
Eigentlich füllen sie mit ihren Auftritten die ganz großen Hallen der Republik. Doch für zwei Warm-up-Shows vor dem anstehenden Festivalsommer spielte die Politpunkband Feine Sahne Fischfilet in zwei kleineren Clubs. Einer davon war der Schweinfurter Stattbahnhof.
Rock am Ring, Rock im Park, Taubertal Festival, Hurricane Festival – die Band aus Mecklenburg-Vorpommern stand schon auf den ganz großen Bühnen. Aber bis vergangenen Donnerstag noch nie auf der des Stattbahnhofs. Das wurde jetzt nachgeholt. Binnen zwei Minuten waren sämtliche Eintrittskarten online vergriffen.
Mit "Hallo Würzburg", eröffnete Feine Sahne Fischfilet-Frontmann Jan "Monchi" Gorkow humorig das gut eineinhalbstündige Konzert. Es gab Zeiten, da hätte sich die Band sicherlich ein Loch in den Bauch gefreut, hätte sie als Headliner im "Statti" auftreten dürfen. Mittlerweile gehört sie zu den populärsten Bands Deutschlands. Ihr Wunsch jetzt trotzdem für einen Auftritt ins Kulturhaus nach Schweinfurt kommen zu wollen, empfanden dort viele als eine Art Ritterschlag. Szenegrößen aus der ganzen Welt beehrten schon die "heiligen Bretter" des Stattbahnhofs.
Kritik im Vorfeld des Konzertes am Auftritt von Feine Sahne Fischfilet
Allerdings waren nicht alle glücklich mit der Konzertansetzung. Die Gruppe "Antifa Schweinfurt" forderte über ihren Instagram-Kanal die Absage des Konzerts. Die Aktivisten beriefen sich dabei vor allem auf die 2022 öffentlich gemachten Vorwürfe der sexualisierten Gewalt gegen Jan Gorkow. Die Band bestreitet seitdem die Vorwürfe. Im Vorstand des Stattbahnhofs habe man die Kontroverse um die Band angesprochen, heißt es auf Nachfrage. Man hielt an der Entscheidung fest, die Band spielen zu lassen.

Feine Sahne Fischfilet ließ sich nach einer längeren Konzertpause nun in Schweinfurt feiern. Schon ab dem zweiten Song wurde bereits Pyrotechnik gezündet. Keine Seltenheit auf Konzerten der Band, die ein wenig wirkt, als hätte man eine Fußball-Fankurve auf eine Bühne verfrachtet. Die Rezeptur ist einfach, wie wirkungsvoll: neben Pyro, gibt es einfache Melodien, Mitgröl-Refrains, das Freibier kommt direkt von der Bühne ins Publikum geflogen und zwischen den Liedern gibt es meist pathosgeladene Ansagen auf die Ohren.
Klare Haltung gegen Rechtsradikalismus
Die Band stand im letzten Jahrzehnt aber auch wie keine zweite in Deutschland, zumindest mit dieser Reichweite, für eine klare Haltung gegen Rechts. Über das jüngste Ergebnis bei der Europawahl, zeigte sich Frontmann Gorkow nicht überrascht: "Da wo wir leben, merkt man das im Alltag, nicht bei irgendwelchen Demos, sondern im ganz alltäglichen Leben, dass die Gesellschaft immer weiter nach Rechts rückt." Er erinnerte aber auch daran, wie oft man in den letzten zehn Jahren bei Konzerten Parolen gegrölt habe. "Was hat das gebracht? Gar nichts." Wichtig sei es, findet er, sich jetzt in der Realität "gerade zu machen".

Auch im späteren Verlauf nahm "Monchi" noch einmal Bezug auf die gegenwärtige politische und gesellschaftliche Situation, über den "Kopffick", wenn er den Fernseher anmacht oder ins Handy blickt. Er kriege das Kotzen, wenn er an die Nazis, die Todeslisten erstellen denkt, oder an den islamistischen Attentäter von Mannheim. Mut machen ihm dagegen die Leute, die er im realen Leben trifft, erklärt er. "Da sind noch ganz geile Leute, die sich nicht nur gegenseitig die Köpfe einhauen." Die Konzerte seiner Band sollen ein "Kontrapunkt zu dem ganzen Scheiss sein."
Einiges an Pyrotechnik und weiteren Hits später, endete die Stippvisite der Szenestars im Stattbahnhof. "Schweinfurt, das war Oberhammer", sagte Gorkow, der sich, als seine Band längst die Bühne verlassen hatte, noch weiter von den Fans feiern ließ.