Es war eine faustdicke Überraschung, die Bürgermeister Michael Wolf bei der Bürgerversammlung im Ortsteil Hundelshausen am 26. September verkündete: Die Gemeinde Michelau im Steigerwald (Lkr. Schweinfurt) will ihr Rathaus veräußern. Das große Gebäude wird derzeit nur wenig genutzt, bis auf die Amtsstunden des Bürgermeisters und Ratssitzungen sowie zusätzlich als Lager. Knapp zwei Wochen später erschien die Verkaufsanzeige im amtlichen Mitteilungsblatt. Daraufhin hatten Interessenten vier Wochen Zeit, ihre Angebote einzureichen.
Zum 6. November endete eine von der Gemeinde Michelau gesetzte Frist, Gebote für den Kauf der Immobilie abzugeben. Als Mindestkaufpreis waren 736.000 Euro im Bieterverfahren gefordert. Zusätzlich müssen die Erwerber sämtliche Kosten, Gebühren und Steuern, die in Zusammenhang mit dem Grunderwerb stehen, tragen.
Es gab nur eine unverbindliche Anfrage
Wer ist nun der neue Eigentümer des 840 Quadratmeter großen Gebäudes samt 1000 Quadratmeter Grund, auf der sich außerdem eine Scheune befindet? Welcher Bieter hat das Höchstgebot bei der Gemeinde abgegeben und den Zuschlag erhalten? "Keiner", lautet die knappe Antwort von Bürgermeister Michael Wolf. "Es ist kein einziges Gebot bei uns eingegangen", teilt er mit. Nur ein Interessent hatte sich in dieser Zeit bei der Gemeinde gemeldet und die Immobilie besichtigt. Es sei aber eher eine lose Anfrage gewesen, so seine Einschätzung. Eine konkretes Angebot hat sich daraus bislang nicht ergeben.
Überrascht hat den Bürgermeister die mangelnde Nachfrage nicht. Ihm und dem Gemeinderat, der die Veräußerung im Sommer in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen hatten, sei bewusst, dass das 1987 errichtete Gebäude riesengroß und in seiner jetzigen Form weniger für Wohnen geeignet sei. Der Käufer, erläutert Wolf weiter, müsste die Räumlichkeiten erst umbauen und weiter investieren, um das Rathaus, das mit einer Ölzentralheizung beheizt wird, für solche Zwecke nutzen zu können.
Verkaufsabsicht bislang nur im Amtsblatt mitgeteilt
Hinzu kommen die noch ausstehenden Sanierungsmaßnahmen im Keller. Darauf wurde in der Anzeige hingewiesen. Außerdem könnte das geringe Interesse auch daran liegen, vermutet der Bürgermeister, dass die Verkaufsabsicht bislang nur über das Mitteilungsblatt der Gemeinde nach außen kommuniziert worden sei.
Wie soll es nun weitergehen mit dem scheinbar nicht einfach zu vermittelnden Objekt? "Wir haben keinen Plan B", gesteht Wolf. Der Ball liegt nun wieder im Spielfeld des Gemeinderates. Aller Voraussicht nach schon in der nächsten Sitzung wird sich das Gremium erneut mit dem Thema befassen.
Dann geht es auch um die prinzipielle Frage, ob der Verkauf überhaupt noch weiterverfolgt werden soll. Darüber müsse man nun erst einmal beraten, meint der Bürgermeister, bevor die Gemeinde die nächsten Schritte auf den Weg bringt.
Rathaus wird definitiv nicht billiger zu erwerben sein
Und wenn der Rat überein kommt, das kaum noch genutzte Gebäude weiter am Immobilienmarkt anzubieten? Michael Wolf kann sich vorstellen, den angestrebten Verkauf dann intensiver und auch im weiteren Umkreis zu bewerben. Zum Beispiel über Immobilienmakler oder auf bekannten Onlineportalen.
Was das Gemeindeoberhaupt allerdings ausschließt, ist ein geringerer Kaufpreis. Die festgelegten 736.000 Euro sind in Stein gemeißelt. Kein Cent weniger, betonte er damals auf die entsprechende Frage gegenüber dieser Redaktion. Eine niedrigere Summe ist laut Wolf grundsätzlich ausgeschlossen, da es sich bei dem Rathaus um kommunales Eigentum handelt.