
Wer am Montag den neuen Radweg von Gerolzhofen nach Brünnstadt befahren wollte, traute seinen Augen nicht. Eine Baustelle versperrte den Weg. Wo sonst Radler unterwegs sind, standen schwere Baumaschinen und Lastwagen. Eine Abfräsmaschine war am Asphalt zugange und fräste diesen ab. Wie kann das sein, fragten sich auch viele Nutzer eines Sozialen Netzwerks, die in der Gruppe "Gerolzhöfer fragen Gerolzhöfer" über die Gründe diskutierten? Ein "Schildbürgerstreich" wurde dort sogar vermutet.
Erst vor 111 Tagen war der neue Radweg eröffnet worden. Bei sengender Hitze hatten Vertreter aus Politik, Verwaltung und der Baufirmen gemeinsam ein Band durchschnitten. "Eine wirklich gelungene Verbindung zwischen Brünnstadt und Gerolzhofen", sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak damals.
Mängel bei der Bauabnahme entdeckt
Der Radweg ist gut zwei Kilometer lang und führt von der Brücke über die Volkach an der Straße Weiße Marter in Gerolzhofen durch die Flur bis zum Brünnstädter Ortseingang. Davon können 1300 Meter des Weges gleichzeitig von der Landwirtschaft genutzt werden. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme beliefen sich auf 1,2 Millionen Euro.
Warum also erfolgen jetzt schon wieder Bauarbeiten an dem erst fertiggestellten Weg? Das Stadtbauamt teilt auf Anfrage mit, dass bei der Abnahme der Bauleistungen mehrere Mängel entdeckt worden seien und diese von der Baufirma beseitigt werden müssen. Solche Überprüfungen finden routinemäßig im Rahmen der Schlussrechnung einer Maßnahme statt. Seit Montag wird der Asphalt deshalb auf einer Länge von über 300 Metern komplett abgefräst.
Hauptursächlich für die neuerlichen Arbeiten ist der Umstand, dass der Radweg an manchen Stellen nicht richtig verlegt wurde. Teilweise sei er auch zu hoch gebaut worden. Nach Auskunft der Leiterin des Stadtbauamtes, Maria Hoffmann, liege der Radweg mancherorts einen halben Meter, teils sogar bis zu einem Meter nicht an den vorausberechneten Stellen. Fehler in der Planung schließt sie aus, diese seien bei der Ausführung gemacht worden. Die verantwortliche Firma müsse nun den Baumangel im Rahmen der Nachbesserungspflicht bereinigen.

Bernhard Stolz, Prokurist der Baufirma Stolz in Hammelburg, die den Weg von November bis Juni gebaut hatte, bestätigt gegenüber dieser Redaktion, dass es einen "Mangel in der Lage", aber nicht hinsichtlich der Qualität gebe. "Der Weg liegt falsch. Wir haben einen Fehler gemacht und stehen dazu", räumt Stolz unumwunden ein. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen ist dies laut Stolz beim Ausmessen und Abstecken vor Beginn der Bauarbeiten passiert. Teilweise führe die Strecke zu nahe an den landwirtschaftlichen Grundstücken vorbei oder sogar auf privaten Flächen.
Radweg muss stellenweise neu gebaut werden
Für Außenstehende stellt sich die Frage: Muss der drei Meter breite Radweg wirklich auf über 300 Meter Länge abgefräst und neu gebaut werden? Ist dies wirklich die einzige Möglichkeit, die Lage des Weges baulich zu korrigieren? Ja, lautet die Antwort, wenn man die verantwortliche Baufirma und das Stadtbauamt danach befragt.
Problematisch sind besonders jene Stellen, bei denen der Weg in private Grundstücke reicht. Versuche, die betroffenen Teilflächen den Eigentümern abzukaufen, waren nach Auskunft von Maria Hoffmann und Bernhard Stolz nicht von Erfolg gekrönt. "Wir hätten uns gerne geeinigt, aber das war nicht möglich", berichtet der Prokurist von mangelnder Bereitschaft einzelner Eigentümer. Dies wäre nach seiner Ansicht "mit Sicherheit auch günstiger gewesen". So blieb der Firma keine andere Wahl, als den Radweg abzufräsen und an der richtigen Stelle neu zu bauen.
Zu den Kosten für den Abriss und Neubau des Teilstücks wollte sich die Baufirma nicht äußern. Aufgrund der Nachbesserungspflicht muss sich die Stadt nach Angaben der Stadtbaumeisterin nicht daran beteiligen. Auch Bürgermeister Wozniak schreibt in einem Sozialen Netzwerk, dass für Gerolzhofen keine Kosten anfielen.
Voraussichtlich die nächsten sechs Wochen gesperrt
Durch die Arbeiten ist der Weg in den kommenden Wochen beginnend ab der Weißen Marter bis etwa die halbe Strecke zur Gärtnerei Gernert für den Radverkehr gesperrt. Die Firma geht davon aus, dass die Arbeiten in etwa vier bis sechs Wochen abgeschlossen sind, je nach Wetterlage spätestens bis Weihnachten.

Weitere Stellen des Radweges, auch auf der Gemarkung von Brünnstadt in der Gemeinde Frankenwinheim, sind von solchen Messfehlern nicht betroffen. Das schließt die Leiterin des Stadtbauamtes aus, ebenso der Bürgermeister von Frankenwinheim, Herbert Fröhlich. Man habe dort alles überprüft und keine Abweichungen festgestellt, so Maria Hoffmann weiter.
Allerdings verweisen beide auf zeitgleich stattfindende Arbeiten des Staatlichen Vermessungsamtes am Radweg nahe Brünnstadt. Dabei handelt es sich um eine abschließende Vermessung auch im Hinblick darauf, dass einige Grenzsteine von Grundstücken fehlen. Damit neue Grenzsteine gesetzt werden können, müssten die dortigen Flächen richtig eingemessen werden.
Ach die armen Autofahrer - die da gar nichts verloren haben.
Die Frage ist wie die Umleitungssituation aussieht. Das wird aus diesem Foto nicht - wirklich - ersichtlich. Auch nicht die einer Baustellenabsperrung.
PS: Bei den Bauarbeiten in Würzburg an der Löwenbrücke und an der alten Mainbrücke haben sich genug PKW-Lenker leider auch nicht an die vorhandene(!) Baustellenbeschilderung gehalten (Gegen die Richtung der ausgeschilderten Einbahnstraße fahren z. Bsp.).
Wer im Glashaus sitzt ...
@Egbert Hahn: Wieso Schilda? Was bestellt wurde ist auch zu liefern. Weshalb bitte hätte die Stadt die fehlerhafte Ausführung akzeptieren sollen? Bezahlen Sie eine rote Hose, wenn Sie eigentlich eine graue bestellt haben?
Ich würde das auch nicht hinnehmen.
Fehler passieren nun mal - aber können nicht alle Beteiligten im Sinne einer vernünftigen Lösung zusammenarbeiten. Der 1/2 Meter soll doch nicht verschenkt werden.
Irren ist menschlich sprach der Igel - und stieg von der Kleiderbürste