
Das Problem drückt schon länger, jetzt wird der Korridor, Alternativen zu finden, aber enger: Früher auf Feldern ausgebracht, ist Klärschlamm heute ein Abfallprodukt, das keiner mehr will. Schwermetalle, Arzneimittelrückstände, Kunststoffreste – all das findet sich in dem Schlamm, der bei der Reinigung der Abwässer zurück bleibt. Bis 2032 soll endgültig Schluss sein mit dem Ausbringen auf Böden. Die Kommunen müssen reagieren. Klärschlamm soll verbrannt werden, im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt (GKS) sogar komplett den Rohstoff Kohle ersetzen, der neben dem Hausmüll immer noch eine Rolle spielt. Doch vorher muss der Klärschlamm getrocknet werden. Ausgangspunkt für ein Experiment, das Stadt und Stadtwerken am Ende 500.000 Euro gekostet hat.
Am 28. November 2018 haben die Stadtwerke und der Eigenbetrieb Stadtentwässerung der Stadt Schweinfurt eigens eine GmbH gegründet – die Klärschlammtrocknung Schweinfurt GmbH (KTS). Der anfallende Klärschlamm aus der Kläranlage der Stadt Schweinfurt sollte am Standort in der Hafenstraße getrocknet und dann im benachbarten GKS verbrannt werden. Soweit die Idee, doch dann kam die Wirklichkeit – und die war bitter. Bei der Ausschreibung für den Bauauftrag gab es nur ein Angebot. Das lag stark über den geschätzten Kosten, so Umweltreferent Jan von Lackum im Haupt- und Finanzausschuss.
Wie stark, das macht eine Nachfrage bei der Stadt deutlich. Eine Umsetzung der Pläne sei schlicht unwirtschaftlich gewesen. Auch bei einer erneuten Ausschreibung sei kein wirtschaftlicheres Ergebnis zu erwarten gewesen, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle der Stadt.
Das Thema eigene Trocknungsanlage war damit vom Tisch. Letztendlich auch die KTS. Schon Ende 2020 wurde die Auflösung der GmbH ins Handelsregister eingetragen. Seitdem wird sie abgewickelt. Der letzte Schritt ist nun der Bericht der freien Wirtschaftsprüfer. Sie haben die Liquidationsschlussbilanz der KTS geprüft und für gut befunden. Stimmt der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag, 31. Mai, zu, ist das Kapitel Klärschlammtrocknungsanlage in Schweinfurt endgültig erledigt.
Was passiert jetzt mit dem Klärschlamm aus der Schweinfurt?
Zurück bleibt eine Bilanzsumme von 88,36 Euro, die unter den beiden Gesellschaftern aufgeteilt wird. Was aber auch für eine weit größere Summe gilt. Zwar fielen laut von Lackum nur Planungskosten an. Allerdings im sechsstelligen Bereich. Etwa über eine halbe Million Euro, bestätigte Finanzreferentin Anna Barbara Keck auf die Nachfrage von Stadträtin Marietta Eder (SPD). Exakt sind es 569.186,08 Euro. Diesen Verlust aus der Schlussbilanz, so heißt es von der Pressestelle der Stadt auf Nachfrage, hätten die beiden Gesellschafter anteilsmäßig in ihren jeweiligen Jahresabschlüssen 2020 getragen.
Was passiert jetzt mit dem Klärschlamm aus Schweinfurt? Er werde weiterhin über einen Dienstleister erfolgen. Dabei seien die Entsorgungskosten deutlich geringer, als bis dato angenommen werden konnte, sagt Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt. Und erklärt warum: Auf dem Klärschlammentsorgungsmarkt seien Kapazitäten neu geschaffen worden, die Preisgestaltung damit eine andere.
Stadt: Investition in die Planungen ist nicht umsonst gewesen
Damit bleibe dieser Entsorgungsweg auf absehbare Zeit für die Stadtentwässerung wirtschaftlich und nachhaltig. Letzteres deshalb, weil in den zentralen Verbrennungsanlagen (auch beim GKS) das Rückgewinnen von Phosphor als wichtigem Dünger aus dem Klärschlamm vorgesehen sei.
Übrigens: Ganz umsonst sollen die 569.186,08 Euro nicht gewesen sein. Laut Stadt können die Planungen für zukünftige Pläne der Stadtentwässerung "im Bereich der Schlammbehandlung eine Rolle spielen".
Und die Schlussargumentation krönt das Häubchen, das dem Steuerzahler aufgesetzt wird. Wenn man ohne Eigenes Geld investiert, kann man damit rumschmeissen.