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Gerolzhofen
Ein Schildbürgerstreich? 111 Tage nach der Eröffnung wurden Teile des neuen Radwegs nach Brünnstadt abgerissen
Auf über 300 Meter Länge muss der erst im Sommer fertiggestellte Radweg nochmals neu gebaut werden. Das Stadtbauamt und die Baufirma äußern sich zu den Gründen.
Und plötzlich ist der neue Radweg wieder weg: Kein Durchkommen gibt es derzeit für Radler auf der Strecke von Gerolzhofen nach Brünnstadt, auch wenn diese beiden im Bild die Baustelle verbotswidrig durchfahren. Am Montag hat eine Fachfirma den Asphalt auf über 300 Meter Länge abgefräst. Einen Tag später begannen die neuerlichen Bauarbeiten an dem Teilstück.
Foto: Stefan Pfister | Und plötzlich ist der neue Radweg wieder weg: Kein Durchkommen gibt es derzeit für Radler auf der Strecke von Gerolzhofen nach Brünnstadt, auch wenn diese beiden im Bild die Baustelle verbotswidrig durchfahren.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:10 Uhr

Wer am Montag den neuen Radweg von Gerolzhofen nach Brünnstadt befahren wollte, traute seinen Augen nicht. Eine Baustelle versperrte den Weg. Wo sonst Radler unterwegs sind, standen schwere Baumaschinen und Lastwagen. Eine Abfräsmaschine war am Asphalt zugange und fräste diesen ab. Wie kann das sein, fragten sich auch viele Nutzer eines Sozialen Netzwerks, die in der Gruppe "Gerolzhöfer fragen Gerolzhöfer" über die Gründe diskutierten? Ein "Schildbürgerstreich" wurde dort sogar vermutet.

Erst vor 111 Tagen war der neue Radweg eröffnet worden. Bei sengender Hitze hatten Vertreter aus Politik, Verwaltung und der Baufirmen gemeinsam ein Band durchschnitten. "Eine wirklich gelungene Verbindung zwischen Brünnstadt und Gerolzhofen", sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak damals.

Mängel bei der Bauabnahme entdeckt

Der Radweg ist gut zwei Kilometer lang und führt von der Brücke über die Volkach an der Straße Weiße Marter in Gerolzhofen durch die Flur bis zum Brünnstädter Ortseingang. Davon können 1300 Meter des Weges gleichzeitig von der Landwirtschaft genutzt werden. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme beliefen sich auf 1,2 Millionen Euro.

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Warum also erfolgen jetzt schon wieder Bauarbeiten an dem erst fertiggestellten Weg? Das Stadtbauamt teilt auf Anfrage mit, dass bei der Abnahme der Bauleistungen mehrere Mängel entdeckt worden seien und diese von der Baufirma beseitigt werden müssen. Solche Überprüfungen finden routinemäßig im Rahmen der Schlussrechnung einer Maßnahme statt. Seit Montag wird der Asphalt deshalb auf einer Länge von über 300 Metern komplett abgefräst.

Hauptursächlich für die neuerlichen Arbeiten ist der Umstand, dass der Radweg an manchen Stellen nicht richtig verlegt wurde. Teilweise sei er auch zu hoch gebaut worden. Nach Auskunft der Leiterin des Stadtbauamtes, Maria Hoffmann, liege der Radweg mancherorts einen halben Meter, teils sogar bis zu einem Meter nicht an den vorausberechneten Stellen. Fehler in der Planung schließt sie aus, diese seien bei der Ausführung gemacht worden. Die verantwortliche Firma müsse nun den Baumangel im Rahmen der Nachbesserungspflicht bereinigen.

