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Gerolzhofen
Gerolzhofen will attraktiver für Touristen mit Wohnmobilen werden – mit "kleinen Oasen" in der freien Natur
Der Reisemobiltourismus boomt, davon will auch die Stadt profitieren. Noch gibt es keinen Beschluss für bis zu sechs Stellplatzflächen, aber eine Tendenz.
Gibt es bald attraktivere Stellplätze für Wohnmobiltouristen in Gerolzhofen? Der Stadtrat beschäftigt sich mit einem neuen Konzept, bei dem fünf Einzelstellplätze in der Natur denkbar sind. Zudem könnte der Parkplatz an der Berliner Straße (im Bild) mit einer Ver- und Entsorgungsstation ausgebaut werden.
Foto: Stefan Pfister | Gibt es bald attraktivere Stellplätze für Wohnmobiltouristen in Gerolzhofen? Der Stadtrat beschäftigt sich mit einem neuen Konzept, bei dem fünf Einzelstellplätze in der Natur denkbar sind.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 24.11.2024 02:31 Uhr

Seit Jahren wird über neue Wohnmobilstandorte in Gerolzhofen diskutiert. Im Stadtgebiet gibt es mit dem Parkplatz an der Grund- und Mittelschule an der Ecke Schallfelder Straße/Lülsfelder Weg bislang nur eine Fläche, die über eine Ver- und Entsorgungsstation für Strom, Wasser und Abwasser sowie Toiletten verfügt. Zusätzlich existieren Stellflächen auf dem Parkplatz an der Berliner Straße.

Geht es nach der Gesellschaft "Regio Tourismus Marketing", bietet die Stadt weitaus mehr Potenzial für diese Touristen. "Für Kommunen ist das eine echte Chance, und Gerolzhofen ist eine schöne und grüne Region", meint Experte Christopher Feuerlein. Der Reisemobilexperte stellte dem Stadtrat seine Ideen vor, wie die Stadt an dem Wohnmobil-Boom partizipieren könnte.

Feuerlein kennt die Branche gut, weil er zugleich Geschäftsführer von Alpacacamping ist. Das im Oberschwarzacher Marktgemeindeteil Mutzenroth angesiedelte Unternehmen ist einer der bekannten Anbieter gerade für kleine Stellplätze in der freien Natur. Über 4000 private Wohnmobilstellplätze sind auf dem Online-Portal zu finden.

Der Wohnmobil-Tourismus boomt. Davon möchte Gerolzhofen sich eine größere Scheibe abschneiden als dies bislang der Fall war. Einziger Stellplatz mit einer Versorgungseinrichtung ist derzeit der Parkplatz an der Grund- und Mittelschule (im Bild).
Foto: Stefan Pfister | Der Wohnmobil-Tourismus boomt. Davon möchte Gerolzhofen sich eine größere Scheibe abschneiden als dies bislang der Fall war.

Warum ist Reisemobiltourismus so attraktiv?

Gerolzhofen könnte neue Zielgruppen erschließen, die laut dem Fachmann recht kaufkräftig sind (44 Prozent verdienen mehr als 3000 Euro netto); sie würden zwar meist nur einige Tage, dafür aber gleich mehrmals im Jahr verreisen. Nach seinen Berechnungen geben Wohnmobilisten 100 Euro pro Tag aus. Zugleich könnte man mit offiziellen Flächen in der freien Natur das Wildcampen eindämmen. Eine Konkurrenz zu Ferienwohnungen, Pensionen und zur Gastronomie sieht er nicht.

Wie sieht das grundsätzliche Konzept aus?

Bei einer Analyse von "Regio Tourismus Marketing" haben sich sechs Favoriten herauskristallisiert. Fünf sind als Einzelstellplätze in der freien Natur aufgelistet, die nicht für einen längeren Aufenthalt geeignet sind, sondern für ein bis zwei Übernachtungen. 

