und es gebe dort noch die Altlastenproblematik: Von 130 Verdachtsflächen seien sieben übrig geblieben, die näher untersucht werden müssten. Deubner sprach die Empfehlung aus, keine Flächen zu kaufen, die derzeit noch dem Bund gehören, bevor nicht die Detailuntersuchungen abgeschlossen sind. Das Risiko angesichts drohender Sanierungskosten bewertete er als zu hoch. Für einen Verwaltungsbeamten formulierte der Konversionsmanager ungewöhnlich deutlich: Er lehne eine "Turbo-Konversion" ab und lasse sich lieber Vorwürfe gefallen, dass es zu lange dauere.
"Wir sind gut im Rennen und haben gute Ergebnisse", bilanzierte Töpper. "Wir sollten uns nicht schlechter reden als wir sind", sagte er indirekt in Richtung Zachmann. Letzterer beließ es bei einem kurzen Statement, in dem er die Grundsatzvereinbarung und die Resolution, deren Verabschiedung den eigentlichen Tagesordnungspunkt bildeten, lobte und die Zustimmung der CSU zusagte. Als nächster Schritt stehe ein Flächennutzungsplan an, damit die Gemeinden Niederwerrn und Geldersheim planen könnten. Zachmann äußerte abschließend: "Wir freuen uns, dass es etwas nach vorne geht."
Bräuer kanzelt Landratskandidat Zachmann ab
Dieser Satz löste den Wahlkampf-Modus von SPD-Fraktionschef Hartmut Bräuer aus: "Sie haben sich in letzter Zeit eine Rhetorik angewöhnt, die unmöglich ist", fuhr er Zachmann an. Er sagte, dass man ehrenamtlichen Kommunalpolitikern nicht allen Ernstes empfehlen könne, dass der Zweckverband Grundstücke kaufe, solange die Zufahrts- und Altlastenproblematik ungeklärt sei. Vielmehr sollte sich der Landkreis zusammenschließen, um gemeinsam die beteiligten Kommunen zu unterstützen.
Ewald Öftring (Freie Wähler) äußerte seinen Unmut darüber, dass zwar viele Mitspieler auf dem Feld stünden, aber nicht alle das gleiche Engagement zeigten. Damit spielte er auf das Beispiel Deubners an, der berichtet hatte, dass man bei der Altlastenuntersuchung über Monate auf eine Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes habe warten müssen. Für den Zweckverband müsse Sicherheit vor Schnelligkeit gehen, so Öftring. Diesem Grundsatz schloss sich auch Walter Rachle (Grüne) an.