Seit einigen Wochen flitzen die Elektro-Tretroller durch die Gegend. Mal auf Fahrradwegen, mal auf Straßen. Meist sind die Fahrer flink, meist fahren sie ohne Helm. Und riskieren damit ihr Leben. In Unterfranken sind der Polizei noch keine schweren Unfälle mit Elektro-Rollern, die auch E-Scooter genannt werden, bekannt. Bundesweit häufen sich aber die Meldungen über Unglücke mit den neuen Elektrokleinstfahrzeugen. Auch alkoholisierte Fahrer sind vermehrt auf Rollern unterwegs. Das führte nun dazu, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zu einer härteren Gangart mit den Flitzern aufrief. Sanktionen sollten strenger ausgesprochen werden. Doch Bußgelder schützen den Kopf nicht, wenn er auf dem Asphalt aufschlägt. Helme schon.
Höchste Zeit also, um nochmal über eine Helmpflicht nachzudenken. Höchste Zeit für Andreas Scheuer, sich seine verantwortungslosen Versäumnisse einzugestehen. Denn außer der Bequemlichkeit spricht nichts dagegen, die Gesundheit der Verkehrsteilnehmer mit Helmen zu schützen. Die Polizei rät ohnehin zum Tragen eines Kopfschutzes. "Egal ob auf dem Fahrrad oder auf dem E-Scooter", sagte kürzlich ein Sprecher der Polizeiinspektion Unterfranken. Eines ist klar: Ein Helm verhindert keinen Unfall. Auch nicht auf dem E-Scooter. Aber ein Helm könnte drohende Verletzungen minimieren. Warum also nicht alles dafür tun, mehr Sicherheit zu gewährleisten? Schließlich hat der Staat für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen.
Der Staat muss seine Bürger schützen - auch wenn es für den einzelnen anstrengend ist
Natürlich werden Gegner der Helmpflicht anders argumentieren. Mündige Bürger könnten selbst entscheiden, ob sie ihre Köpfe vor den Gefahren des Verkehrs schützen wollen. Ja, der Staat würde mit der Helmpflicht in die Entscheidungsfreiheit eingreifen. Aber das macht er ohnehin in vielen Bereichen. Und das ist gut so. So müssen Motorradfahrer Helme tragen und Autofahrer müssen sich anschnallen. Würde eine Helmpflicht die Anzahl der Scooterfahrer reduzieren? Wohl kaum. Die Autofahrer wurden auch nicht weniger, seit dem es eine Gurtpflicht gibt. Die Bevölkerung kann sich daran gewöhnen. Jeder, der am öffentlichen Straßenverkehr teilnimmt, sollte sich an strenge Schutzvorgaben halten müssen.
Die Angst, eine Helmpflicht mache die ursprünglichen Reiz der Tretroller zunichte, ist unbegründet. Mal schnell und spontan zum nächsten Kiosk flitzen - das soll der E-Scooter demnach möglich machen. Doch wiegt die spontane Freiheit schwerer als die Sicherheit eines Menschenlebens? Sicherlich nicht. Eine spontane Fahrt funktioniert außerdem auch mit Helm. Vielleicht ist es umständlicher und weniger schick. Doch diese Hürden sollten kein Grund für ein Verletzungsrisiko sein. Es gibt keine Unfallzahlen, die aufzeigen, dass Helme schwere Verletzungen verhindern. Das liegt aber einzig daran, dass diese Statistik in Deutschland nicht erhoben wird.
E-Scooter: Gleiche Promillegrenze wie beim Autofahrer
Der E-Scooter soll überwiegend auf Radwegen fahren und wird mit Fahrrädern verglichen. Doch das ist Unsinn. Bis zu zwanzig Stundenkilometer kann ein Roller schnell werden. Auf dem kleinen Gefährt kann schon eine unüberlegte Handbewegung zum Gleichgewichtsverlust führen. Außerdem behandelt der Staat den E-Scooter ohnehin anders als das Fahrrad. Denn auf dem Rad gilt eine Alkoholpromillegrenze von 1,6. Für Fahrer von E-Scootern gelten dagegen die gleichen Promillegrenzen wie für Autofahrer, nämlich 0,5 Promille. Wenn die Regierung E-Scooter also schon anders einstuft als Fahrräder, dann kann sie auch andere Schutzmaßnahmen fordern.
Der Tretroller-Fahrer muss sich besonders schützen. Ein Fahrradhelm würde schon reichen. Es ist nie zu spät, die Regelungen noch einmal zu ändern. Schließlich müssen wir in Deutschland nicht erst darauf warten, bis es die ersten Unfalltoten auf E-Scootern gibt.