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Schweinfurt
Ein bisschen Geborgenheit an Weihnachten: Warum die Sozialweihnacht in Schweinfurt nun doch stattfindet
Die Schweinfurter Stadtverwaltung hatte die Sozialweihnacht an Heiligabend zum dritten Mal in Folge abgesagt. Warum der Stadtrat mit großer Mehrheit anders entschied.
Die Sozialweihnacht in der Stadthalle in Schweinfurt an Heiligabend fand zuletzt 2019 statt. Dieses Jahr gibt es nun doch wieder eine.
Foto: Josef Lamber | Die Sozialweihnacht in der Stadthalle in Schweinfurt an Heiligabend fand zuletzt 2019 statt. Dieses Jahr gibt es nun doch wieder eine.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 10.02.2024 07:22 Uhr

Zwei Mal bereits war die Sozialweihnacht der Stadt für alleinstehende Bedürftige an Heiligabend abgesagt. Grund: die Corona-Pandemie. Auch in diesem Jahr wollte die Stadt die Veranstaltung mit gut 350 Teilnehmenden in der Stadthalle absagen und wie 2020 und 2021 stattdessen im Vorfeld kleine Geschenke ausgeben, die man im Rathaus hätte abholen können. Doch jetzt kommt alles anders.

Der Grund für die ursprüngliche Absage von Sozialreferent Jürgen Montag ist naheliegend: die Sorge um die vor allem älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, sie könnten sich mit dem Corona-Virus anstecken. Im Stadtrat verwies Montag darauf, die Stadt habe auch den Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters in der Rathaus-Diele abgesagt und in den Sommer verlegt.

Schweinfurts SPD plädierte für die Sozialweihnacht

Die SPD-Stadträtin Marianne Prowald wollte die erneute Absage der Sozialweihnacht durch die Verwaltung allerdings nicht unwidersprochen hinnehmen. Sie stellte einen Antrag, sie doch durchzuführen. Und siehe da: Mit 32:9 Stimmen befürwortete das Gremium Prowalds Ansinnen. Insofern überraschend, da große Teile der schwarz-grünen Koalition mit der Opposition stimmten und sich gegen die Verwaltung stellten. Nun also findet am 24. Dezember wie zuletzt im Jahr 2019 wieder die Sozialweihnacht statt.

Prowald appellierte leidenschaftlich an das Gremium, die ursprüngliche Entscheidung zu revidieren. Gerade an Heiligabend sei es wichtig für alleinstehende ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, nicht alleine zu sein. Deren Einsamkeit sei groß, gerade an diesem Tag: "Wäre ich alleine an Weihnachten, ich würde den ganzen Tag heulen", so Prowald und fügte an: "Lasst den Menschen diese Weihnachtsfeier." 

Auch gemeinsam gesungen wird bei der Sozialweihnacht der Stadt Schweinfurt in der Stadthalle wie hier zuletzt bei der Veranstaltung 2019.
Foto: Josef Lamber | Auch gemeinsam gesungen wird bei der Sozialweihnacht der Stadt Schweinfurt in der Stadthalle wie hier zuletzt bei der Veranstaltung 2019.

Oberbürgermeister: Risiko der Ansteckung mit Corona für Ältere

Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) erklärte, natürlich sei die Feier ein schönes Zeichen für die Betroffenen, man habe aber abgewogen gegen das "Risiko für Menschen, die im Schnitt deutlich über 70 sind, während der Corona-Pandemie in einem voll besetzten Saal zu sitzen." Sozialreferent Montag erklärte, der Behinderten- wie der Seniorenbeirat hätten die ursprüngliche Absage zwar auch enttäuschend gefunden, aber mitgetragen. Auch die von der Verwaltung befragten Ärzte, unter anderem aus dem Leopoldina Krankenhaus, hätten "aus medizinischen Gründen" eine Absage empfohlen.

"Wäre ich alleine an Weihnachten, ich würde den ganzen Tag heulen."
Marianne Prowald, Stadträtin.

Die Verlegung der Veranstaltung von der Stadthalle in das Konferenzzentrum auf der Maininsel lehnte der Sozialreferent im Vorfeld aus Kostengründen ab, auch wenn dort die Tische mit deutlich mehr Abstand hätten gestellt werden können. Außerdem sei die Atmosphäre für diese Art Veranstaltung in der Stadthalle schlicht besser. Den Vergleich mit der Sportlergala der Stadt, die am 25. November im Konferenzzentrum mit mehrere hundert Teilnehmenden stattfand, wollte Montag so nicht gelten lassen, schließlich habe es sich dabei auch um eine sehr viel jüngere Altersgruppe gehandelt.

