Im Sömmersdorfer "Sherwood Forest" bahnt sich etwas an: Robin Hood, der Geächtete, der von den Reichen stiehlt und seine Beute den Armen gibt, wird im Sommer 2021 auf der Freilichtbühne für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen. Ein Jahr vor der geplanten Premiere des eigens geschriebenen Abenteuerstücks ließen sich 100 gespannte Sömmersdorfer bei Bogenschießen, Schwerterkampf, irischer Musik und Lagerfeuer auf das neue Theaterprojekt einstimmen.
Theaterstück mit eigener Note
Action, Spannung, Kampf, aber auch sensible Momente und vielschichtige Figuren, dazu die Botschaft von Gerechtigkeit und Mut, vom Sieg des Guten über das Böse: All das wird die Geschichte des Sömmersdorfer Robin Hood erzählen. Aus den diversen Legenden um diesen edlen Räuber aus dem mittelalterlichen England hat das Regie-Duo Marion Beyer und Hermann J. Vief ein eigenes Theaterstück geschrieben. "Für euch und für eure Bühne, mit einer eigenen Note", wie die beiden Profis den theaterbegeisterten Einwohnern verdeutlichten.
Seit zehn Jahren bilden die beiden mit dem Passionsspielverein Sömmersdorf und dem Verein Kultur aus Passion ein produktives und kreatives Gespann: Zwei "Don Camillo"-Inszenierungen und zwei erfolgreiche Passionsspiele 2013 und 2018 bilden die Basis für einen weiteren, kurzen Theatersommer. Jetzt also "Robin Hood – eine Legende", "weil wir ein so großes Ensemble mit 70 Spieler unterbringen mussten", wie Vief sagte. So viele Freiwillige, darunter viele junge Leute, hatten sich schon im Frühjahr 2019 bei einer Umfrage gemeldet, dazu 30 Helfer rund um das Stück und die Bühne, freute sich Norbert Mergenthal, Vorstandsmitglied des Vereins.
Um allen Beteiligten genau ein Jahr vor der geplanten Premiere am 24. Juli 2021 ein bisschen Atmosphäre zu vermitteln, hatte der Vorstand zunächst eine 30-minütige Wanderung durch den "Sherwood Forest" veranlasst: Von der Freilichtbühne am Münsterholz hinüber zum Alten Sportplatz, passend gelegen in der Waldabteilung "Bauernschlag". Schließlich geht es bei Robin Hood auch um Bauern, die vom skrupellosen Sheriff von Nottingham und dem bösartigen Guy von Gisborne drangsaliert werden, so dass sie in den Wald flüchten und zu Geächteten werden.
Mit auf den Weg gegeben hatte ihnen zuvor Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck seinen Respekt und seine Anerkennung für die Hingabe, mit der die Akteure für ihr Dorf und ihr Theaterspiel einstehen. Er empfand die ihm angetragene Schirmherrschaft für "Robin Hood" als Ehre. "Ich wäre am liebsten mit meinem Pferd zum Treffen geritten", verriet er. Zur Diskussion um die Lärmbeschwerden einzelner Anwohner sagte er, man müsse darauf eingehen und versuchen, die Menschen mitzunehmen. "Schenkt eurer Führungscrew Vertrauen".
Zweikampf mit Schwertern ausprobiert
Unter freiem Himmel und bei reichlich Platz auf dem alten Sportplatz durften die Sömmersdorfer einige erstaunlich schwere, metallene Schwerter in die Hand nehmen und unter Anleitung von Christian Büdel erste Schritte eines Zweikampfes probieren. "Zwei, drei Minuten Kampf kosten da schon Schmalz und Kraft", gab Regisseur Vief den Interessierten mit.
Auch beim Bogenschießen hieß es für die potentiellen Geächteten – oder auch die Soldaten des Sheriffs – erst mal Schlange stehen, um unter den Augen des Hammelburger Bogenschützen Karl Staat einige Pfeile auf eine Zielscheibe zu schießen. Selbst Bürgermeisterin Simone Seufert testete Auge und Arm mit dem Bogen.
Auch Pferde werden auf der Bühne zu sehen sein
Das Kämpfen, auch mit dem Stock, sollte die Hälfte der Darsteller beherrschen, muss also intensiv geprobt werden. Das gilt auch für das Reiten, schließlich sollen einige Pferde die Bühne beleben. Wie überhaupt viel Leben, auch tierisches, sich dort tummeln wird.
31 männliche und 19 weibliche Rollenfiguren sowie eine Kinderrolle sind zu besetzen: so bekannte wie Robin Hood, Lady Marian, Little John, Bruder Tuck oder Will Scarlet, darüber hinaus aber auch zahlreiche Statisten für Dorfbewohner, Heilerinnen, Geächtete, Soldaten, Diener oder Kreuzritter.
Marius Mergenthal spielt die Hauptrolle
Eine Hauptrolle ist bereits gesetzt: Marius Mergenthal wurde von der Regie ausgewählt, den Robin Hood zu spielen. "Er verkörpert vieles, was diese Figur ausmacht", sagte Beyer über den sportlichen 26-jährigen, der zuletzt als Satan beim Passionsspiel 2018 beeindruckte: er lasse sich leidenschaftlich auf das Spiel ein, sei intensiv, mutig und habe einen guten Blick für die Gemeinschaft. "Das wird eine coole Sache", freute sich Marius Mergenthal vor allem auf das Zusammensein mit Freunden, mit jungen und alten Sömmersdorfern auf und hinter der Bühne. "Ein paar Muskeln muss ich allerdings noch hintrainieren", lachte der Wirtschaftsinformatiker.
Als Sömmersdorfer Besonderheit wird wieder einmal live gespielte Musik die Handlung mittragen und die Atmosphäre intensivieren. Einen Vorgeschmack auf mittelalterliche Klänge erhielten die Zuhörer vom Coburger Musiker Conrad O’Connell, der gemeinsam mit Hans Beyer in den Sherwood Forest entführte. Spätestens bei "Wisky in the Jar" waren die Sömmersdorfer Sänger begeistert dabei.
Natürlich bewegt auch das Thema Corona den Vereinsvorstand und die Regie. "Wir gehen davon aus, dass wir nächstes Jahr spielen", unterstrichen beide. "Wir müssen jetzt anfangen, wann denn sonst?", fragte Regisseurin Beyer. Ansonsten könne man den Kulturbereich gleich ganz liegen lassen. Aber die Menschen bräuchten diese Begegnungen.
Man habe einen Plan B im Hinterkopf, sagte Norbert Mergenthal für den Vorstand. "Wir laufen nicht blind in dieses Projekt hinein".