Zu dem um 16 bis 18 Prozent gewachsenen Fahrradgeschäft in Deutschland sagt Christoph Mannel, Geschäftsführer der Winora Group in der Sennfelder Max-Planck-Straße 6: "Bei uns läuft es besser." Zur Max-Planck-Straße hin zeigt der Fahrradhersteller in der erst im März eingerichteten Gläsernen Fabrik hinter den großen Fenstern, was er macht und was er kann. 14 hochqualifizierte Mitarbeiter lassen dort erleben, wie Rahmen, Räder und vieles mehr zusammenfinden, wie die Elektronik eingestellt wird und die Endkontrolle abläuft, ehe von hier jährlich 10 000 Räder des gehobenen Preissegments ganz ohne Plastik und umweltfreundlich ausschließlich in Kartonagen verpackt werden.
Teuer, aber den Preis wert
200 Meter weiter in Richtung Sennfeld präsentiert Mannel den Showroom und dort, was auf dem Markt gefragt ist. "Eigentlich alles", so der Geschäftsführer, aber wohl vor allem das Mountainbike mit Motor. Gleich im Eingangsbereich ist das neue ALLMTN ausgestellt, das dafür steht, was mit Carbon & Co heute alles möglich und mit 10 000 Euro zwar teuer, aber seinen Preis wert ist. Hochwertige Komponenten versprechen maximalen Fahrspaß, ganz egal ob bergauf oder bei der Abfahrt. Verbaut sind ein starker Yamaha-Motor, die Adler-Schaltung von Sram, ein Akku mit 600 Wattstunden oder etwa auch die großzügige Federung am Heck (160mm).
Gerade zehn Jahre sind vergangen, als die Sennfelder als Pioniere mit dem E-MTB von Haibike auf den Markt kamen. Anfangs wurden sie belächelt. Der Sportler brauche keinen Motor, war man sich einig. Doch Winora hatte den richtigen Riecher. Bestückt ist der Showroom aber nicht nur mit Produkten der Marken Winora und Haibike. Zur Accell Group (niederländische Holding) gehören weitere Marken, für die Sennfeld auch in Sachen Vertrieb oder etwa beim Marketing tätig ist, darunter Ghost, Batavus, Green's, Lapierre und Koga sowie die Fahrradkomponenten, das Zubehör und die Kleidung der Hausmarke XCL.
Strom kommt vom Dach
Für Green's und Batavus wird alsbald eine eigene Halle mit einer Ausstellungsfläche von 700 Quadratmetern auf dem Betriebsgelände gebaut. Auf das Dach kommt eine Photovoltaikanlage, die vor allem die Förderbänder des hauseigenen Großhandels für Fahrradteile (E.Wiener BikeParts GmbH) antreiben soll. Reduzieren will man damit am Standort die CO2-Emissionen um 23 Prozent.
Beim Personal wurde auf 450 Mitarbeiter aufgestockt, wobei das Plus auch auf die Umwandlung von Leiharbeitern in Festangestellte zurückgeht. Engpässe bei der Auslieferung gibt es trotzdem, auch weil Teile aus Fernost nicht rechtzeitig kommen, weil Cargo-Flieger und Containerschiffe ausgebucht sind. Dies sei gut für den Produktionsstandort Europa, sagt Christian Malik, Manager Global Innovation Center Sports, der sich weniger Abhängigkeit von Asien erhofft.
Corona habe das Fahrradgeschäft beschleunigt, meint Mannel. Gekommen wäre diese Entwicklung jedoch auf jeden Fall. Auch werde sie nach der Pandemie anhalten, denn das E-Bike sei nicht nur von der Kundschaft für die Freizeit, den Arbeitsweg und als Transporter, sondern auch von der Politik als Teil der Verkehrswende erkannt. Und so gibt es jetzt auch Lastenräder von Winora (und sechs weiteren Marken des Konzerns).
Beschäftigte zahlen nur die Versicherung
Wie die eigenen Produkte ankommen, darüber informiert auch das Personal, das sich aus der Kollektion des Vollsortimenters jedes beliebige Bike, also mit und ohne Motor, aussuchen kann und dafür nur die Versicherung bezahlt. Weit über die Hälfte der Mitarbeiter nutzt bereits das Angebot und wird alsbald Christoph Mannel sagen können, ob die von diesem gesehenen Trends zu leichten Motoren, zu Lastenrädern, dem Fahrrad mit im Rahmen integrierten Akku, Kabeln und Beleuchtung, wie auch der Trend hin zum Riemen- und ebenfalls wartungsarmen Nabenantrieb Zukunft haben.
