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Oberschwarzach
Doch kein Aus für ein Bewässerungskonzept der Weinberge? Woran Oberschwarzach einen Hoffnungsschimmer knüpft
Noch vor kurzem sah es ganz so aus, als wäre das Pilotprojekt gestorben. Jetzt will das Bayerische Umweltministerium das Ganze nochmals behandeln.
Es sollte eines von drei Pilotprojekten in Unterfranken zur Weinbergsbewässserung sein, dann schienen die Pläne in der Gemeinde Oberschwarzach gescheitert. Im Bild ein Blick vom Wiebelsberger Dachs auf die Ortschaft Mutzenroth (links) und Wiebelsberg (rechts).
Foto: Silvia Gralla | Es sollte eines von drei Pilotprojekten in Unterfranken zur Weinbergsbewässserung sein, dann schienen die Pläne in der Gemeinde Oberschwarzach gescheitert.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 25.02.2024 03:33 Uhr

Das Thema Bewässerungskonzept für die Oberschwarzacher Weinberge ist noch nicht komplett vom Tisch. Das Bayerische Umweltministerium bestätigte jetzt auf Nachfrage der Redaktion, dass man sich erneut mit dem gesamten Vorhaben beschäftigen werde. Laut Pressesprecher Dr. Thomas Marzahn werden Fachleute und Juristen prüfen, ob es noch Spielräume für weitere Zuschüsse gibt.

Hintergrund war, dass zuletzt Oberschwarzachs zweiter Bürgermeister Manfred Baumann bei der Grünen Woche in Berlin die Gelegenheit nutzte, um dort persönlich mit dem Bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber über das Thema zu sprechen. Gleichzeitig überreichte Baumann ein Schreiben an Glauber, das Bürgermeister Manfred Schötz im Namen der Gemeinde dazu verfasst hatte. Zentral darin die Bitte, die zuständigen Stellen möchten die Höhe der bisher in Aussicht gestellten Bezuschussung für das Pilotprojekt im Steigerwald überdenken.

Minister Glauber versicherte, dass er das Anliegen auch ans Landwirtschaftsministerium weiter tragen werde. "Es wäre für uns ein Hoffnungsschimmer, dass man dort sagt, wir machen noch einmal Geld locker. Sonst ist das Ganze gestorben", gab Baumann, der selbst Winzer ist, unumwunden zu. Der Minister habe Verständnis für die Situation Oberschwarzachs gezeigt. "Es geht nur um die Finanzierung. Ich habe ihm erklärt, dass es einfach schade wäre, wenn ein Pilotprojekt daran scheitert", so der zweite Bürgermeister.

Maximal zehn Millionen Euro Förderung hatte der Freistaat zugesichert

Erst wenige Tage zuvor hatte es im Oberschwarzacher Gemeinderat so ausgesehen, als sei das Pilotprojekt gestorben. Die Marktgemeinde wollte den Weinbauverein bereits bitten, das Einstellen des Projekts schriftlich zu bestätigen. Das geschah nicht, man entschloss sich zum Bittschreiben nach München.

Oberschwarzach wurde zusammen mit den Winzergemeinden Iphofen und Nordheim/Sommerach, sowie einem weiteren in Spalt in Mittelfranken, als Versuchsballon ausgewählt, um dort zum Thema Bewässerung einen Versuch zu starten. Maximal zehn Millionen Euro der Kosten pro Projekt hatte das Ministerium zugesichert.

Warum die zugesagten Zuschüsse für Oberschwarzach nicht reichen würden

Das wäre für Oberschwarzach zu wenig, wegen des großen Aufwands. Dort kann man nicht das Wasser aus dem Main nutzen, wie es Iphofen und Nordheim anpeilen. "Unser Projekt ist am teuersten, weil wir das Oberflächenwasser sammeln müssen aus dem, was zusammen läuft", so Manfred Baumann. Das sei nachhaltiger, komme aber mit Abstand teurer. Hinzu komme, dass die Gemeinde die kleinste Weinbergsfläche der Antragsteller hat.

Erste Berechnungen eines Ingenieurbüros gingen 2021 von rund 20 Millionen Euro an Kosten für die Bewässerung der 120 Hektar Rebflächen in Oberschwarzach, Kammerforst, Handthal und Wiebelsberg aus. Zum Vergleich: In Nordheim/Sommerach wären es 14 Millionen Euro für 615 Hektar, in Iphofen 17 Millionen für 262 Hektar.