Erst im Sommer war der neue Radweg von Gerolzhofen nach Brünnstadt eingeweiht worden. Weil kürzlich bei der Bauabnahme Mängel festgestellt wurden, wird aktuell ein über 300 Meter langes Teilstück komplett erneuert. Die verantwortliche Baufirma Stolz aus Hammelburg muss die Arbeiten nun auf eigene Kosten ausführen.
Foto: Stefan Pfister | Erst im Sommer war der neue Radweg von Gerolzhofen nach Brünnstadt eingeweiht worden. Weil kürzlich bei der Bauabnahme Mängel festgestellt wurden, wird aktuell ein über 300 Meter langes Teilstück komplett erneuert.

Bernhard Stolz, Prokurist der Baufirma Stolz in Hammelburg, die den Weg von November bis Juni gebaut hatte, bestätigt gegenüber dieser Redaktion, dass es einen "Mangel in der Lage", aber nicht hinsichtlich der Qualität gebe. "Der Weg liegt falsch. Wir haben einen Fehler gemacht und stehen dazu", räumt Stolz unumwunden ein. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen ist dies laut Stolz beim Ausmessen und Abstecken vor Beginn der Bauarbeiten passiert. Teilweise führe die Strecke zu nahe an den landwirtschaftlichen Grundstücken vorbei oder sogar auf privaten Flächen. 

Radweg muss stellenweise neu gebaut werden

Für Außenstehende stellt sich die Frage: Muss der drei Meter breite Radweg wirklich auf über 300 Meter Länge abgefräst und neu gebaut werden? Ist dies wirklich die einzige Möglichkeit, die Lage des Weges baulich zu korrigieren? Ja, lautet die Antwort, wenn man die verantwortliche Baufirma und das Stadtbauamt danach befragt.

Problematisch sind besonders jene Stellen, bei denen der Weg in private Grundstücke reicht. Versuche, die betroffenen Teilflächen den Eigentümern abzukaufen, waren nach Auskunft von Maria Hoffmann und Bernhard Stolz nicht von Erfolg gekrönt. "Wir hätten uns gerne geeinigt, aber das war nicht möglich", berichtet der Prokurist von mangelnder Bereitschaft einzelner Eigentümer. Dies wäre nach seiner Ansicht "mit Sicherheit auch günstiger gewesen". So blieb der Firma keine andere Wahl, als den Radweg abzufräsen und an der richtigen Stelle neu zu bauen.

Zu den Kosten für den Abriss und Neubau des Teilstücks wollte sich die Baufirma nicht äußern. Aufgrund der Nachbesserungspflicht muss sich die Stadt nach Angaben der Stadtbaumeisterin nicht daran beteiligen. Auch Bürgermeister Wozniak schreibt in einem Sozialen Netzwerk, dass für Gerolzhofen keine Kosten anfielen.

Voraussichtlich die nächsten sechs Wochen gesperrt

Durch die Arbeiten ist der Weg in den kommenden Wochen beginnend ab der Weißen Marter bis etwa die halbe Strecke zur Gärtnerei Gernert für den Radverkehr gesperrt. Die Firma geht davon aus, dass die Arbeiten in etwa vier bis sechs Wochen abgeschlossen sind, je nach Wetterlage spätestens bis Weihnachten.

Wegen der Bauarbeiten ist der Radweg ab der Weißen Marter in Gerolzhofen derzeit gesperrt. Die Maßnahme wird voraussichtlich in den kommenden sechs Wochen abgeschlossen sein.
Foto: Stefan Pfister | Wegen der Bauarbeiten ist der Radweg ab der Weißen Marter in Gerolzhofen derzeit gesperrt. Die Maßnahme wird voraussichtlich in den kommenden sechs Wochen abgeschlossen sein.

Weitere Stellen des Radweges, auch auf der Gemarkung von Brünnstadt in der Gemeinde Frankenwinheim, sind von solchen Messfehlern nicht betroffen. Das schließt die Leiterin des Stadtbauamtes aus, ebenso der Bürgermeister von Frankenwinheim, Herbert Fröhlich. Man habe dort alles überprüft und keine Abweichungen festgestellt, so Maria Hoffmann weiter.

