
Kinder pflanzen Setzlinge von Speierlingen – viel symbolträchtiger hätte es kaum sein können, das in die Zukunft gerichtete Signal, das am Donnerstagvormittag vom Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen ausgegangen ist. Denn so, wie die Mädchen und Jungen für die Zukunft unserer Gesellschaft stehen, so ruhen auf den jungen Bäumchen derzeit große Hoffnungen. Schließlich zählen Speierlinge zu den wenigen vorhandenen einheimischen Baumarten, die den bisherigen Erfahrungen nach ganz gut mit den erwarteten klimatischen Veränderungen zurechtkommen werden: Sie wurzeln tief und lieben Wärme.

Es waren insgesamt 54 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5a und 5b der Mittelschule Gerolzhofen, die sich am Donnerstagmorgen zusammen mit ihren Lehrerinnen Kerstin Pieper und Katrin Weißschnur zur Baumpflanz-Aktion in der Abteilung "Steiners Kreuz" im Bürgerwald zwischen Michelau und Geusfeld aufgemacht haben. Unter Anleitung von Forstmeister Christian Lindner und Forstwirt Patrick Ruß, beides Mitarbeiter des Bürgerwaldes, sowie dem Gerolzhöfer Stadtförster Jochen Schenk gruben die Kinder an markierten Stellen Pflanzlöcher und setzten die kleinen Speierlinge in den Boden. Insgesamt sollen in dem umzäunten Areal in den kommenden Jahren 120 Speierlinge heranwachsen.
Schüler beschäftigen sich mit Waldumbau und Klimawandel
Obwohl das Thema "Wald" nicht mehr auf dem Lehrplan der fünften Klassen zu finden ist, werden sie die Bedeutung der Bäume im Zusammenhang mit dem bereits begonnenen Klimawandel im Unterricht selbstverständlich noch vertiefen, erklärten die Lehrerinnen. "Heute haben wir quasi unser Klassenzimmer ins Freie verlegt", meinte Klassenleiterin Pieper. Dass die Kinder ihre Aufgabe sehr ernst nahmen und sich mit der Bedeutung ihrer Pflanzungen auseinandersetzen, zeigte auch der Umstand, dass manche von ihnen dem Bäumchen, das sie gesetzt haben, einen Namen gaben. "Einige Kinder haben angekündigt, die Bäume später einmal ihren Enkeln zu zeigen", berichtete Weißschnur.
Nach jetzigem Kenntnisstand der Forstfachleute, stehen die Chancen dafür gar nicht so schlecht. Denn während die meisten der derzeit im Steigerwald wachsenden Baumarten – allen voran Nadelbäume wie Fichte und Kiefer, aber auch etliche Laubbäume, darunter selbst Eschen und Buchen – in den vergangenen Jahren wegen der Trockenheit und dem Befall durch Schädlinge und Krankheiten teils kräftig gelitten haben, haben sich die Speierlinge bisher wacker geschlagen. Der Speierling gilt daher als ein Zukunftsbaum für den deutschen Wald.

Seltener Baumbestand im Gerolzhöfer Mahlholz
Und was Förster Schenk besonders freut: Die Speierlinge, die die Kinder im Bürgerwald gepflanzt haben, stammen nicht von irgendwoher, aus irgendeiner weit entfernten Baumschule. Es sind Setzlinge, die aus Samen von Bäumen gezogen wurden, die vor der eigenen Haustür, im Gerolzhöfer Mahlholz unterhalb der Waldesruh wachsen. Dort stehen nämlich etwa 50 prächtige Exemplare dieses mit Wärme und Trockenheit gut zurecht kommenden Baumes. Dies ist insoweit bemerkenswert, als in ganz Deutschland nur noch mehrere Hundert alte Speierlinge bekannt sind. Das ungewöhnlich starke Vorkommen im Mahlholz ist also eine echte Rarität.
Umso erfreulicher ist es, dass es Schenk und seinen Mitarbeitern in den vergangenen beiden Jahren gelungen ist, mithilfe einer Spezial-Baumschule aus Samen dieser Bäume rund 450 Setzlinge ziehen zu lassen, die nun im Bürgerwald sowie im Gerolzhöfer Stadtwald gepflanzt werden. In ihren Genen tragen sie dieselben Eigenschaften wie die "Super-Bäume" aus dem Mahlholz. Sie könnten damit Bestandteil eines Grundgerüsts werden, das den künftigen Baumbestand des Bürgerwaldes sowie des gesamten Steigerwaldes bildet.

Zukunftsbäume ersetzen von Schädlingen befallene Fichten
Doch der Stadtförster setzt auch an Pflanzfläche am "Steinernen Kreuz" nicht alles auf eine Karte. So werden dort, wo vor kurzem erst von Käfern befallene Fichten gefällt wurden, nicht nur Speierlinge gepflanzt. Dazwischen wachsen auch Nussbäume, Maronen (Esskastanien) und Wildbirnen – alles Baumarten, denen die Eigenschaft zugeschrieben wird, mit wenig Wasser und viel Wärme gut zurechtzukommen. Die Setzlinge der Wildbirne stammen übrigens auch aus Samen von Bäumen, die im Bürgerwald stehen, sind also ebenfalls einheimische Gewächse. "Es müssen nicht immer Baumarten aus fremden Ländern sein, die wir als Zukunftsbäume pflanzen", erläuterte Förster Schenk seine Strategie im Umbau des Waldes. "Wir haben selbst noch ein paar eigene Pfeile im Köcher."

Dass ein verantwortungsbewusstes Handeln beim Umwelt- und Klimaschutz in vielen gesellschaftlichen Lebensbereichen notwendig ist, hat eigenen Angaben nach auch die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge erkannt. Sie möchte Waldbesitzern – in diesem Fall die Stadt Gerolzhofen sowie die Gemeinde Dingolshausen für den Gemeinsamen Bürgerwald – finanziell unter die Arme greifen beim Beseitigen von Waldschäden, die in den zurückliegenden Jahren vor allem durch Schädlinge und Stürme entstanden sind. Zu diesem Zweck hat sie eine eigene Hilfsaktion ins Leben gerufen: Als Dankeschön für jedes bei ihr eröffnete Girokonto lässt die Sparkasse einen Baum pflanzen beziehungsweise trägt die Kosten dafür. Für die jüngste Pflanzaktion im Bürgerwald spendete die Sparkasse deshalb 2000 Euro.
Sparkasse möchte Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten
"Als regionale Sparkasse berücksichtigen wir in unserem geschäftlichen Handeln die Kriterien der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes. Wir engagieren uns für eine ökologisch verantwortungsvolle Entwicklung in unserer Heimat", sagte Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Peter Schleich anlässlich des Ortstermins im Bürgerwald. "Mit gepflanzten Bäumen leisten wir gemeinsam einen aktiven Beitrag zur Nachhaltigkeit in unserer Region."

Laut Sparkasse haben alle Kommunen in deren Geschäftsbereich in den Landkreisen Schweinfurt und Haßberge die Möglichkeit, Geld aus dem Nachhaltigkeitstopf abzurufen, dies gilt auch für Streuobst-Bestände. Vergangenes Jahr wurden so als erstes finanziertes Projekt Waldflächen im Gemeindebereich Maroldsweisach aufgeforstet, in diesem Jahr wird neben dem Gemeinsamen Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen auch die Gemeinde Aidhausen unterstützt.