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Schweinfurt
Frachtflugzeug mit Problemen: Wieder lässt eine Maschine Kerosin im unterfränkischen Luftraum ab
Eine Frachtmaschine auf dem Weg an die US-Ostküste muss in Hahn außerplanmäßig landen. Vorher lässt der Pilot noch Treibstoff aus den Tanks abfließen.
Ein Flugzeug überfliegt in geringer Höhe ein Rapsfeld. Der Cargo-Flieger, der jetzt Treibstoff abließ, war rund vier Kilometer hoch. (Symbolbild)
Foto: Julian Stratenschulte (dpa) | Ein Flugzeug überfliegt in geringer Höhe ein Rapsfeld. Der Cargo-Flieger, der jetzt Treibstoff abließ, war rund vier Kilometer hoch. (Symbolbild)
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:30 Uhr

Erneut hat ein Flugzeug über dem nördlichen Unterfranken Kerosin abgelassen. Das Luftfahrbundesamt hat auf seiner Homepage den neuen Vorfall veröffentlicht: Aufgrund technischer Probleme habe am Sonntag, 10. April, ein Flugzeug in einer Höhe von 14.000 Fuß, das sind gut vier Kilometer, rund 3,8 Tonnen Kerosin abgelassen. Dies ist bereits der zweite Fall in diesem April 2022.

Auch die Deutsche Flugsicherung bestätigt das Treibstoff-Ablassen, in der Fachsprache als "Fuel Dumping" bekannt. Es habe sich um eine Maschine des Typs Boeing 767-31B gehandelt, teilt eine Sprecherin der Flugsicherung auf Anfrage dieser Redaktion mit. Der Cargo-Flieger war in Sofia (Bulgarien) gestartet. Zielflughafen war eigentlich Portsmouth an der US-Ostküste. Wegen technischer Probleme habe die Maschine aber am Flughafen Frankfurt-Hahn landen und vorher durch das Ablassen von Flugbenzin "über Nordbayern und dem südöstlichen Hessen" erst noch Gewicht reduzieren müssen. Weitere Details, so die Sprecherin, seien ihr nicht bekannt.

Recherchen dieser Redaktion mithilfe der Internetplattform "Flightradar 24" ergeben, dass es sich bei der Boeing 767 um eine Transportmaschine der Fluggesellschaft "Atlas Air" gehandelt hat. Am 9. April war der Flieger bereits planmäßig in Hahn gewesen, um von dort aus Fracht nach Bahrain zu bringen. Vom Persischen Golf ging es am gleichen Tag noch weiter in die bulgarische Hauptstadt Sofia.

Flughöhe über Ungarn verlassen

Am Sonntagmorgen gegen 8 Uhr (europäische Sommerzeit) startete die Boeing dann planmäßig in Sofia in Richtung amerikanische Ostküste, um nach gut drei Stunden aber einen außerplanmäßigen Zwischenstopp in Hahn einzulegen. Anhand der Flugdaten ist zu sehen, dass die Maschine nach dem Start zunächst ihre Reiseflughöhe von 34.000 Fuß erreichte. Über Ungarn müssen dann Probleme aufgetreten sein, denn die Maschine sinkt kontrolliert ab und fliegt dann nur noch in einer Höhe von 12.000 Fuß weiter.

Als die Boeing von Osten her über dem nördlichen Unterfranken eintrifft, steigt sie auf Anweisung der Flugsicherung auf 14.000 Fuß an und beginnt dann offensichtlich mit dem Ablassen der knapp 5.000 Liter Kerosin. Sie überfliegt dabei das Gebiet zwischen Königsberg und Hofheim, dann den nördlichen Landkreis Schweinfurt und den Raum Hammelburg, ehe sie über Südhessen in den Landeanflug auf Hahn geht. Dort landet die Maschine offenbar ohne Probleme. Wenige Stunden später ist sie schon wieder in der Luft - mit dem ursprünglichen Ziel Portsmouth.

Flugzeuge können über spezielle Auslass-Ventile an den Tragflächen Kerosin ablassen.
Foto: imago stock&people | Flugzeuge können über spezielle Auslass-Ventile an den Tragflächen Kerosin ablassen.

