Samstag, 9. Juni, nachmittags. Es ist heiß, bestes Badewetter. Viele Menschen in und um Schweinfurt wollen nur eines: Abkühlung. Die gibt's im Schwimmbad oder einem der Badeseen in der Region. Der Schweinfurter Baggersee ist an solchen Tagen extrem belagert. Manche zieht es aber auch an ruhigere Ufer, zum Beispiel die des Sennfelder Sees.
Weißer Rauch und Phosphorgeruch
Der lockt an diesem Tag ebenfalls seine Fans an, mindestens 50, sagt eine Augenzeugin. Ihr fällt plötzlich auf, dass in der Seemitte, ein Stück weg vom Sandbereich für die Kinder, größere Blubberblasen an die Wasseroberfläche steigen. „Als ob etwas untergegangen wäre“, sagt sie. Das habe eine ganze Weile gedauert, „auf einmal ist weißer Rauch aufgestiegen“. Von diesem Phänomen existiert sogar ein Handy-Video, wie diese Redaktion erfahren hat. Ein bisschen dauert's, bis der zugehörige Geruch die Liegewiese erreicht. Es habe „wie Phosphor gerochen“, meint die Zeugin.
Am Ufer beginnt das große Rätselraten: Was ist das, was riecht denn so? Eine Kopie des Videos vom weißen „smoke on the water“ und die Informationen über den möglichen Gasaustritt im See bekommt die Gemeinde offenbar erst etliche Tage später. Ihr Bürgermeister Oliver Schulze ordnet anfangs der Woche dann umgehend an, dass der See fürs Baden aus Sicherheitsgründen geschlossen wird. Ein rot-weißes Flatterband sperrt den Bereich ab.
Ämter informiert – Taucher findet nichts
„Die Sicherung fällt in die Zuständigkeit der Gemeinde“, sagt deren Geschäftsleiter Thomas Wagenhäuser auf Anfrage. Man habe die Untere Naturschutzbehörde (Landratsamt) informiert, ferner das Wasserwirtschaftsamt und die Polizei, die ebenfalls im Besitz des Videos sei. Das Landratsamt teilt auf Anfrage mit: Solange keine näheren Erkenntnisse vorliegen, was sich konkret im See befindet, gebe es „seitens des Landratsamtes derzeit keine weiteren Veranlassungen“.
Ein Taucher, aus München angereist, konnte am Dienstag laut Pressemitteilung der Gemeinde aufgrund der „sehr hohen Sedimentierung“ keine Gasaustritte lokalisieren. Explosive Kampfmittel hätten Fachleute schon im Vorfeld als Blubber-Ursache ausgeschlossen. Die Wasserwacht und Rettungsdienst seien bei dem Tauchgang vorsorglich vor Ort gewesen, sagt Geschäftsleiter Wagenhäuser. Der Taucher habe etwas Metallisches geortet, aber nichts gefunden.
Schulze will keinen „Tauchtourismus“
Um Gewissheit zu bekommen, wird laut Wagenhäuser eine Fachfirma für „Boden- und Gewässersanierung“ aus Norddeutschland anreisen, mit Boot und entsprechender Ausrüstung, um dem Geheimnis des Sennfelder Sees auf den Grund zu gehen. „Wenn was drin ist, können die es orten und auch bergen“, so der Gemeinde-Geschäftsleiter.
Das Blubber-Video mit weißem Rauch will der Bürgermeister nicht herausgeben und auch am Freitagmorgen noch nicht sagen, wann genau die Spezialfirma anrückt. Er möchte „Tauchtourismus vermeiden“. Doch die Firma ist schon da oder kurz vor Sennfeld. Freitagmittag ist sie vor Ort, direkt an der Liegeweise und dem Sandbereich für die Kinder. Die Sennfelder Feuerwehr hilft mit ihrem Fahrzeug mit Kran, das Messboot zu Wasser zu lassen. Vor Ort: Bürgermeister Schulze, Geschäftsleiter Wagenhäuser und der zweite Bürgermeister Helmut Heimrich.
Ergebnis wohl nächste Woche
Laut seiner Homepage betreibt das Unternehmen, das sich nun mit Messgeräten und Tauchern auf die Suche nach der Blasenursache im See begibt, Kampfmittelbeseitigung sowie Boden- und Gewässersanierung. Sollte ein „Kampfmittel“ im Schlamm stecken, ist die Firma laut Eigenangaben genau die richtige: „Detektierte Kampfmittel unter Wasser werden im Taucheinsatz freigelegt, identifiziert und unschädlich gemacht. Handhabungssichere Kampfmittel werden geborgen und den zuständigen Stellen übergeben.“
Sobald ein Ergebnis vorliegt, werde er dieses mitteilen, verspricht der Bürgermeister am Seeufer. Anfang nächster Woche wohl.