Die bisher zugesagte Förderung des Freistaats wäre für die Winzer aus dem Steigerwald viel zu wenig. Sie müssten dann rund 83.000 Euro pro Hektar beisteuern, was utopisch sei. "Wir bräuchten 80 bis 90 Prozent der Kosten, dann wäre es machbar", so Manfred Baumann.

Becken und Seen sollen das Oberflächenwasser auffangen

In Oberschwarzach sei der Ansatz nicht nur, dass man Weinberge bewässere. "Sondern wie können wir bei uns in der Region generell das Wasser zurück halten", gibt Jürgen Rebhann zu bedenken. Der Winzer aus dem Ortsteil Kammerforst brachte den Stein vor einigen Jahren ins Rollen und hat sich viele Gedanken darüber gemacht.

Während man woanders nur Wasser aus dem Main pumpe, werde in Oberschwarzach lediglich Oberflächenwasser abgefangen, das, so Rebhann, eh den Berg hinunter laufe. Durch Becken und Seen, die dort zu errichten seien, lasse sich das Wasser in der Region halten. "Nur so hat die Natur etwas davon", meint er.

Rebhann: Das Bewässerungssystem könnte man ausdehnen, auch für Obstanlagen nutzen

Rebhann betont, dass man das Bewässerungssystem ausdehnen könne. Die Speicherbecken und Seen ließen sich auch für Obstanlagen nutzen oder als Brandschutz für den Wald. Zudem könnten die Rückhalte auch einem anderen wichtigen Punkt dienen: dem Hochwasserschutz. "Wir würden beides mit einer Klappe schlagen."

Das wäre für Jürgen Rebhann ein großer Schritt, um auch die Kulturlandschaft dort auf längere Sicht zu erhalten. Nicht nur er weiß, dass dies einige Anstrengungen erfordere. Und in Oberschwarzach eben weitere finanzielle Unterstützung. Dort rechnet man in den nächsten zwei, drei Monaten mit einer Aussage vom Freistaat dazu. Dann wird und muss sich zeigen, was aus dem Vorhaben wird.

 
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  • Dietmar Eberth
    Bevor man alkoholische Getränke mit Suchtpotenzial bewässert, sollte mal als Pilotprodukt erstmal Grundnahrungsmittel bewässern. Wie wär's mit der Bergtheimer Mulde?
    Dann klappt's vielleicht auch mit der Akzeptanz.
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  • Peter Koch
    Das ist alles schon erforscht, halt noch nicht in der Bergtheimer Mulde. Problematisch wird es immer wenn die Bewässerung dauerhaft nicht mit destilliertem Wasser, auch Regen genannt, erfolgt.
    https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/journal/schon-gewusst-unsere-boeden-versalzen
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  • Andreas Gerner
    Das Umweltministerium hat halt erkannt, dass man nicht wie in Spanien und Italien Gegenden haben möchte, wo sämtliche solche Hänge total verdorren und die Umgebung dann noch mehr aufheizt.

    Und natürlich sollte man zukünftig lieber Wasser nehmen, was sonst im Winter ungenutzt den Main heruntergerauscht wäre (und womöglich das Hochwasser verschlimmert hätte), als knappes Grundwasser.

    Das Speicherprojekt kann den Nutzungskonflikt entschärfen.
    Wenn heimische Nahrung endlich mehr gekauft und fair bezahlt werden würde, würde bestimmt mehr Gemüse/Obst und weniger Wein angebaut.

    Die Zukunft kommt.
    Drauf einstellen und anpacken oder Scheuklappen dicht machen ?
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  • Peter Koch
    Teiche zur Speicherung von Wasser und Bewässerung von Äckern kennt man schon seit einigen tausend Jahren. Das ist also kein Pilotprojekt wie vor 6000 Jahren in Mesopotamien.
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  • Andreas Gerner
    Gibt es denn aus der damaligen Zeit präzise Aufzeichnungen, mit denen sich beurteilen ließe, wie praktikabel so wunderbar Speicher- und Bewässerungssystem im Franken des 21.Jh betrieben werden kann?

    Wohl kaum.

