
In jedem Jahr will das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr zur eigenen Planungssicherheit von der Stadt Gerolzhofen wissen, welche größeren Investitionen im Folgejahr geplant sind, die möglicherweise über die Städtebauförderung unterstützt werden sollen. Diese so genannte Bedarfsmitteilung der Stadt für 2021 wurde nun vom Stadtrat abgesegnet. Das Förderprogramm hieß früher schlicht "Soziale Stadt", nun hat sich der Name geändert in "Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten".
In der Bedarfsmitteilung werden einige Projekte aufgelistet, die bislang noch überhaupt nicht in einer öffentlichen Sitzung diskutiert – oder wenn doch – dann nur kurz angerissen wurden. Dazu zählt der Punkt "Verlagerung und Attraktivierung des Wohnmobilstandorts". 200 000 Euro sind dafür ab dem Jahr 2022 vorgesehen.
Parkplatz nicht mehr nutzbar
Ausgangspunkt der Überlegungen ist, dass der bisherige Stellplatz für selbstfahrende Camper auf dem ehemaligen Kleinhenz-Areal an der Ecke Schallfelder Straße/Lülsfelder Weg über kurz oder lang nicht mehr nutzbar sein wird – wegen der Bauarbeiten an Grund- und Mittelschule. Zwar steht immer noch nicht fest, ob die Schulgebäude jetzt saniert werden oder ob es doch zu einem Neubau kommen wird. Kommt es zu einem Neubau der Grundschule, dann soll dieses Gebäude auf dem jetzigen Parkplatz entstehen. Kommt es "nur" zu seiner Generalsanierung des bestehenden Gebäudes mit einem möglichen Ergänzungsanbau, dann werden große Teile des Parkplatzes für die Logistik der Bauarbeiten benötigt.
So oder so – die Stadt sucht deswegen nach einem Ersatz für den bisherigen Wohnmobilstandort. Und man scheint schon fündig geworden zu sein. Wie Bürgermeister Thorsten Wozniak auf Anfrage bestätigt, prüft man, ob die Wohnmobile künftig im Ostteil der Geomaris-Liegewiesen stehen können. Es handelt sich um den Bereich vom Kiosk (ehemaliger Freibad-Eingang) bis hinter zum Volkach-Brückchen am ehemaligen Mühlbach-Wehr. Bislang sind dort noch das Beach-Volleyball-Feld des Geomaris und die alte Kneipp-Anlage zu finden.

Großparkplatz als Übergangslösung
Im Sommer habe der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung bereits über dieses Thema gesprochen, berichtet der Bürgermeister. Das Gremium habe damals beschlossen, angesichts der Corona-bedingten Unklarheit über die städtischen Finanzen entgegen der ursprünglichen Absicht doch keinen Planungsauftrag für den Wohnmobilstellplatz zu vergeben. Bürgermeister Wozniak strebt nun eine "kleine Lösung" an, bis eines Tages der neue Platz auf der Liegewiese fertig ist. Man wolle die Stellmöglichkeiten für Wohnmobile auf dem Geomaris-Großparkplatz an der Berliner Straße "provisorisch verbessern". Mangels Toilettenhäuschen vor Ort sollen die Camper, falls nötig, die "nette Toilette" im Geomaris benutzen können.
Gründerhaus im Gefängnis
Als "Dauer-Idee" bezeichnet Wozniak die Schaffung eines Gründerhauses mit einem Co-Working-Space. Schon in seinem ersten Bürgermeister-Wahlkampf vor gut acht Jahren hatte sich Wozniak diese Idee aufs Schild geschrieben. Passiert ist hier bislang wenig. Nachdem verschiedene alternative Standorte geprüft worden sind, scheint sich jetzt die Suche wieder auf das gelbe Nebengebäude der Verwaltungsgemeinschaft (VG), das ehemalige Gerolzhöfer Gefängnis, zu kaprizieren. 20 000 Euro will die Stadt im kommenden Jahr für eine Machbarkeitsstudie "Gründerhaus" ausgeben. Er könne sich gut vorstellen, so der Bürgermeister auf Nachfrage, dass im ersten und zweiten Stock Räume samt technischer Logistik für Existenzgründer angeboten werden.
Und was soll ins Erdgeschoss des Hauses? Hier hat Wozniak bei der Stadtratssitzung nur einen Halbsatz fallen lassen, der es aber in sich hat: "Umzug des Stadtbauamts". In der Tat kann sich der Bürgermeister vorstellen, dass das städtische Bauamt, das derzeit im Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft recht beengt im ersten Stock untergebracht ist, in das Nebengebäude umzieht. Dann habe man auch eine deutlichere Trennung zwischen städtischem und VG-Personal.

Zwar Interesse, aber kein Vollzug
Erst im Jahr 2023 eingeplant ist die Nutzungszuführung des leerstehenden Anwesens am Marktplatz Nummer 9, das nach seiner letzten Bewohnerin auch gerne "Betty-Stumpf-Haus" genannt wird. Zunächst sind hier 150 000 Euro vorgesehen. Das nach Denkmalschutz-Kriterien ausgesprochen wertvolle Gebäude war mit landwirtschaftlichen Grundstücken testamentarisch zunächst an die katholische Kirchenstiftung und dann per Verkauf an die Stadt Gerolzhofen gekommen. Jetzt steht es schon seit über zwölf Jahren leer. "Es gibt zwar regelmäßig Interessenten an diesem Haus, die dann auch ein hohes Interesse am Kauf haben. Aber bislang gab es noch keinen Vollzug", berichtet Thorsten Wozniak.
Vielleicht ändert sich dies noch, wenn die unmittelbare Umgebung des Hauses, sprich der Marktplatz, aufgehübscht wird. Mit einer Summe von insgesamt 1,34 Millionen Euro steht die Neugestaltung des Marktplatzes in der aktuellen Bedarfsmitteilung. Den Auftakt soll ein Planungswettbewerb machen, für den schon im kommenden Jahr 75 000 Euro zur Verfügung stehen. Erste Bauarbeiten für 585 000 Euro sollen dann im Jahr 2022 starten.