Als Natascha Reiter-Schmincke und Dr. Christian Schmincke den Bericht dieser Redaktion über die Bürgerversammlung in Hundelshausen lasen, waren sie geschockt. Bürgermeister Michael Wolf hatte damals bekannt gegeben, dass mehrere Pappeln der rund 20 Meter hohen Baumreihe am Spielplatz weitgehend abgestorben seien. Als Grund vermutete er einen Pilzbefall. Vielleicht müssten manche gefällt werden, sagte Wolf. Er kündigte ein Gutachten an und versprach der Bevölkerung: "Was zu retten ist, wird gerettet."
Das Ehepaar und weitere Bürgerinnen und Bürger des Michelauer Ortsteils fragten sich daraufhin, "wie die Gemeinde zu dieser Aussage kommen konnte, bevor ein Baumgutachter sich überhaupt die Bäume angeschaut hatte", berichtet Natascha Reiter-Schmincke bei einem Ortstermin, nachdem sie sich zuvor an die Redaktion gewandt hatte. Mehrere Mitstreiter und Mitstreiterinnen haben sich zum Bündnis "Rettet die Pappeln" formiert, weil sie fürchten, dass mehr Pappeln als nötig gefällt werden.
Pappeln wurden vor 60 Jahren am Tag des Baumes gepflanzt
Um zu verstehen, warum sie sich für den Erhalt einsetzen, muss man 60 Jahre zurückgehen. Damals pflanzten Schulkinder nahe des früheren Schulhauses, entlang des Bimbachs, zwölf Jungbäumchen. Einer der Schüler ist Wolfgang Roth. Der heute 70-Jährige berichtet, dass sie gemeinsam mit ihrem Lehrer die Pappeln am Tag des Baumes anpflanzten. "Einen für jeden Monat", erklärt Roth. Weil ein Anwohner fürchtete, dass die Bäume zu groß würden, wurden drei Exemplare wieder entfernt.
Seitdem sind die neun übrig gebliebenen Pappeln sozusagen ein Wahrzeichen von Hundelshausen. Für Roth, Reiter-Schmincke und andere prägt die Baumreihe am südöstlichen Ortsrand das Dorfbild. Sie ist schon von weitem zu sehen. "Ich freue mich immer, wenn ich heimfahre und die Bäume sehe", sagt Dr. Christian Schmincke, der als Gründer der Klinik am Steigerwald bekannt ist.
Auf diesen gewohnten Anblick muss er womöglich schon bald verzichten. Die Gemeinde Michelau hat das Gutachten zwischenzeitlich erstellen lassen. Der Baumgutachter kommt zu dem Schluss, dass bei mehreren Bäumen die Verkehrssicherungspflicht nicht mehr gewährleistet sei, berichtet der Bürgermeister auf Anfrage. Damit niemand geschädigt wird, hat Wolf den angrenzenden Spielplatz sperren lassen, weil die Gefahr zu groß sei, dass Äste abbrechen und herabstürzen.
Des Weiteren habe der Gutachter empfohlen, vier der neun Pappeln zurückzuschneiden. Die restlichen fünf Pappeln sind scheinbar derart geschädigt, dass der Experte rät, sie zu fällen – und zwar binnen sechs Wochen. Dieser Zeitraum ist laut Wolf bereits verstrichen, nachdem die Untersuchung im Oktober stattfand. Ein Angebot über Rückschnitt und Fällung hat der Gutachter über sein Unternehmen der Gemeinde bereits vorgelegt.
Bürger-Bündnis: So wenige Bäume wie möglich fällen
Das Bündnis "Rettet die Pappeln", das das Gutachten einsehen durfte, ist nicht damit einverstanden. "Nicht selten fallen Bäume zu schnell der Axt zum Oper, um vollendete Tatsachen zu schaffen", sagt Reiter-Schmincke. Ziel ist es laut Dr. Schmincke, dass so wenige Bäume wie möglich gefällt werden und die Baumreihe erhalte bleibe. Einige Bürger, wie Carina Keß, wären sogar bereit, die geschädigten Pappeln regelmäßig zu gießen, wenn die Gemeinde zum Beispiel Wassersäcke anbringen würde.
Sie halten die vom Gutachter als Ersatzpflanzung vorgeschlagenen Zerreichen für nicht geeignet. Müssten tatsächlich Bäume gefällt werden, sollte die Gemeinde stattdessen "weiter auf die für die Biodiversität wichtigen Pappeln" setzen. Und damit würde auch das Ortsbild erhalten bleiben.
Aus Sicht des Bündnisses gibt es bei der Sache ein "Geschmäckle, weil die Bäume auf der Fläche eines neu auszuweisenden Baugebietes stehen und im Zuge dessen gefällt werden müssten, um dort die Zugangsstraße zu legen". Bereits im Frühsommer hatten mehrere Bürgerinnen und Bürger sich gegen das Baugebiet, die Flächenversiegelung und eine damit verbundene Fällung der Pappeln ausgesprochen, informiert die Initiatorin.
