Vor zwei Jahren, am 1. Mai, bot sich in den Schweinfurter Wehranlagen ein etwas skurriles Bild. Die Grünflächen um den Springbrunnen herum waren mit Absperrgittern zugestellt, die schwer ausgerüstete Polizei stand in den Startlöchern, Gegendemonstranten saßen und standen bereit. Doch von den angekündigten Neonazis fehlte jede Spur. Die rechtsextreme Kleinstpartei "Der Dritte Weg" hatte zuvor eine Kundgebung in der Kugellagerstadt angemeldet. Erschienen war die rechtsextreme Szene dann letztlich in Schweinfurt nicht.
Elf Jahre zuvor, am 1. Mai 2010, war das noch anders. Die mittlerweile verbotene Neonazi-Gruppierung "Freies Netz Süd" mobilisierte über 800 Rechtsextreme für eine Demonstration durch Schweinfurt, der sich unter Federführung des Bündnisses "Schweinfurt ist bunt" dann 10.000 Bürger entgegenstellten. Derartig große rechte Aufmärsche am "Tag der Arbeit" durch die rechtsextreme Szene waren in den letzten Jahren nicht mehr zu beobachten.
Keine größeren Mobilisierungen mehr zu erkennen
Der Feiertag verliere für die Rechtsextremen zusehend an Bedeutung, sind sich Beobachter einig, wie auch das Netzwerk "Endstation rechts" auf seinen Plattformen im Vorfeld des diesjährigen 1. Mai schreibt. Größere Mobilisierungen sind nicht mehr zu beobachten. Auch "Der Dritte Weg", gegründet von ehemaligen Aktivisten des "Freies Netz Süd", verzichtet dieses Jahr auf eine zentrale Demonstration.
Stattdessen laden die Neonazis zu Veranstaltungen an ihren vier "Parteibüros" ein. Eines davon befindet sich seit Oktober 2022 im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf. Der hiesige Ableger der Kleinstpartei gibt vor, zu einem "Tag der offenen Tür" in ihren Räumlichkeiten in der Hauptstraße 16 einzuladen. Angekündigt werden unter anderem eine Theateraufführung und Redebeiträge.
Gegen die Veranstaltung der Rechtsextremen regt sich Widerstand. So laden der Bürger- und Kulturverein Oberndorf und der TV Oberndorf, keine 200 Meter entfernt, zu einer Kundgebung mit Maibaumaufstellung von 13 bis 18 Uhr am Oberndorfer Feuerwehrhaus. Für Speisen und Getränke ist gesorgt, heißt es seitens der Veranstaltenden.
"Antifa Würzburg" ruft dazu auf, nach Schweinfurt zu kommen
Auch gut 150 Meter vom Gebäude der Kleinstpartei "Der Dritte Weg" entfernt, stadteinwärts, wollen Bürger ein Zeichen gegen die Rechtsextremisten setzen – mit einer Kunstaktion am Bernd-Köppel-Platz. Ebenso hat die DGB-Jugend auf der DGB-Kundgebung am Schweinfurter Marktplatz eine Aktion gegen den "Der Dritte Weg" angekündigt. Unter dem Motto "Naziveranstaltung verhindern" ruft die "Antifa Würzburg" auf, nach Schweinfurt zu kommen.
Es ist mit einem umfangreichen Polizeieinsatz in ganz Schweinfurt, mit Schwerpunkt auf Oberndorf, zu rechnen. Die Hauptstraße in Oberndorf wird als Durchgangsstraße ab 10 Uhr bis Einsatzende – voraussichtlich spätestens 22 Uhr – gesperrt sein.