"Wir sind sehr zufrieden." Andreas Kirchner, der Talsperrenbeauftragte des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen, bezeichnet die Abfischaktion mit Zugnetzen auf dem Ellertshäuser See als "sehr erfolgreich". Fünf Tonnen Fisch haben die eigens aus Norddeutschland angereisten Spezialisten bei ihrer dreitägigen Fangaktion aus dem See geholt. Die restlichen Fische werden nun in der kommenden Woche mit kleinen Netzen und Keschern gefangen. Dies übernimmt eine regionale Fischzucht, die Rhönforelle aus Gersfeld, die den Fang auch verwerten wird. Das Gros der Fische geht für Besatzmaßnahmen an Angelsportvereine.
Das Fischen mit Zugnetzen, das hauptsächlich in der Binnenfischerei eingesetzt wird, gilt als besonders schonend. Im Gegensatz zum Hochseefischen, bei dem große Schleppnetze über den Boden gezogen werden und die aufgescheuchten Fische einfangen, geht's beim Zugnetzfischen viel langsamer zu. Das breit ausgelegte Netz wird trichterförmig mit zehn Metern pro Minute durchs Wasser gezogen und treibt die Fische sozusagen beim Mitschwimmen in den Fangsack. "Das ist die schonendste Fangmethode", verweist Kirchner darauf, dass seitens des Wasserwirtschaftsamtes alles gemacht werde, um dem Tierwohl gerecht zu werden.
Am Ablassen des Sees hatte es wegen der massiven Auswirkungen für das gesamte Ökosystem Kritik gegeben. "Wir müssen den See ablassen", betont Kirchner noch einmal die Notwendigkeit der Maßnahme. Die technischen Betriebseinrichtungen sind von Mikroorganismen befallen und müssen saniert werden. Das geht laut Wasserwirtschaftsamt nur, wenn kein Wasser mehr im Becken ist. "Und dazu müssen wir die Fische herausholen."
Hochzufrieden ist auch Peter Liebe, dass trotz des "katastrophalen Starts" die Abfischaktion am Ende doch noch so gut und erfolgreich abgelaufen ist. Eigentlich hatte der Berufsfischer aus dem schleswig-holsteinischen Süsel schon nach dem ersten Zug seine Gerätschaften wieder einpacken wollen. "Für mich stand innerlich fest: Hier fischt du nicht weiter." Denn sein Netz hatte sich an der Nordseite des Sees im Untergrund verhakt und war auf einer Länge von 30 Metern abgerissen. Ein massiver Schaden.
Dass sich unter Wasser Hindernisse auftun würden, damit hatte er nicht gerechnet. Aufgrund der historischen Fotos vom See war er von einem relativ glatten und stark verschlammten Untergrund ausgegangen, über den sich seine Netze problemlos hinwegziehen lassen. Doch die Erbauer des Sees hatten 1955 das Wald- und Wiesental des Sauerquellenbach vor dem Aufstauen nur grobflächig abgeholzt und die Baumwurzelstöcke stehen lassen. An diesen Stellen liegt auch nicht so viel Schlamm im See wie vermutet.
Der Plan, das Netz über die gesamte Seebreite auszulegen und mit einem Zug von unten nach oben möglichst viele Fische einzufangen, war damit dahin. Trotz des unklakulierbaren Risikos wagte Peter Liebe noch einen zweiten Versuch. Und weil dieser problemlos klappte, machte er weiter, verlängerte auf Bitten des Wasserwirtschaftsamtes sogar noch um einen dritten Tag. Am Ende waren nach sechs erfolgreichen Zügen fünf Tonnen Fisch im Netz. "Das ist ein sehr guter Fang", sagt Peter Liebe.
Auch das Netz ist nicht mehr gerissen. Peter Liebe hatte es mit seinem Team nicht mehr so nah am Nordufer ausgelegt, so dass es sich nicht wieder am Untergrund verhaken konnte. Der beim ersten Zug entstandene Schaden ist für Liebe verkraftbar. Die Reparatur wird ihn aber gut einen Tag Arbeit kosten. Vor Ort hatte er das Netz nur notdürftig flicken können.
Wie geht es nun weiter? Bevor nun mit kleinen Netzen und Keschern weiter abgefischt wird, muss noch mehr Wasser abgeflossen sein. "Wir haben noch 15 Hektar Seefläche, wo sich die Fische verstecken können", erklärt Kirchner. Die muss nun weiter zusammenschrumpfen, um an die restlichen Fische zu kommen.
Nach wie vor laufen 500 Liter Wasser pro Sekunde ab. Der Wasserstandspegel ist bereits um die Hälfte gesunken, er lag am Wochenende bei 328 mNN.