Der zweite Fall im April

Die 3,8 Tonnen Kerosin, die das Frachtflugzeug jetzt abließ, sind deutlich weniger als die 75 Tonnen Sprit, die ein Lufthansa-Airbus 340 am Sonntag, 3. April, ablassen musste, als auf dem Flug von Frankfurt nach Singapur kurz nach dem Start in der Mainmetropole technische Probleme an den Landeklappen der großen Passagiermaschine auftraten und die Piloten sich aus Sicherheitsgründen zur Umkehr entschieden. Damals war die Maschine gut eineinhalb Stunden lang über einem großen Gebiet von Schwäbisch Hall im Süden, dem Landkreis Rhön-Grabfeld im Norden und dem Spessart im Westen gekreist, um fast 94.000 Liter Flugbenzin abzulassen.

Anfrage im Bayerischen Landtag

Eine Studie des Umweltbundesamts kommt zu dem Ergebnis, dass ein Großteil des abgelassenen Treibstoffs in der Atmosphäre verdampft und die gesundheitlichen Folgen für den Menschen am Boden deshalb als "unkritisch" einzustufen sind. In diesem Zusammenhang verweist der Ochsenfurter SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib in einer Mail an die Redaktion auf zwei Landtagsanfragen, die sein Fraktionskollege Markus Rinderspacher zu diesem Thema bereits im Jahr 2020 gestellt hat. Das Bayerische Verkehrsministerium antwortete damals, es seien keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die Bevölkerung durch das Ablassen von Kerosin aus großen Höhen bekannt - und verwies dabei auf die Studie des Umweltbundesamts.

 
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Fein verteilt ist zum einen nicht weg & weitere Kohlenwasserstoffe (gibt ja schon genug durch z.B. Leckage bei der Öl- und Erdgasförderung/Transport) in der Atmosphäre nicht per se zu vernachlässigen!
    Zum andern ist das Rohöl aufwendig gefördert, transportiert &verarbeitet worden & das Kersosin wird jetzt unnütz weggeblasen.
    Es muss, auch aus anderen Gründen, alles daran gesetzt werden, den Flugverkehr insgesamt zu reduzieren.
    So gibt es z.B. die Möglichkeit für Güterzüge vom nahem & fernen Osten nach Europa, wobei lange Laufwege sogar sehr rentierlich sind.
    Auch kurze & mittelere Distanzen in Europa können per Bahn zurückgelegt werden. Schnellerer Ausbau von Trassen (vgl. z.B. TENs-t der EU) wird seit Jahrzenten diskutiert & kommt nur punktuell voran. Bessere Fahrpläne & mehr grenzüberschreitende Züge, sowie über eine Bahngesellschaft durchbuchbare Tickets sind überfällig.
    Infos zu Flugverkehr:
    http://vcd-bayern.de/freising/themen/flughafen.html
    https://www.vcd.org/themen/flugverkehr
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  • zwrecht@aol.com
    Die Entscheidung über das Kerosinablassen trifft der Pilot. Von der Flugsicherung bekommt er dann ein Gebiet und eine Flughöhe zugewiesen, wo das Kerosin abgelassen werden kann. Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO ist z.B Mindesthöhe 1830 Meter; Flugsicherung achtet auf Verkehrsdichte und einen Luftraum abseits von großen Städten. Beim Treibstoffschnellablass wird das Kerosin mit Hochleistungspumpen in kleinste Tröpfchen verwirbelt und von den Turbulenzen hinter dem Flugzeug zu einem feinen Nebel verteilt. Bei einer angenommenen Fluggeschwindigkeit von 450 km/h und einer Gesamtablassrate mittels Schnellablassventilen von 1600 Kilogramm pro Minute sowie einer unterstellten Verteilungsbreite von einem Kilometer ergibt eine Verdünnung des abgelassenen Treibstoffs auf 0,21 Gramm je Quadratmeter. Der größte Teil des Nebels sinke jedoch nicht zu Boden, sondern wird in der Luft in Wasser u Kohlendioxid abgebaut;am Boden kommen 0,02g pro Qm an. Was unschädlich sei.
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  • e.max.s@t-online.de
    Wer's glaubt.
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  • hableser
    ... dann sind ja die paar Schadstoffe die meine Heizung und mein Auto ausstoßen, weil im Wind fein verteilt, auch unschädlich. Also weiter so - mit frühlingshaften Wohlfühlmotiven?!
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  • flyarcus@gmx.de
    …und in China ist trotz Corona mal wieder ein Sack Reis umgefallen….
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Sie sollten diesen besagten Sack Reis nicht so einfach auf die leichte Schulter nehmen!
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  • rolandroesch@web.de
    Wo sind den die gewählten Grünen ? Alles machtgierig nix tuher und Blender .
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  • stefan.behringer@web.de
    ....Großteil des abgelassenen Treibstoffs in der Atmosphäre verdampft und die gesundheitlichen Folgen für den Menschen am Boden deshalb als "unkritisch" einzustufen sind...