Stadträte setzen auf Eigenverantwortung der Seniorinnen und Senioren

Schließlich folgte der Stadtrat aber den vielen Appellen, die Veranstaltung stattfinden zu lassen. Ein Hauptargument, unter anderem von Richard Graupner (AfD) vorgetragen, war die Eigenverantwortung der Älteren. Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie gibt es derzeit fast keine mehr per Gesetz, beim Einkaufen muss ebenso wenig eine Maske getragen werden wie in Restaurants oder Cafés. "Jeder sollte für sich das Risiko selbst abwägen", so Graupner, der eine Absage ansonsten als "Bevormundung" empfunden hätte.

Unterstützung für Prowalds Antrag gab es auch von Ulrike Schneider (Zukunft./ödp), Kathi Petersen (SPD), Adi Schön (Freie Wähler) und Frank Firsching (Linke). Schneider betonte, die grundsätzlichen Verhaltensregeln seien ohnehin nicht stringent, weswegen man auf Freiwilligkeit und Eigenverantwortung setzen sollte. Frank Firsching fasste es in Richtung Verwaltung so zusammen: "Nehmen Sie Ihr Herz in die Hand und lassen Sie den Menschen die Wahl, ob sie kommen."

Stadtverwaltung bittet um Anmeldung für den 24. Dezember

In einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung nach der Stadtratssitzung wurde der Termin für die Sozialweihnacht bereits bekannt gegeben: 24. Dezember, 14 bis 16 Uhr in der Stadthalle.

Die Stadt bittet um Anmeldungen. Diese sind im Veranstaltungsraum Schrotturm, Petersgasse 3, Erdgeschoss, zu folgenden Zeiten möglich: Montag, 5. Dezember, bis Donnerstag, 8. Dezember, jeweils von 9 bis 13 Uhr. Ab dem 12. Dezember sind Anmeldungen im Zentrum am Schrotturm, Petersgasse 5 während der Öffnungszeiten (Montag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 13 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag von 13 bis 17 Uhr) möglich. Eingeladen sind insbesondere Berechtigte von Sozialhilfe-, Wohngeld- und ALG II Leistungen sowie Rentner und Menschen mit Behinderung. Als Nachweis ist ein Leistungs- bzw. Rentenbescheid erforderlich.

 
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  • C. B.
    Zitat: Oberbürgermeister: Risiko der Ansteckung mit Corona für Ältere
    Remele hat noch immer nicht begriffen, dass die Coronasituation nicht mehr derjenigen der Jahre 20/21 entspricht. Er kann in den Atemwegsinfektionszeiten Herbst und Winter versuchen, sämtliche Veranstaltungen für über 70Jährige abzusagen. Mit Corona hat das zwar nichts mehr zu tun, eher vielleicht mit anderen Atemwegsinfektionen. Ich weiß nicht wer da seine medizinische Meinung bei "der Verwaltung" (sind ja wohl Personen) abgegeben hat. Von wegen über 70-Jährige schützen wollen usw.....Da hat der Graupner schon Recht mit seiner Betonung des Rechtes auf Eigenverantwortung. Gut, dass der Stadtrat dem Antrag von Prowald gefolgt ist.
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  • R. S.
    Na also, geht doch... Die Herren der Stadtverwaltung sind schon ein paar Haubentaucher.... Die Sozialweihnachtsfeier geht nicht, da sich die Menschen mit Corona infizieren könnten, die Sport Gala im proppen vollen Konferenzzentrum schon.... die können sich wohl nicht infizieren... da ist sie wieder die Zweiklassengesellschaft! Frohe Weihnachten
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  • D. H.
    Vieen Dank an die Verantwortlichen, dass der Treff am 24.12. stattfinden kann. Nur wer alleine lebt, kann nach empfinden wie wichtig so ein Treffen an diesem Tag ist. Man weint den ganzen Tag, wenn man keine Familie oder Freunde hat, die einen auffängt. Viele Menschen sind alleine und sehr auf dieses Zusammensein angewiesen. Es warten ja meist noch 2 freie einsame Weihnachtstage auf diese Menschen.
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