Der Parkplatz an der Berliner Straße ist bereits als Fläche für Wohnmobilstellplätze ausgewiesen. Bisher fehlen aber Strom- und Wasseranschlüsse sowie die Möglichkeit zur Abwasserentsorgung.
Foto: Stefan Pfister | Der Parkplatz an der Berliner Straße ist bereits als Fläche für Wohnmobilstellplätze ausgewiesen. Bisher fehlen aber Strom- und Wasseranschlüsse sowie die Möglichkeit zur Abwasserentsorgung.

Zusätzlich soll ein weiterer Stellplatz mit Ver- und Entsorgungsstation ausgebaut werden: Feuerlein empfahl dem Stadtrat dafür den Parkplatz an der Berliner Straße, der jetzt schon Stellmöglichkeiten für Wohnmobile im nördlichen Bereich bietet, aber nicht über eine derartige Station verfügt. Vorteil dieses Platzes: die Nähe zum Freizeitbad Geomaris und zur Altstadt.

Welche fünf Naturstellplätze sind in Gerolzhofen denkbar?

Als geeignet für Natur-Stellplätze erscheinen Feuerlein die Grünflächen am Reit- und Fahrvereingelände sowie am Pavillon des Weinbauvereins unweit der Gertraudiskapelle; auch am Areal des Hundevereins und am Sportheim Rügshofen sind Wohnmobilplätze möglich; ebenso geeignet erscheint ihm eine baumbestandene Wiese in der Verlängerung zur Kaplan-Jäger-Straße, die zur Wohnbebauung an der Bibrastraße angrenzt. Diese nennt er eine "kleine Oase".

Das Gelände am Pavillon des Weinbauvereins nahe der Gertraudiskapelle als Naturstellplatz nutzen, gefällt nicht allen Stadtratsmitgliedern.
Foto: Stefan Pfister | Das Gelände am Pavillon des Weinbauvereins nahe der Gertraudiskapelle als Naturstellplatz nutzen, gefällt nicht allen Stadtratsmitgliedern.

Wie könnten diese Plätze gebucht werden?

Die Buchung soll über die Internetseite von Alpacacamping und eine "digitale Landing-Page" erfolgen. Dort könnten Touristen zugleich Zusatzinformationen zum Beispiel zum Geomaris, zu Winzern und zur Gastronomie erhalten. Einen Vertrag mit dem Unternehmen muss die Stadt nicht abschließen, teilte Feuerlein auf Nachfrage von Martin Zink (Freie Wähler) mit. Auch wäre eine Buchung nicht nur im Internet, sondern auch an einem Kassenautomaten möglich.

Eine weitere Variante für eine neue Wohnmobilfläche in freier Natur ist das Gelände am Hundeverein-Areal.
Foto: Stefan Pfister | Eine weitere Variante für eine neue Wohnmobilfläche in freier Natur ist das Gelände am Hundeverein-Areal.

Mit welchen Kosten müsste die Stadt rechnen?

Laut Christopher Feuerlein wäre zunächst nur der Ausbau des Parkplatzes an der Berliner Straße eine größere Investition, wobei diese sich nach seiner Kostenschätzung mit rund 25.000 Euro im Rahmen hält. Zudem wären vorbereitende Arbeiten des Bauhofs nötig. Bei den Naturstellplätzen müssten manche Plätze lediglich etwas befestigt und Schilder aufgestellt werden. 

Der Reisemobiltourismusexperte schlägt als Einzelstellplatz außerdem das Gelände am Sportheim in Rügshofen vor.
Foto: Stefan Pfister | Der Reisemobiltourismusexperte schlägt als Einzelstellplatz außerdem das Gelände am Sportheim in Rügshofen vor.

Welche Einnahmen kann die Stadt erzielen?

