
Der junge Künstler Alexander Höller soll seine Gäste zu Ausstellungen schon mit seinem Tätowierer im Schlepptau zu laut scheppernder Gitarrenmusik aus den Boxen empfangen haben. Bei der Vernissage in seiner Geburtsstadt Schweinfurt, am Donnerstagabend in der Kunsthalle, ließ der 25-Jährige es jedoch fast schon überraschend ruhig angehen. Sicher trugen dazu die Umstände durch das gegenwärtige Pandemiegeschehen bei. Aber auch der Kontext des Abends sprach für eine klassische Eröffnungsveranstaltung, die fast schon andächtig daherkam.
Die von 28. Januar bis zum 27. März stattfindende "Alexander Höller Expansion" im Kunstsalong des Kunstvereins Schweinfurt stellt einen weiteren Meilenstein in der Karriere des aus Schwebheim stammenden Malers dar, mit seiner ersten Museumsausstellung überhaupt – ausgerechnet in der Heimat.

Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé erinnerte in seiner Eröffnungsrede vor 120 Gästen, dass Höllers Werke ja vor ein paar Jahren bereits einmal in der Stadt ausgestellt waren. Damals in der Halle des Rathauses, einer Plattform, auf der lokale Künstler häufig ihre ersten Gehversuche unternehmen dürfen. Höller war vielleicht damals schon, spätestens jetzt in anderen Sphären unterwegs, findet Remelé, der sich freut, dass dieser "seine Wurzeln nicht vergessen hat."
Wie die Zusammenarbeit zwischen dem veranstaltenden Kunstverein und dem Maler, der mittlerweile in München lebt und auf der ganzen Welt seine Werke ausstellt und verkauft, zustande gekommen ist, erzählte die Kuratorin der Ausstellung Iris Muffert-König anekdotisch. Im Mittelpunkt stand dabei eine E-Mail vom 26. Mai 2020 von Alexander Höller an den Kunstverein, in dem er Bezug auf eine alte Anfrage für eine Ausstellung nahm. Damals ließ ihn der Kunstverein noch wegen eines fehlendes abgeschlossenen Kunststudiums abblitzen. Seit Februar 2020 kann er jedoch ein Diplom der staatlichen Akademie der Bildende Künste München vorweisen. Die Mail endete mit: "Es wäre mir eine Ehre in Schweinfurt ausstellen zu dürfen."
Künstler im knallroten Mantel
Und das war Alexander Höller, der mit einem langen knallroten Mantel und hohen schwarzen Platonstiefeln gekleidet war, auch während der Vernissage, trotz schwarzer FFP2-Maske im Gesicht, deutlich anzusehen. Der "Kunstpunk" schien ehrlich ergriffen von der Aufmerksamkeit und Zueneigung in seiner Heimat, dort, wo er seine gesamte Jugend verbrachte, "die nicht immer einfach gewesen ist", wie der Kunstvereins-Vorsitzende, Stefan Muffert, in seiner Rede erläuterte.
Höller ist angekommen. In der großen weiten Kunstwelt und in den Herzen der Schweinfurter. Und er hat seiner alten Heimat und der Welt etwas zu sagen. "Ein Künstler sollte nicht nur Sachen machen, die an der Wand über dem Sofa schön aussehen. Ein Künstler sollte ein krasser Zeitkritiker sein", findet Alexander Höller, der sich mit seiner Kunst gegen Intoleranz in all ihren Ausprägungen stellt. Das funktioniert manchmal, etwas Höller-untypisch sogar eher leise und zurückhaltend.
Die Ausstellung ist für alle ab Freitag, 28. Januar, geöffnet.