
Etwas mehr als drei Wochen sind es noch, bis in Schweinfurt am Sonntag, 8. Oktober, nicht nur über den Landtag und den Bezirkstag abgestimmt wird, sondern auch der Bürgerentscheid auf dem Programm steht. Die Initiative "Natur statt Beton" mit Ulrike Schneider, Annette Klotzek und Kathrin May hat ihn initiiert. Sie wenden sich gegen ein von einem Investor geplantes Einkaufszentrum mit Supermarkt, Discounter und Drogeriemarkt mit insgesamt 3900 Quadratmetern Verkaufsfläche und 150 Parkplätzen.
In den vergangenen Wochen warben die Initiatorinnen des Bürgerentscheids für ihr Anliegen, verteilten Flyer und Plakate. '"Wir sind voller Zuversicht! Das überaus positive Echo aus allen Stadtteilen, vor allem aber auch aus Oberndorf selbst, lässt uns hoffen, dass die Schweinfurter Bürger mehrheitlich gegen das überdimensionierte Einkaufszentrum in Oberndorf stimmen und damit ein Stück Natur bewahren", so Anette Klotzek.
Die Initiatorinnen appellieren, wählen zu gehen und am 8. Oktober auch beim Bürgerentscheid abzustimmen. Wichtig zu wissen: Es wurden zwei Briefe an die wahlberechtigten Schweinfurterinnen und Schweinfurter versandt: In einem die Wahlbenachrichtigung für den Bürgerentscheid, im anderen die für die Landtags- und Bezirkstagswahl. Wer Briefwahlunterlagen wolle, müsse die für beide Abstimmungen beantragen.
Bürgerinitiative: Das Gutachten entlarvt Projektentwickler
Das im Herbst vergangenen Jahres im Stadtrat vorgestellte Projekt eines auswärtigen Investors ist aus Sicht der Bürgerinitiative "überdimensioniert". Das Verträglichkeitsgutachten, das laut Ulrike Schneider bisher von der Stadt nicht veröffentlicht wurde, offenbare "die wahren Ziele des Investors".
Dort werde neben Oberndorf und den Autofahrenden auf der A70 auch Bergrheinfeld und Grafenrheinfeld als "perspektivisches Einzugsgebiet" genannt – insgesamt 10.700 potenzielle Kundinnen und Kunden. Die Initiative schließt daraus, dass ihre Einschätzung zutreffend sei, es handele sich eben nicht um reine Nahversorgung für Oberndorf, sondern um "einen gnadenlosen Wettbewerb unter den Einzelhandelsriesen".
Obwohl in Grafenrheinfeld erst vor wenigen Monaten ein neuer Edeka eröffnet wurde und es in Bergrheinfeld zwei weitere Märkte gibt, wolle sich nun eine konkurrierende Handelskette in Oberndorf positionieren und um Marktanteile kämpfen, kritisiert die Bürgerinitiative.
Lidl-Marktbesitzer sagt: Erweiterung in Bergrheinfeld wäre möglich
Den Wunsch des Discounters Lidl nach einem Neubau mit mehr Fläche, hinterfragt die Bürgerinitiative. Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt Walter Rudloff, der in Bergrheinfeld die von Lidl seit 2006 gemietete Immobilie besitzt, dass er dem Unternehmen mehrfach angeboten habe, zu erweitern und diese Erweiterung um rund 300 Quadratmetern bei einem Verlust von sieben Parkplätzen aus seiner Sicht möglich sei. Außerdem sei die Miete seit Jahren unverändert. Der Discounter sei aber auf das Angebot nicht eingegangen.

Aus Sicht Rudloffs ist das in Oberndorf geplante Projekt "eine verrückte Entwicklung". Er verstehe nicht, warum man "für die wenigen Einwohner in Oberndorf so ein Einkaufszentrum in den letzten Zipfel bauen will". Durch einen Abzug des seiner Wahrnehmung nach gut frequentierten Marktes auf die andere Autobahnseite bestehe die Gefahr, dass Bergrheinfeld "weiter ausstirbt".
Walter Rudloff spricht mit seiner Meinung vielen Bürgerinnen und Bürgern seiner Gemeinde aus dem Herzen. Auch Bürgermeister Ulrich Werner (CSU) kritisiert die Entscheidung seines CSU-Amtskollegen Sebastian Remelé, das Einkaufszentrum realisieren zu wollen, deutlich. Ulrike Schneider findet: "Es kann nicht sein, dass wir für eine solche Geschäftspolitik wertvolle Natur opfern - nicht dafür!"
Die Bürgerinitiative hat vor den Landtags- und Bezirkstagswahlen auch alle Kandidaten um Stellungnahmen gebeten, wie man zu dem Thema stehe. "Die oft wenig aussagekräftigen Hochglanzbroschüren der Kandidaten sprechen zwar meist werbewirksam von Natur- und Klimaschutz, lassen dann aber konkrete Aussagen missen", so Anette Klotzek. Die Kandidaten müssten sich positionieren und Taten folgen lassen, fordert sie. Die Antworten werde man veröffentlichen.