Die Stadt kann die Stellplatzgebühren selbst festlegen. Bei 20 Belegtagen pro Jahr und Platz rechnet Feuerlein mit Einnahmen für die Stadt aus der Vermietung der Einzelstellplätze in der Natur von 16.800 Euro. Er geht dabei von einer Gebühr von 15 Euro pro Fahrzeug/Nacht aus. Für die Berliner Straße (mit 14 Plätzen) schlägt er 14 Euro vor. Dort könnten, bei einer Belegung von jeweils 40 Tagen, zusätzlich rund 58.800 Euro in die Stadtkasse gespült werden.

Durch gute Bewertungen auf Internetportalen sind in den Folgejahren aber höhere Buchungszahlen erreichbar. Alpacacamping selbst bekäme bei jeder Onlinebuchung 25 Prozent (Naturplätze) beziehungsweise 2,90 Euro (Berliner Platz) von der Stellplatzgebühr. 

Die Wiese am Ende der Kaplan-Jäger-Straße wäre für Christopher Feuerlein eine 'kleine Oase' zum Campen.
Foto: Stefan Pfister | Die Wiese am Ende der Kaplan-Jäger-Straße wäre für Christopher Feuerlein eine "kleine Oase" zum Campen.

Wer würde die Stellplätze betreuen?

Stadtrat Arnulf Koch (CSU) hatte danach gefragt, ob sich der Bauhof um die Stellplätze kümmern müsste und weitere Kosten auf die Stadt zukämen, zum Beispiel für Müllentsorgung sowie Pflege der Plätze. Der Tourismus-Experte hält dafür Kooperationen mit Vereinen für ideal. Sie könnten bei den Gebühren mitprofitieren und so neue Einnahmen generieren. Erste Gespräche mit Vereinen laufen bereits.

Können auch Wohnwagen die Stellplätze nutzen?

Prinzipiell wäre das möglich. Jedoch hält Feuerlein das Rangieren am Parkplatz an der Berliner Straße für schwierig. Die meisten Kommunen böten zu "99 Prozent" keine Wohnwagenstellplätze an, sondern setzen voll auf Wohnmobile.

Eine Wiese hinter dem Gelände des Reit- und Fahrvereins ist nach Ansicht des Alpacacamping-Chefs ebenfalls gut geeignet für einen einzelnen Wohnmobilstellplatz mitten in der freien Natur.
Foto: Stefan Pfister | Eine Wiese hinter dem Gelände des Reit- und Fahrvereins ist nach Ansicht des Alpacacamping-Chefs ebenfalls gut geeignet für einen einzelnen Wohnmobilstellplatz mitten in der freien Natur.

Was würde mit dem bisherigen Stellplatz an der Schule passieren?

"Man muss ihn nicht abschaffen", stellte Feuerlein hierzu fest. Es reiche, den Platz an der Grund- und Mittelschule auf digitalen Plattformen nicht mehr zu bewerben. Dann würden die Touristen automatisch die neuen Stellplätze anfahren. 

Wie beurteilen die Stadträte das Konzept?

Durchweg positiv. Markus Reuß (CSU) sieht es als "große Chance, dass Gerolzhofen da mitspielt". Auch zweiter Bürgermeister Erich Servatius (SPD) begrüßt das Vorhaben, ebenso Günter Iff (Freie Wähler). Gut nennt auch Kerstin Krammer-Kneissl (Geo-net) die Pläne, sie äußerte jedoch ihre Bedenken im Hinblick auf die Plätze am Pavillon und an der Kaplan-Jäger-Straße. "Die sind zwar schön, aber man muss nicht alles machen, was schön ist."

Wie geht es jetzt weiter?

Falls schon 2025 mehr Wohnmobil-Touristen kommen sollen, muss der Stadtrat sich sputen. Christopher Feuerlein nannte Dezember als spätesten Termin für eine Entscheidung, damit die Umsetzung rechtzeitig bis zum Start in die neue Saison zu schaffen ist. Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) kündigte einen zeitnahen Beschluss an, "damit wir im Frühjahr beginnen können".

 
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