Allerdings verweisen beide auf zeitgleich stattfindende Arbeiten des Staatlichen Vermessungsamtes am Radweg nahe Brünnstadt. Dabei handelt es sich um eine abschließende Vermessung auch im Hinblick darauf, dass einige Grenzsteine von Grundstücken fehlen. Damit neue Grenzsteine gesetzt werden können, müssten die dortigen Flächen richtig eingemessen werden.

 
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Kommentare
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  • Albert Bauer
    Was soll diese reißerische Überschrift? Wenn die Baufirma schlicht und ergreifend gepfuscht hat, hat dies doch nix mit der Verantwortung der Stadt als Bauherr zu tun!
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  • Ewald Schnabel
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Peter Warmuth
    da hat der Bauleiter aber auch geschlafen. Anders kann man es nicht erklären.
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  • Michael Halbritter
    Warum haben sich die Privatgrundbesitzer nicht schon während der Bauphase zu Wort gemeldet?
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  • Martin Neuner
    Ein wunderbares Titelbild, Bauarbeiter arbeiten und die Radfahrer fahren durch die Baustelle. Für Radfahrer gibt es keine Verbotsschilder und Verkehrsvorschriften. Wenn ein Unfall verursacht wird sind es die bösen Autofahrer. Ein sehr breiter Fahrradweg, Versiegelung der Landschaft spielt keine Rolle.
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  • Jo Schmitt
    @Martin Neuner
    Ach die armen Autofahrer - die da gar nichts verloren haben.

    Die Frage ist wie die Umleitungssituation aussieht. Das wird aus diesem Foto nicht - wirklich - ersichtlich. Auch nicht die einer Baustellenabsperrung.

    PS: Bei den Bauarbeiten in Würzburg an der Löwenbrücke und an der alten Mainbrücke haben sich genug PKW-Lenker leider auch nicht an die vorhandene(!) Baustellenbeschilderung gehalten (Gegen die Richtung der ausgeschilderten Einbahnstraße fahren z. Bsp.).

    Wer im Glashaus sitzt ...
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  • Bernd Schuhmann
    Wer hatte die Bauaufsicht?
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  • Wolfgang Keller
    Das ist eine berechtigte Frage. Die Antwort wäre interessant.
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  • Klaus Krug
    @Bernd Schumann: Die Bauaufsicht hat funktioniert, der Fehler wurde bemerkt, vermutlich bei der Schlussabnahme. Es steht nämlich nicht ständig ein Kontrolletti auf der Baustelle neben dem Bagger und passt schon während der Arbeiten auf, ob alles richtig gemacht wird. Die plangemäße Ausführung ist erst einmal Sache der Baufirma.

    @Egbert Hahn: Wieso Schilda? Was bestellt wurde ist auch zu liefern. Weshalb bitte hätte die Stadt die fehlerhafte Ausführung akzeptieren sollen? Bezahlen Sie eine rote Hose, wenn Sie eigentlich eine graue bestellt haben?
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  • Egbert Hahn
    Gibt es auf der Welt keine anderen Probleme....Schilda lasst grüßen.
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  • Arnold Friedrich
    Wenn Ihr Grundstück plötzlich 1/2 Meter schmaler wird weil es zugeteert wird, und Sie akzeptieren es, Ihre Meinung.
    Ich würde das auch nicht hinnehmen.
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  • Elisabeth Hofmann
    aber man könnte einen adäquaten Preis für den 1/2 Meter akzeptieren, damit nicht die viel höheren Nachbesserungskosten zum Fenster rausgeschmissen werden müssen.

    Fehler passieren nun mal - aber können nicht alle Beteiligten im Sinne einer vernünftigen Lösung zusammenarbeiten. Der 1/2 Meter soll doch nicht verschenkt werden.

    Irren ist menschlich sprach der Igel - und stieg von der Kleiderbürste
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