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Schweinfurt
Extravagant, aber alltagstauglich: Die Unterfranken Alexander Höller und Dominik Lenhart bringen Modekollektion heraus
Vier verschiedene Kleidungsstücke wird es in der Kollektion des Würzburger Modelabels "Lenart Clothing" mit dem Künstler aus Schwebheim geben. Was dahinter steckt.
Zwei unterfränkische Kreativköpfe unter sich: Alexander Höller (links) und Dominik Lenhart.
Foto: Andi Huber | Zwei unterfränkische Kreativköpfe unter sich: Alexander Höller (links) und Dominik Lenhart.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:12 Uhr

Für gewöhnlich beendet Alexander Höller seine Werke selbst mit dem letzten Pinselstrich. Diesmal ist alles etwas anders. Die Kunst des gebürtigen Schwebheimers wirkt aber auch im ungewohnten Gewand wie immer knallig, eindringlich, unkonventionell, intensiv. Der selbsternannte "The Emotion Artist" bringt in Kooperation mit dem Würzburger Modelabel "Lenart Clothing" seine ersten Fashionkollektion heraus – streng limitiert, hochwertig produziert und unverwechselbar.

Der in München lebende Maler strahlt wie ein kleines Kind an Weihnachten, als er die vier verschiedenen Kleidungsstücke seiner gemeinsamen Kollektion mit "Lenart Clothing" vorführt. Dominik Lenhart, Gründer des Modelabels, über das bereits die britische Ausgabe des Modemagazins "GQ" berichtet hat, sitzt etwas introvertierter wirkend daneben. Aber auch er versteckt seinen Enthusiasmus für das gemeinsame Projekt keineswegs. "Das war auch für mich absolutes Neuland", erklärt der 29-Jährige. "Lenart Clothing" gründete sich 2018, Ende 2019 eröffnete er einen eigenen Store in der Karmelitenstraße in der Würzburger Innenstadt und hat mittlerweile acht Mitarbeiter. Nach zwölf Kollektionen folgt jetzt der nächste Schritt mit der ersten Kollaboration.

Alltagsbegegnung brachte Höller und Lenhart zusammen

Lenhart und der drei Jahre jüngere Höller wirken wie langjährige, gute Kumpels. Dabei hat die beiden Unterfranken erst vor Kurzem eine Alltagsbegegnung zusammengebracht: Die von Lenharts Schwiegermutter und von Höllers Ehefrau Svenja Reichert in deren Schweinfurter Friseursalon. Sie erzählten sich gegenseitig von den Kreativköpfen und stellen sie später einander vor. "Ich fand es auch cool, dass wir beide heimatverbunden sind", bemerkt Höller, der vor einem Jahr seine erste große Einzelausstellung ausgerechnet in der Heimat in der Schweinfurter Kunsthalle hatte. Kunst und Fashion müssen nicht immer aus den großen Metropolen heraus entstehen.

Das Herzstück der Kollektion: die vegane Bikerjacke – hier getragen vom Künstler Alexander Höller selbst.
Foto: Andi Huber | Das Herzstück der Kollektion: die vegane Bikerjacke – hier getragen vom Künstler Alexander Höller selbst.

Die Chemie stimmte sofort. Ende letzten Jahres fand das erste Meeting für die Kollaboration statt. "Ich spürte, dass eine Verbundenheit da ist und wir bereit sind, mit Alex uns etwas zu trauen und einen anderen Schritt zu gehen", erklärt Lenhart. Genau so könne man sich in der Mode abheben. Darin ist Höller, der durch seine spektakulären öffentlichen Auftritte bekannt ist, Spezialist. "Ich habe schon viel experimentiert", sagt er. "Mein Style ist nicht gerade der alltäglichste. Ich lasse es gerne mal krachen."

Herzstück der Kollektion: die vegane Bikerjacke

Die Kollektion wurde dann aber doch nicht ganz so knallig, wie Höller etwa gerne mal auf Eröffnungsveranstaltungen seiner Ausstellungen erscheint. "Wir wollten was Extravagantes machen, das du trotzdem noch im Alltag tragen kannst", erklärt Höller die eingeschlagene Richtung. "Es sind Klamotten, die einfach jeder tragen kann." Das Herzstück der Kollektion ist sicherlich die vegane "Bikerjacke". "Die kannst du in Berlin ins Berghain anziehen", findet Höller. "Oder in Würzburg auf der Mainbrücke, wenn du einen Schoppen trinkst", ergänzt Lenhart und grinst. Für die Jacke wurde viel herumprobiert, sie sollte schließlich den schweren echten Lederjacken möglichst nahekommen.

Mit den Endergebnissen, der streng limitierten Kollektion, sind beide unübersehbar rundum zufrieden. "Mich beschäftigte das Thema Mode und Fashion eigentlich schon immer", verrät Höller, dessen Mutter Kerstin früher als Modedesignerin arbeitete. Wie seine Kunst jedoch den Weg in die Fashion finden könnte, war ihm bis zum Treffen mit Lenhart noch völlig unklar. Einige Sketches und Gespräche reichten dann, um den "Pavian", der Figur mit erhobenen Mittelfinger in Höllers Gemäldeserie "Der Stumme Schrei", auch in die Modewelt zu projizieren. "Wir haben Hand in Hand gearbeitet", berichtet Lenhart, der Höllers Arbeiten genauestens studierte. "Ich habe probiert, was Alex auf die Leinwand bringt, aufs Textil zu bringen."

Das Sweatshirt ist knallig bunt – wie die Gemälde von Alexander Höller. Natürlich auch versehen mit dem 'Pavian', der Figur aus Höllers Gemäldeserie 'Der Stumme Schrei'.
Foto: Andi Huber | Das Sweatshirt ist knallig bunt – wie die Gemälde von Alexander Höller. Natürlich auch versehen mit dem "Pavian", der Figur aus Höllers Gemäldeserie "Der Stumme Schrei".

Die Detailverliebtheit und der hohe Aufwand sind dabei bemerkenswert. Höllers Gemälde bestehen üblich aus mehreren Farbschichten. Lenhart imitierte das mit verschiedenen Waschungen der Textilien. "Wild, aber eine Bereicherung", sagt der Würzburger zum Entstehungsprozess. Mehrfach wurde dafür auch die Produktionsstätte in Istanbul direkt besucht, um nachzujustieren. "Ich war einfach nie zufrieden", berichtet Lenhart.

Durch das Erdbeben in der Türkei wurden Lieferketten unterbrochen. Alles verzögerte sich etwas. Jetzt, ein halbes Jahr nach dem ersten Treffen der beiden, steht die Kollektion, die neben der "Bikerjacke" schwarz gehaltene T-Shirts, Hoodies und ein knallig pinkes Sweatshirt im Oversize-Boxi-Schnitt (alles Unisex) umfasst und sich preislich im "Premium-Segment" bewegt, unmittelbar vor der Veröffentlichung. Anfang Mai soll sie bei einer Releaseparty in Würzburg vorgestellt werden. Als besonderes Schmankerl wird unter allen Käufern ein extra angefertigtes, großformatiges Gemälde von Alexander Höller, der das Projekt dann doch wieder mit einem Pinselstrich beendet, verlost.

 
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Kommentare
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  • E. B.
    Die Mutter hatte in Schweinfurt sogar ein eigenes Geschäft und war eine tolle Designerin.
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  • R. B.
    Sehr bemerkenswert, macht weiter so
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