    Jaja...die Moleküle sind dann quasi weg....wer's glaubt, wird selig.
    Und was muss eigentlich so dringend extra in einen quasi-Diktatur-Staat geflogen werden?
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  • kretzers
    Verkaufe meistbietend meine Regenwassertonne! Des Zeuchs kommt ja runter und iss schweineteuer
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  • gowell70@yahoo.de
    Wow, Sprit für ümmasüssd... Jetz musst des Zeuch bloß noch eischnauf... Besser wie a jedä Tankstell' ...
    hurra !!!
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  • klafie
    also ich wohne ja im nördlichen unterfranken, 5 km bis zum badenländle. ich hab noch nichts von kerosin gemerkt, oder wenn andere flugzeuge ihren müll abladen. wir sind ja direkt auf der einflugsschneiße flughafen frankfurt. und da fliegen die flieger nicht mehr allzu hoch. soviel flugverkehr ist ja in der letzten zeit auch nicht mehr wie noch vor jahren.
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  • e.max.s@t-online.de
    Wie merkt man, merken Sie, denn Kerosin?
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  • e.max.s@t-online.de
    Welchen Müll laden den "andere Flugzeuge" ab?
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  • zwrecht@aol.com
    @ klafie: 5 km zum Badenländle wäre das südwestliche Unterfranken; Süden ist eher das Gegenteil von Norden. Und das ist ja der Witz, dass man eben nicht in der Einflugschneise seinen Abfall los läßt, sondern extra woanders hin fliegt. Und wenn man das in kürzerer Zeit öfters macht, dann sieht es aus, also ob das System hat; allem Anschein sogar so angewiesen wurde: durch die Flugsicherung? - So schauts aus.
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  • flyarcus@gmx.de
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Boskop
    Das ist zugelassene Umweltverschmutzung, aber unser Söder wohnt ja weit weg. Die können es doch auch in Süddeutschland ablassen im Voralpenland...da wär was los sage ich euch..Warum müssen wir in Deutschland das zulassen, wo doch der Umweltschutz hier so hoch gehandelt wird.
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  • rasputin32
    Was Söder jetzt damit zu tun haben soll leuchtet nicht ganz ein.
    Aber wie bei Äpfeln gibt es auch in der Politik faule Früchtchen
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  • wastl45
    Da waren es beim vorletzten mal ja nur 75 to Kerosin, die bei gerade mal 14000 Fuß, dass sind ca. 4200 Meter, abgelassen wurden. Aber dank einer Studie des Umweltbundesamtes "unkritisch". Das beruhigt mich ja ungemein.
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  • zwrecht@aol.com
    Bedenklich ist, dass das "nördliche Unterfranken" offensichtlich als anerkannter Abfallplatz der Flugindustrie zugelassen wird. Liebe Presse bitte mal klären, wie man von Sofia aus mit Flugziel Portsmouth oder von Sofia aus mit Notlandeziel Hahn ins nördliche Unterfranken kommt.....Unser Gebiet liegt weder auf der Linie Sofia Portsmouth noch auf der Linie Sofia Hahn! Also wurde das Gebiet extra zum "Ablassen" aufgesucht....
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Sicher wird das nächstgelegene Gebiet dafür ausgesucht und über Großstädten wie z. B. Stuttgart, welches da auf dem Weg liegen würde, wird man das Kerosin wohl kaum ablassen! Das leuchtet ihnen hoffentlich ein!?🤷‍♂️
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