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Schweinfurt
Gerichtshof: Vom Parkplatz zur Baustelle
Viele Justizbeschäftigte konnten jahrelang im Hof parken. Mit den Vorarbeiten zum Neubau sind diese Stellflächen weg. Wie lange? Und wo parken die Mitarbeiter jetzt?
Jetzt ist auch der Rest des alten Finanzamtes abgeräumt. Bald kann mit dem Neubau des Schweinfurter Justizzentrums begonnen werden.
Foto: Stefan Sauer | Jetzt ist auch der Rest des alten Finanzamtes abgeräumt. Bald kann mit dem Neubau des Schweinfurter Justizzentrums begonnen werden.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:50 Uhr

Der Bagger hat ganze Arbeit geleistet. In spätestens zwei Wochen werde das alte Finanzamt wohl abgerissen sein, schätzte jüngst Landgerichtspräsident Reinhard Pfingstl. Fünf Tage später war es schon weg. Im Gerichtshof steht jetzt nichts mehr herum, das dem Neubau des Justizzentrums im Wege wäre. Als nächstes wird der Hohlraum unter dem Gelände verfüllt und verdichtet, damit dann in mehrmonatigen Arbeiten tief gebohrt und die Betonpfähle gesetzt werden können, die den Neubau tragen und den Aushub für die doppelstöckige Tiefgarage ermöglichen sollen.    

Über 100 Parkplätze sind weg

An der Stelle, wo diese Tiefgarage als erstes entstehen wird, hat es ebenerdig darüber bisher auch schon nicht wenige Parkplätze gegeben. Über 100 waren es, die den Justizbeschäftigten des Amts- und Landgerichts sowie der Staatsanwaltschaft zur Verfügung standen. Die sind jetzt erst mal weg, und zwar für mindestens vier Jahre. Auch Polizeifahrzeuge, die Angeklagte und Zeugen aus Justitvollzugsanstalten zu Gerichtsverhandlungen nach Schweinfurt bringen, können jetzt nicht mehr im Gerichtshof parken. Sie stehen öfters einfach vor dem Haupteingang in der Rüfferstraße.

Wo aber parken jetzt Richter, Staatsanwälte, Wachtmeister, Verwaltungsangestellte, die nicht in Schweinfurt wohnen und ihren Arbeitsplatz per Bus oder gar zu Fuß erreichen können? Er habe vor weit über einem Jahr schon darauf hingewiesen, dass sich für die Bauzeit alle selbst überlegen müssten, wie sie zur Arbeit kommen und wo sie gegebenenfalls parken können, sagt Pfingstl. Jeder scheine eine passende Lösung gefunden zu haben: "Ich höre bisher keine Klagen."

Kostenfrei ist die Peripherie 

Pfingstl weiß von Beschäftigten, die Parkplätze oder Garagen von privat angemietet hätten oder auch gegenüber im Kaufhof-Parkhaus. Andere steuerten etwa Bahnhöfe vor Schweinfurt wie den in Waigolshausen an, parkten dort und nähmen den Zug zum Bahnhof Schweinfurt-Mitte. Von dort seien es nur wenige Meter zum Gerichtsgebäude. Wieder andere im näheren Umkreis radelten zum Arbeitsplatz. Dann gibt es noch kostenfreie Parkflächen in der Schweinfurter Peripherie, etwa in den Wehranlagen, von wo aus die Arbeitsstätte gut zu Fuß zu erreichen sei. Oder das TG-Gelände, dann weiter mit dem Stadtbus. "Die meisten suchen sich etwas, wo man kostenlos parken kann."           

Wie lange dauert es, bis der Neubau mit seiner zweigeschossigen Tiefgarage erstellt ist, in der dann 108 Stellplätze zur Verfügung stehen? Wohl bis Ende 2023, gut vier Jahre also. So sieht es laut Pfingstl die Planung vor. Anfang 2024 dann soll die Totalsanierung des Altbaus aus dem Erstellungsjahr 1905 und des Rentamts in Angriff genommen werden, wofür eine Bauzeit von eineinhalb Jahre vorgesehen sei. Mitte 2025 dürfte dann die Schweinfurter Justiz modern und in voller Pracht glänzen. 

Neuplanung als Glücksfall

Dass die Erweiterung und Modernisierung des Justizstandorts Schweinfurt mehrfach geplant, aber aus Kostengründen immer wieder verschoben wurde, sieht der Landgerichtspräsident heute als ausgesprochenen Glücksfall an. Er kannte schon die Entwürfe für das anvisierte Bezugsjahr 2007 und ist froh, dass diese nicht umgesetzt wurden. Über die ganze Nutzfläche verstreute Gerichtssäle und fünf Eingänge seien damals im Neubau vorgesehen gewesen.

Aus praktischen und Sicherheitsaspekten extrem ungünstig, so Pfingstl. Die überarbeitete neue Planung, die nun umgesetzt werde, sei deutlich besser und entspreche modernen Sicherheitsanforderungen. Demnach wird der öffentliche Bereich mit den Gerichtssälen im Neubau erstellt und der nichtöffentliche mit den Dienstzimmern der Beschäftigten ohne Publikumsverkehr im sanierten Altbau.        

Als der Putz von der Decke fiel

Vor genau sechs Jahren fiel in einem Geschäftszimmer des Gerichtsgebäudes ein Viertelquadratmeter Putz von der Decke, zum Glück nicht auf einen Bediensteten, es war gerade niemand im Raum. Die Folge: Eine Maler- und Verputzerfirma klopfte die Decken sämtlicher 200 Zimmer, Gerichtssäle, Kammern und Flure auf Hohlstellen ab. Wo es welche gab, wurde der Putz abgeschlagen, neuer aufgetragen und alles frisch gestrichen. Vielleicht hat dies die Planung und Mittelbereitstellung für den Schweinfurter Justizneubau noch einmal beschleunigt.

Reinhard Pfingstl selbst hat es parkmäßig auch in den kommenden vier Jahren relativ leicht. Als Schweinfurter fährt er mit dem Stadtbus oder mit dem Fahrrad zur Arbeit. Den Neubau Ende 2023 wird er noch als aktiver Landgerichtspräsident eröffnen können, den sanierten Altbau 2025 nicht mehr. Da ist schon sein Nachfolger im Amt. "Vielleicht werde ich ja eingeladen", sagt Pfingstl.

 
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