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Schweinfurt
Explodierende Rohstoffpreise treffen auch Glöckle in Schweinfurt
Welche Auswirkungen hat der Rohstoffmangel? Carolin Glöckle, Chefin des Schweinfurter Bauunternehmens Glöckle, spricht darüber, wie ihre Firma damit umgeht.
'Wir müssen zum Teil mit explosionsartig erhöhten Preise kalkulieren', sagt Carolin Glöckle vom Schweinfurter Bauunternehmen Glöckle. Die Rohstoffknappheit sorgt auch für Lieferverzögerungen, Mitarbeitende müssen dagegen nicht um ihren Arbeitsplatz fürchten, es werden sogar weitere gesucht.
Foto: Unternehmensgruppe Glöckle | "Wir müssen zum Teil mit explosionsartig erhöhten Preise kalkulieren", sagt Carolin Glöckle vom Schweinfurter Bauunternehmen Glöckle.
Aurelian Völker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:38 Uhr

Die Rohstoffknappheit trifft Handwerk, Industrie und Privatleute. Im Interview erzählt Carolin Glöckle, Geschäftsführende Gesellschafterin der Unternehmensgruppe Glöckle, wie stark die Auswirkungen auf ihr Unternehmen sind.

Frage: Ist ihr Unternehmen vom Rohstoffmangel betroffen?

Carolin Glöckle: Ja, das sind wir definitiv – vor allem in den Bereichen Hochbau und Tiefbau.

In welcher Form macht sich der Rohstoffmangel bei Glöckle bemerkbar?

Glöckle: Bemerkbar macht sich dies auf verschiedenen Ebenen: Teils müssen wir mit direkten Preiserhöhungen arbeiten, teils fehlen Materialien und können nur peu à peu oder mit Verspätung geliefert werden. Häufig sind im Zuge dessen Umplanungen im Bauablauf nötig.

Welche Rohstoffe fehlen in Ihrem Unternehmen, wo gab und gibt es Engpässe?

Glöckle: Durch den Anstieg der Preise und die Lieferschwierigkeiten spüren wir direkte Auswirkung auf unsere Hoch- und Tiefbau-Sparten. Große Schwierigkeiten haben wir, Wärmedämmverbundsysteme zu beschaffen und weitere Materialien für den Trockenbau. Ebenso herausfordernd ist es, Dachabdichtungen für den Schlüsselfertigbau zu beschaffen. Aus diesem Grund sind teilweise Umstellungen bei Materialien nötig.

Welche Auswirkungen hat das für die Firma?

Glöckle: Wir haben einen erhöhten Aufwand in der Vergabe zu verzeichnen und müssen zudem mit zum Teil explosionsartig erhöhten Preise kalkulieren.

Wie stark sind die Rohstoffpreise im Einkauf gestiegen?

Glöckle: Die Preise für Baustahl sind um 70 Prozent gestiegen, ebenso die Preise für Dämmmaterial. Bei Bauholz haben wir eine Preiserhöhung von 100 Prozent beobachten können.

Hat der Rohstoffmangel auch Auswirkungen auf Ihre Kundinnen und Kunden?

Glöckle: Leider kann sich dies trotz aller Bemühungen auch auf unsere Kundinnen und Kunden  auswirken. Es ist aktuell nicht leicht, Termine einzuhalten und unsere fertigen Projekte rechtzeitig zu übergeben.

Gab es durch die Knappheit Verzögerungen im Betriebsablauf?

Glöckle: Ja. Wir müssen immer wieder Verschiebungen händeln, woraus wiederum ein Mehraufwand für die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsteht.

Mussten Sie bereits Aufträge ablehnen oder sogar zurückgegeben?

Glöckle: Nein. Durch frühzeitige Bestellungen und Vergaben, beziehungsweise durch das Umstellen von Materialien, konnten wir Problematiken dieser Art umgehen.

Das Problem der Rohstoffknappheit ist inzwischen schon ein paar Wochen bekannt. Hat es sich in den letzten Tagen noch verschlimmert?

Glöckle: Unserer Ansicht nach befindet sich die Problematik auf hohem Niveau. Eine weitere Verschlechterung sehen wir für die kommende Zeit aber nicht.

Wie lange denken Sie halten die Probleme noch an? Und werden die Preise für die Rohstoffe Ihrer Meinung nach wieder sinken?

Glöckle: Diese Fragen sind schwer zu beantworten. Aus unserer Sicht ist ein Absinken der Preise möglich, jedoch ist ein Niveau wie zu Zeiten vor der Rohstoffknappheit aus unserer Sicht nicht mehr zu erwarten. Die Entwicklungen sind auch davon abhängig, wie sich die Politik verhält beziehungsweise wie mit der enormen Nachfrage aus dem Ausland und den derzeit hohen Exportmengen umgegangen wird.

Inwieweit konnte Ihr Unternehmen Schlimmeres verhindern?

Glöckle: Wir setzen auf vorausschauende Planung und Ausschreibung, zudem pflegen wir sehr gute Kontakte zu unseren Geschäftspartnern.

Hat der Rohstoffmangel Auswirkungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Glöckle, zum Beispiel Entlassungen?

Glöckle: Nein, wir suchen nach wie vor qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unser Team. Erst Anfang des Jahres 2021 wurde die Unternehmensgruppe Glöckle von "Great Place to Work" als "Attraktiver Arbeitgeber" zertifiziert.

Haben Sie noch weitere Anmerkungen zum Thema?

Glöckle: Schon seit einiger Zeit herrscht im Bereich Sand und Kies Rohstoffmangel. Sand- und Kiesvorkommen sind theoretisch verfügbar, jedoch liegen die notwendigen Abbaugenehmigungen noch in weiter Ferne.

Die Unternehmensgruppe Glöckle

Die Unternehmensgruppe Glöckle mit Hauptsitz in Schweinfurt und weiteren Standorten in München, Schwebheim und Grafenrheinfeld gehört zu den führenden Komplettanbietern für Bau und Baudienstleistungen. Gegründet im Jahr 1908 wird das Familienunternehmen heute in vierter Generation von Carolin Glöckle geführt. Inzwischen zählt das Unternehmen rund 500 Mitarbeitende und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von circa 150 Millionen Euro.
Quelle: Unternehmensgruppe Glöckle
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  • L. W.
    Warum wird in Deutschland und Bayern

    die Wiederverwendung von Abbruchmaterial so gezielt verhindert?

    In vielen Bereichen wäre es sicherlich möglich viel mehr sortiertes Recyclingmaterial aus dem Abbruch zu verwenden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
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