Appell an die Gemeinde, ein zweites Gutachten einzuholen
"Rettet die Pappeln" fordert von der Gemeinde ein zweites und unabhängiges Gutachten, auch weil der von der Gemeinde beauftragte Gutachter im Ort aufgewachsen sei. Der Bürger-Zusammenschluss, den nach eigenen Angaben über 60 Personen unterstützen, hat kürzlich zwei eigene Gutachter hinzugezogen. Beide seien zu einer anderen Einschätzung gekommen, so Reiter-Schmincke.
Theo Hornung ist einer von ihnen und zertifizierter Baumkontrolleur der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL). Er stimmt nicht mit dem Gutachten überein. Bei seiner Baumbeschau am 15. November konnte er erkennen, dass nur zwei Bäume stärker geschädigt gewesen seien. Er empfiehlt, zunächst nur einen Baum zu fällen, bei einem zweiten mit der Fällung bis zum Frühjahr zu warten, ob er nochmals austreibe.
Bürgermeister sorgt sich um die Sicherheit am Spielplatz
Die restlichen sieben Pappeln seien aus seiner Sicht verkehrssicher. "Es gibt keine Hinweise, dass diese Bäume im Inneren geschädigt sind." An einem Baum entdeckte Hornung einen Schaden, der nur "Menschen gemacht" sein könne. Gründe, woran die anderen Bäume erkrankt sind, ob Trockenheit oder Pilzbefall, kann er aktuell nicht erkennen.
Bürgermeister Wolf treibt vor allem die Sicherheit um: "Erst letzte Woche ist in Volkach ein Baum auf die Straße gekracht, wo kein großer Wind war." Für ihn ist es erschreckend, was selbst bei leichtem Wind herabfalle. Das habe er in den 30 Jahren, seitdem er hauptberuflich im Wald arbeite, noch nie erlebt. Außerdem sei er als Bürgermeister haftbar, wenn etwas passiere.
Gemeinderat trifft am 27. November eine Entscheidung
Aus diesem Grund drängt für ihn die Zeit. Wolf hat das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gemeinderates gesetzt, der am Montag, 27. November, tagt. Wolf teilte der Redaktion mit, dass die Mitglieder in nichtöffentlicher Sitzung über das weitere Vorgehen entscheiden werden.
Ihm zufolge werden drei Beschlussvorschläge zur Abstimmung stehen: Einer sieht den Rückschnitt der Pappeln vor, ein zweiter das Zurückschneiden und die Fällung; die dritte Möglichkeit ist, dass die Gemeinde ein weiteres Gutachten einholt. Michael Wolf betont dahingehend, dass dies keine Pflicht für die Gemeinde sei. Außerdem seien solche Gutachten nicht billig. Eine Gemeinde müsste auch verantwortungsvoll mit den Steuergeldern umgehen.
Bitte nennen Sie mal Fakten, warum ein "Alter Baum" überaus wertvoll ist?
Man muss aufpassen, dass man vor lauter Bäume den Wald nicht mehr sieht!
Michelau liegt mitten im Wald.
Ein Spielplatz, der nicht genutzt werden kann weil vom "Alten Baum" Äste fallen können und womöglich ein Spielgerät zerstören, ist für Kinder und Familien auch überaus wertvoll!
Also müsste man abwägen.
Ich würde die "Alten Bäume" fällen und dafür Ersatzpflanzungen durchführen!
Das sollte man mal Herrn und Frau Schminke sagen.
Wenn der Bericht die Fakten bringt, geht es ja nicht um die Bäume sondern nur um den schönen Anblick?
Ich zitiere:
"Auf diesen gewohnten Anblick muss er womöglich schon bald verzichten."????
Es geht hier um Sicherheit und nicht um Befindlichkeiten!
Ob dies hier der Fall ist, kann nur ein Gutachter feststellen. Vielleicht sollte die Gemeinde aber einen Gutachter beauftragen, der nicht Chef oder Mitarbeiter eines "Baumfäll-Unternehmens" ist.
Die Idee, den "krankesten aller kranken" Bäume doch zu fällen, hat Charme. Und gäbe wohl Aufschluß über den Gesundheitszustand der anderen Bäume
Der Bürgermeister ist Verantwortlich!
Die Bündnis "Rettet die Pappeln" mit angeblich 60 Personen unter der Führung von Frau Reiter-Schmincke und Herrn Hornung sind offensichtlich in Sachen Baumwirtschaft besser als der Forstmeister und Bürgermeister Wolf.
Deshalb rate ich Bürgermeister Wolf seine Verantwortung dem Bündnis „Rettet die Pappeln“ weiterzugeben und einen Vertrag vorzulegen, in dem das Bündnis sämtliche Verantwortung übernimmt.
Dann sehen wir weiter!