"Pexco entwickelt sich hervorragend", sagt einen Steinwurf entfernt beim Firmenbesuch in der Schweinfurter Rudolf-Diesel-Straße 35 Susanne Puello, die Geschäftsführerin des erst im Juli 2017 gegründeten Unternehmens. Die Marken Husqvarna Bicycles (hochwertige E-Bikes aller Kategorien) und R Raymon (Vollsortimeter, Räder mit und ohne Motor) seien längst auf dem Markt angekommen und von Anfang an auf Wachstumskurs, welchen zwar Corona beschleunigt, ab nicht ausgelöst habe.
Gestärkt ist die Marktposition von Pexco jetzt aus aus dem österreichischen Mutterkonzern (Pierer Mobility AG) durch eine Verzahnung mit dem spanischen Motorradproduzenten GasGas, der auch E-Bikes herstellt. Dieser Schritt steht für die Vision von Pexco als Innovationsträger in der Zukunftswelt der E-Mobilität mit Fahrzeugen bis 45 Stundenkilometern. In dieses Spektrum passen die E-Bikes (Motorunterstützung bis 25 km/h, aber auch das S-Pedelec bis 45 km/h) wie auch der E-Roller und künftig noch vieles mehr.
Beschaffung als Herausforderung
"Nach nicht einmal vier Jahren wird Pexco (75 Mitarbeiter am Standort, keine eigene Fertigung) heuer einen Umsatz von 200 Millionen Euro erreichen", so Puello. 2025 soll dann die Grenze zur halben Milliarde geknackt werden. Das Kernproblem sei dabei nicht die Akquise der Kundschaft, sondern die Beschaffung der Teile für die Fahrradproduktion. Nicht nur Rahmen, Lenker oder Kurbeln, sondern auch Schrauben und Muttern, einfach alles, werde weltweit unter Bedarf produziert. Dank langfristiger Planung sei Pexco jedoch bislang "ganz gut durchgekommen und hat gut geliefert". Noch zwei Jahre werde es diese Probleme bei der Beschaffung geben – eine "gewaltige Ausgabe", die viel Kraft binden werde und wohl auch Neuerungen zwar nicht ausschließe, aber mitunter abbremsen wird.
Seinen Aktionsraum hat Pexco ausgeweitet. Ursprünglich auf den deutschsprachigen Raum fokussiert, ist man heute europaweit und auch auf dem Wachstumsmarkt in USA präsent. Als Trend ist das urbane Radeln erkannt, bei dem sich erneut Husqvarna (auffälliges Design, hoher Bekanntheitsgrad, "einfach eine gigantische Marke") und R Raymon ("extrem hoher Absatz auch im Non-E-Bike-Bereich und ansonsten mit dem Yamaha-Motor exzellent aufgestellt") ergänzen würden.
Auf den angestammten Positionen
In der Rudolf-Diesel-Straße überreichte Susanne Puello gleich zwei Visitenkarten, die sie als Geschäftsführerin von Pexco (Puello eMobility Crossover Company) sowie als Managing Director der Pierer E-Bike GmbH ausweisen. Anfang 2020 war die als Familienunternehmen gegründete Pexco in die Pierer Mobility AG (7000 Mitarbeiter) überführt worden. Die beiden Geschäftsführer Susanne und Felix Puello arbeiten seither weiter auf ihren angestammten Positionen und eng mit zwei Vorständen des Pierer Konzerns (dazu gehören etwa die Motorradmarken KTM, Husqvarna und GasGas) zusammen.
Und ganz wichtig: Eine Entgeltumwandlung senkt das steuer- und sozialversicherungspflichtige Brutto. Dies hat zur Folge, dass weniger Rentenbeitrag und logischerweise später auch weniger Rente gezahlt wird.
Lohnen tut sich die Sache hauptsächlich für die, die eh permanent mit dem Rad unterwegs sind und für die sich ein sündhaft teures Rad lohnt.
Alle anderen Wenigfahrer kommen mit einem 500,- € Rad ohne Jobrad und Konsorten günstiger weg.
Interessant wird es bei Jobrad und Konsorten auch wenn man den Arbeitsplatz wechselt, in den meisten Fällen muss dann das Fahrrad zum hohen Preis ausgelöst werden.
Letztlich bleibt es aber immer eine Art Kauf auf Raten mit etwas Rabatt. Dadurch tätigen viele einen Abschluss obwohl es sich für sie nicht lohnt.