Sicher kann im Moment wohl niemand sagen, wie knapp die Energie im Winter wirklich wird. Deutschlandweit jedoch bereiten sich Kommunen mit vielerlei Maßnahmen auf Engpässe vor. Lichter bleiben aus, die Raumtemperaturen werden gesenkt oder Schwimmbäder weniger beheizt. Welche Vorkehrungen treffen Stadt und Landkreis Schweinfurt? Die Redaktion hat im Rathaus und im Landratsamt nachgefragt.
Die Stadt Schweinfurt hat bereits im Juli einen Energiekrisenstab unter Leitung von Oberbürgermeister Sebastian Remelé eingerichtet. Dieser hat nach Angaben von Pressereferentin Johanna Körner Möglichkeiten zur Energieeinsparung ermittelt, so dass der Strom- und Wärme-Verbrauch bei städtischen Liegenschaften bereits reduziert werden konnte.
Auch im Landratsamt und seinen Liegenschaften wurden laut Pressesprecherin Melina Bosbach schon Energiesparmaßnahmen umgesetzt. So wird unter anderem in den Büros nur noch auf 19 Grad aufgeheizt, Flure und Gemeinschaftsflächen bleiben gänzlich unbeheizt. Die zentrale Warmwasserversorgung wurde im gesamten Haus abgestellt und die Beleuchtung in den Fluren und in der Tiefgarage gedimmt. Ausnahmen beim Heizen gelten allerdings für Schulen und das Karl-Beck-Schullandheim sowie die Jugendbegegnungsstätte Reichmannshausen.
Notunterkünfte in den Gemeinden
Doch was machen Privatleute, wenn sie ihre Wohnung im Winter nicht mehr beheizen können? Die Stadt Schweinfurt prüft gerade gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden den Bedarf an entsprechenden Einrichtungen wie Wärmestuben. Details seien aber noch nicht entschieden, heißt es.
Das Landratsamt verweist auf seine allgemeine Katastrophenschutzplanung, in der auch Szenarien wie der Ausfall von Strom-, Wasser- und Gasversorgung abgebildet sind. Im Fall der Fälle werde das Landratsamt die Unterstützung der Gemeinden sicherstellen, beim Einsatz seiner Kräfte aber auch priorisieren, "da die Unterstützungsleistung nicht unendlich ist". Wo konkret Wärmestuben betrieben werden und für wie viele Menschen diese Platz bieten, steht noch nicht fest. "Die Planungen hierzu laufen in Absprache mit den Gemeinden", heißt es. Einige Kommunen hätten dem Landratsamt bereits mögliche Notunterkünfte gemeldet.
Anders als bei der Stadt Schweinfurt gibt es im Landratsamt noch keinen Energiekrisenstab. Das Thema Energieeinsparung ist derzeit bei der Liegenschaftsverwaltung angedockt, und um die Notfallszenarien kümmert sich der Katastrophenschutz. In Kürze sollen aber beide Einheiten unter dem Namen "Koordinierungsgruppe Energieversorgung" die Arbeit fortführen. Ein Austausch der Katastrophenschutzbehörde mit den zuständigen Energieversorgern habe bereits stattgefunden.
Notbrunnen können aktiviert werden
Notfallszenarien werden auch im Rathaus der Stadt Schweinfurt durchgespielt. Für das Trinkwasser sei eine Versorgung über die im Stadtgebiet verteilten Notbrunnen organisiert. Sollte die Versorgung über das Leitungsnetz stocken, könnten diese aktiviert werden.
Bei der Gasversorgung hat nicht die Stadt die Fäden in der Hand. Diese wird durch die Bundesnetzagentur geregelt. Hier wird entschieden, wie die Deckung des jeweiligen Bedarfs an Gas erfolgt. Besonders geschützt seien unter anderem Haushaltskunden oder solche Kunden, die eine grundlegende soziale Versorgung erbringen, wie beispielsweise Strom- und Wasserversorger oder Alten- und Pflegeheime, teilt das Rathaus mit.
Durchgespielt wird auch ein Blackout
Der Umgang mit einer Strommangellage ist dezentral geregelt. Einrichtungen wie Stromversorger oder größere Verbraucher wie Krankenhäuser verfügen daher über eigene Notfallkonzepte. So auch die Stadtwerke Schweinfurt GmbH, die als Netzbetreiber in erster Linie auf die Netzstabilität zu achten haben. Auch der städtische Katastrophenschutz ist mit im Boot. Dieser befasst sich nach Angaben der Stadt aber hauptsächlich mit der Frage, wie die kritische Infrastruktur im Falle eines "Blackouts", also des Ausfalls der kompletten Stromversorgung, gewährleistet werden könne.
In Rathaus und Landratsamt selbst ist die Energieversorgung gesichert. Bei der Stadtverwaltung erfolgt die Wärmeversorgung über das Fernwärmenetz der Stadtwerke. Im Landratsamt ist aktuell zwar noch Gas der Hauptenergieträger. Bei einem Energieausfall steht aber ein Dieselnotstromaggregat bereit, so dass die Handlungsfähigkeit der Behörde sichergestellt ist.
Wenn Ähnliches in Friedenszeiten in einem "reichen Land" möglich scheint, ist die Lage ernst.