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Schweinfurt
Ein Jahr Corona in Schweinfurt: Die Infektionen steigen wieder
Vor ziemlich genau einem Jahr gab es die ersten beiden bestätigen Corona-Infektionen in der Region Schweinfurt. Wie haben sich die Zahlen entwickelt und was ist der Ausblick.
Da die 7-Tage-Inzidenz in Schweinfurt wieder gestiegen ist, gilt in der Keßlergasse wieder Maskenpflicht.
Foto: Martina Müller | Da die 7-Tage-Inzidenz in Schweinfurt wieder gestiegen ist, gilt in der Keßlergasse wieder Maskenpflicht.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 20.02.2024 11:05 Uhr

Corona als Wechselbad der Gefühle – von einer der höchsten Inzidenzen in der Region zur niedrigsten in Deutschland zurück zu steigenden Werten. Corona in und um Schweinfurt hat nicht nur den Alltag der Menschen wie auf der ganzen Welt beeinflusst, sondern sie seit einem Jahr auch in eine Gefühls-Schaukel geworfen.

Am 11. März 2020 teilte das Gesundheitsamt die ersten beiden Fälle mit. Infiziert hatten sich eine Frau und ein Schüler aus der Realschule Schonungen, die unabhängig voneinander in Südtirol im Urlaub waren. Stand 13. März 2021 waren es bisher 3444 Coronainfektionen im Landkreis Schweinfurt und 1582 in der Stadt, es starben an oder mit dem Coronavirus 108 Landkreisbürger und 63 aus der Stadt. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner betrug für Schweinfurt 82,4 für den Landkreis 41,6.

Die Schule in Schonungen wurde im März 2020 ebenso vorsorglich einige Tage geschlossen wie das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, da eine Kontaktperson ersten Grades des Schülers dort unterrichtet wurde. Damals war das noch eine sehr ungewohnte Maßnahme, die nachdenklich machte. Heute ist das Hin und Her mit Schulöffnungen oder der Frage, ob Geschäfte öffnen können oder nicht, zwar genauso nervenaufreibend, aber Routine. Es gehört zum Alltag dazu.

Während des ersten Lockdowns wurde deutlich weniger getestet

Die Entwicklung der Infektionszahlen während des ersten Lockdowns war deutlich langsamer als sie es in den vergangenen Monaten war, wie ein genauer Blick auf die Zahlen des Gesundheitsamtes zeigt. Gleichwohl ist die Anzahl der Corona-Tests damals auch signifikant niedriger gewesen als sie es heute ist.

Ein Jahr Corona in Schweinfurt: Die Infektionen steigen wieder

Was die Zahlen auch zeigen, ist eine starke Beruhigung des Infektionsgeschehens im Sommer. Die Neuinfektionen im Juni, Juli und August stiegen auf sehr niedrigem Niveau, auch im September ist das noch so. Die Freizeitaktivitäten der Menschen im Freien als auch das Reisen durch Europa in den Ferien scheinen keine nennenswerten Auswirkungen zu haben. Sehr lange ist es auch so, dass in Stadt und Landkreis keine neuen Todesfälle mit einer Corona-Infektion zu beklagen sind, von Mitte Mai bis Mitte Oktober bleibt es bei 42 Toten, die Zahl hat sich leider inzwischen bis Mitte März 2021 vervierfacht.

Blick in das Impfzentrum Schweinfurt am Volksfestplatz, das nun im Vollbetrieb ist.
Foto: Anand Anders | Blick in das Impfzentrum Schweinfurt am Volksfestplatz, das nun im Vollbetrieb ist.

Corona ist für Über-80-Jährige sehr gefährlich

Bei der Frage, wie gefährlich das Coronavirus ist, gibt es nach einem Jahr auch für die Region sehr viele Daten. Wie weltweit zu beobachten, ist vor allem die Gruppe der über 80-Jährigen besonders gefährdet, schwer zu erkranken und womöglich zu sterben. Stand 12. März starben von 167 an Corona Erkrankten in der Stadt 38, das entspricht 22,75 Prozent. Im Landkreis war die Rate bei 24,19 Prozent, von den 348 Infizierten in der Altersgruppe starben 84.

Ebenso gefährdet ist die Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen, hier liegt die Sterberate in der Stadt bei 7,17 Prozent, im Landkreis bei 4,95 Prozent. Zwischen null und 34 Jahren gab es zwar 1834 in Stadt und Landkreis registrierte Infektionen, aber keine Todesfälle. In der Gruppe der 35- bis 59-Jährigen waren es insgesamt 1752 Infektionen und fünf Todesfälle.

Ein Jahr Corona in Schweinfurt: Die Infektionen steigen wieder

Die Quote der Todesfälle bei den Über-80-Jährigen liegt sowohl in Stadt als auch Landkreis Schweinfurt über dem bayerischen Schnitt von 21,78 (Deutschland 20,1). In Mainfranken liegen nur die Stadt Würzburg sowie die Landkreise Main-Spessart und Kitzingen höher.

Ein Jahr Corona in Schweinfurt: Die Infektionen steigen wieder

Bisher gab es keinen Corona-Hot-Spot in der Region 

Ein großes Thema war nicht nur im Herbst die Frage, wo sich die Menschen in der Region angesteckt haben. Fakt ist, dass das Gesundheitsamt keinen Hotspot wie in in anderen Regionen ausgemacht hat, von dem sich zahlreiche weitere Infektionen ableiten ließen. Der kommissarische Leiter des Gesundheitsamtes, Matthias Gehrig, sagt Anfang Oktober, als die Inzidenz in der Stadt zu steigen begann, einen bemerkenswerten Satz: "Schauen Sie, wie sich die Menschen draußen verhalten." Er meint damit, dass die Innenstädte voll waren, die Geschäfte gut besucht, die Menschen weniger achtsam.

Im Umkehrschluss gilt dieser Satz auch heute noch: Dass die Inzidenz in Schweinfurt mit 3,7 am 15. Februar sogar den bundesweit niedrigsten Wert erreichte, hatte nichts mit speziellen Maßnahmen der Stadtverwaltung zu tun, sondern damit, dass die Impfkampagne in den Seniorenheimen für Schutz der besonders gefährdeten Bevölkerung sorgte und gleichzeitig der Lockdown Wirkung zeigte, an den sich die Bürger in der Stadt und auch im Landkreis sehr gut hielten.  

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Auffällig ist im November und Dezember, dass trotz der beiden Lockdown-Varianten die Infektionszahlen weiter kontinuierlich steigen (im November um rund 1300, im Dezember um 1050). Erst im Januar drehte sich das Blatt, sanken die Zahlen deutlich (638 in einem Monat mehr), im Februar ging es noch einmal zurück: plus 214. Noch ist nicht klar, ob sich der Trend im März umgekehrt hat und die Zahlen wieder stark steigen: Nach knapp einem halben Monat (Stand 13. März) waren es 164 Infektionen mehr.

Ein Jahr Corona in Schweinfurt: Die Infektionen steigen wieder

Ein Lichtblick sind die Impfungen. Das Impfzentrum am Volksfestplatz hat seine Arbeit aufgenommen, alle impfwilligen Bewohner in den Senioren- und Pflegeheimen in Stadt und Landkreis sind größtenteils geimpft sowie ein Großteil der Beschäftigten in Heimen wie in den Krankenhäusern. Die Impfkampagne hat auch in der Region an Fahrt aufgenommen, wenngleich sich viele Menschen ein deutlich höheres Tempo bei der Nachschub-Beschaffung wünschen.

 
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