
Mit Nitrat verunreinigte Böden und Gewässer sowie belastetes Grundwasser sind ein Dauerthema im Landkreis Schweinfurt. Private Gartenbesitzer können über den VSR-Gewässerschutz ihr Brunnenwasser untersuchen lassen, im Mai war das Labormobil in Gerolzhofen unterwegs. Die Untersuchungen haben laut dem gemeinnützigen Verein "erschreckende Nitratbelastungen" ergeben. Einer Mitteilung zufolge überschritten 23 der 63 Brunnenwasser den in der Trinkwasserverordnung festgelegten Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter (mg/l), und zwar zum Teil erheblich.
Spitzenreiter war ein Gartenbrunnen in Mönchstockheim, wo 226 mg/l Nitrat im Wasser gemessen wurde. Auch andere Wasserproben waren nicht unerheblich mit Nitrat belastet: darunter Brunnen in Lülsfeld (116 mg/l), Gerolzhofen (104 mg/l), Obervolkach (101 mg/l), Unterspiesheim (97 mg/l), Kolitzheim (90 mg/l), Schallfeld (86 mg/l) und Herlheim (85 mg/l).
VSR: Nitrate im Brunnenwasser können in Jahren das Trinkwasser belasten
Harald Gülzow vom VSR-Gewässerschutz weist darauf hin, dass solche Nitratbelastungen nicht im oberflächennahen Grundwasser blieben, sondern in immer tiefere Grundwasserschichten gelangten. "Nitrate, die vom VSR-Gewässerschutz heute im Brunnenwasser gefunden werden, können in einigen Jahren das Trinkwasser belasten", informiert Gülzow.
Das Nitrat belastete Wasser kann ihm zufolge nur eingeschränkt im Garten genutzt werden. So sollten die Gartenbesitzer mit dem Wasser nicht ihren Teich befüllen, da sonst ein starkes Algenwachstum drohe. Zudem komme es bei einer Belastung ab 100 mg/l auch zu einer Nitratanreicherung im Gemüse.
Woher kommt die Nitratbelastung? Dazu teilt Gülzow mit, "dass ein hoher Anteil an intensiver Landwirtschaft zu höheren Nitratbelastungen führt". Im Landkreis Schweinfurt würde auf 58 Prozent der Fläche Landwirtschaft betrieben. Vor allem auf Ackerflächen sei die Gefahr höher als bei Grünland, auf denen Nitrat aus Dünger weniger ausgewaschen werde.
Gerade Regenfälle schwemmten Nitrat, das nach der Ernte von Getreide oder Mais im Boden verbleibe, ins Grundwasser. Der Verein fordert daher, noch mehr Zwischenfrüchte wie etwa Senf, kleeartige Futterpflanzen, Ackerbohnen, Futtererbsen oder Lupinen anzubauen, die den restlichen Stickstoff aufnehmen.

Wie beurteilt das Wasserwirtschaftsamt (WWA) in Bad Kissingen die hohen Werte? Uwe Seidl räumt ein, dass in Unterfranken stellenweise die Belastungen mit Nitrat im Rohwasser – dabei handelt es sich um Grundwasser, bevor es aufbereitet wurde – teilweise noch zu hoch seien. Richtig sei aber auch, dass die durchschnittliche Belastung zuletzt kontinuierlich zurückgegangen sei.
Wasserwirtschaftsamt: Proben nicht mit amtlicher Untersuchung zu vergleichen
Kritisch bewertet Seidl die Proben aus privaten Gartenbrunnen. Diese seien mit einem amtlichen, qualitätsgesicherten Messsystem und kontinuierlichen Messungen der Trinkwasserversorger zu vergleichen. "Es ist weder klar, wie die beprobten privaten Brunnen ausgebaut sind bzw. zu welchem Grundwasserleiter diese in Verbindung stehen oder wie die Probenahme erfolgt ist", teilt er auf Anfrage mit.
Auch das Landratsamt schließt sich der Einschätzung des WWA an, da nicht bekannt sei, wer, wann, wo und auf welche Art Proben gezogen habe und wie sie gelagert wurden. "Insofern sind die Daten aus unserer Sicht nicht aussagekräftig und belastbar", informiert Sprecher Andreas Lösch. Es gebe technische Vorgaben, wie eine solche Probenahme zu erfolgen habe, wofür es akkreditierte Büros mit Fachpersonal gebe.
Deshalb können sie bei solchen Brunnenwasserproben sogenannte "Einträge" aus dem eigenen gärtnerischen Umfeld nicht generell ausschließen. Zum Beispiel hält es das WWA für möglich, dass unmittelbar in Nähe dieser Brunnen der Boden mit Blaukorn und weiterem Dünger aufgebessert werde. Erhöhte Nitratwerte seien deshalb "keine Überraschung", so Seidl.
Große Anstrengungen unternommen, um Wasserqualität zu verbessern
Der Baudirektor des Wasserwirtschaftsamtes betont in diesem Zusammenhang, dass in Unterfranken seit Jahren große Anstrengungen unternommen würden, um die Grund- und Trinkwasserqualität zu verbessern. Die positive Entwicklung sei auf reduziertem Düngereinsatz, auf Ausweisung von Trinkwasserschutzgebieten und auf Kooperation zwischen Landwirten, Wasserversorgern und Wasserwirtschaftsverwaltung zurückzuführen.

Eine mögliche Ursache für die hohen Nitratwerte können auch geringe Niederschläge sein. Nach Auskunft von Uwe Seidl würden dadurch selbst geringe Einträge wie etwa mit Nitrat nur unzureichend verdünnt, was wiederum zu einer höheren Konzentration im Grundwasser führen kann.
Im Schweinfurter Land liegt der Nitratwert im Trinkwasser der Behörde zufolge bei "höchstens 25 bis 35 Milligramm je Liter". Nur einzelne Gebiete seien als kritisch einzustufen, also mit einer Belastung um die 50 mg/l Nitrat, die rot gekennzeichnet sind. In solchen Fällen, so Seidl, werde dieses Wasser mit dem aus anderen Brunnen gemischt, wodurch die Nitratkonzentration dann sinke.
Trinkwasser wird aus Brunnen nahe des Mains bei Volkach gewonnen
Das Trinkwasser beziehen die genannten Orte ausschließlich von der Fernwasserversorgung Franken (FWF), die Stadt Gerolzhofen zum Teil. Gefördert wird das Rohwasser im Bereich Volkach/Astheim aus Brunnen nahe des Mains und wird anschließend im dortigen Wasserwerk aufbereitet.
Die FWF teilt auf Anfrage mit, dass der dortige Nitrat-Mittelwert im Vorjahr 11,8 mg/l betrug. Damit liegen die Werte im grünen Bereich. Auch aktuell gäbe es "keine Betroffenheiten". Zu dem belasteten Wasser in den Gartenbrunnen kann der Trinkwasserversorger ebenfalls wie die Behörden keine Bewertung abgeben.