    Wenn man in 30 Jahren vor der Frage steht, ob man in Franken 500 solcher Anlagen bauen sollte, wär dann bestimmt doch hilfreich, schon mal ab demnächst mit ein paar Pilotprojekten Erfahrung gesammelt zu haben.
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  • Dietmar Eberth
    "ob man in Franken 500 solcher Anlagen bauen sollte,"

    Bedarf es noch eines besseren Beweises das wir uns mitten im Klimawandel befinden.

    Nutzen wir die Zeit

    https://www.agrarheute.com/pflanze/getreide/ackerfruechte-zukunft-diese-pflanzen-bewaehren-klimawandel-610497
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  • Andreas Gerner
    Wir kommen wohl nicht dauerhaft mit einem Entweder-Oder aus.

    Es wird ein Maßnahmenpaket brauchen.

    Denn irgendwann reicht wohl nicht mehr aus, nur anspruchslosere Fruchtarten und Direktsaat etc zu wählen, was übrigens längst in der Erprobung und Umsetzung ist.

    Die bestmögliche Kombination erforscht man aber nur mit Ausprobieren. Nicht mit Augen verschließen.

    Darum braucht es die Erprobung der angepassten Bewirtschaftungsweise UND schon erste Speicherprojekte.

    Drum Stimme ich gern in Ihren Aufruf mit ein.
    Nutzen wir die Zeit!

    Und zwar für die Erforschung beider Anpassungsstrategien und deren Kombination.

    PS:
    Aus aktuellem Anlass auch bedenken:
    In den nassen Monaten, die hinter uns liegen, sind einige im Hinblick auf Trockentoleranz optimierte Anbauflächen (Beispiel Minimalbodenbearbeitung+Roggen) leider abgesoffen.
    Eine Bewässerung würde man in einem nassen Jahr einfach nicht betreiben.
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  • Dietmar Eberth
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Peter Koch
    Bei Kammerforst, Oberschwarzach und Handtal gibt es doch Teiche die man nutzen könnte und zwar ohne weitere Subventionen. Ich sehe nicht ein, dass ich die Produktion von Genussmitteln finanzieren soll.
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  • Emilie Krenner
    Von den Drogen zum Genussmittel, da bin ich schon mal begeistert. Aber wo ziehen wir die Grenze zum Lebensmittel? Erdbeeren, Schokolade, ein Steak? Alles was man nicht zum überleben braucht? Da wird es aber sehr einseitig auf dem Speisezettel.
    Im Übrigen bin ich schon auch der Meinung, dass Kosten und Nutzen in einem gesunden Verhältnis stehen müssen.
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  • Peter Koch
    Die Subventionitis führte zu diesen Produkten aus Oberfranken, Kakao wächsts dort auch.
    https://www.tropenhaus-am-rennsteig.de/produkte-1/
    Ein EU Pilotprojekt von 2011.
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  • Hans Müller
    Herr Koch,
    hier geht es in erster Line darum Wasser zurückzuhalten (Hochwasserschutz) und später der Natur zurückzugeben.
    Eben das Wasser nicht einfach den Bach runter laufen zu lassen und die nachfolgenden Gemeinden mit Hochwasser zu belasten!

    Das zurückgehaltene Wasser kann man dann wie hier in diesem Pilotprojekt für die Bewässerung von Weinbergen nutzen.
    Aber auch die Bewässerung von allen anderen Lebensmittel wäre dann möglich.
    Zum Schluss könnte man das Wasser in den Speicherseen sogar zur Gewinnung von Trinkwasser nutzen!

    Sie sprechen die Teiche an, die man nutzen könnte.
    Ich kenne die Struktur nicht, ob ausreichend und ob die Nutzung seitens andere z.B. Bund Naturschutz etc. auch wieder nicht passt.

    Also vielleicht etwas weiter denken.
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  • Peter Koch
    Um Wasser zurückzuhalten gibt es in diesem Weinbaugebiet schon diverse Teiche und die Bewässerung von Weinbergen ist auch schon ewig bekannt. Wozu braucht es dann ein subventioniertes Pilotprojekt? Doch nur um Steuergelder zu mit einer fadenscheinigen Begründung verbrennen zu können.
    Fehlt nur noch, dass die Wasserpumpe neu erfunden werden muss damit sie mit Solarstrom funktioniert.
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  • Andreas Gerner
    Es ist ja absehbar, dass man in ein paar Jahrzehnten vor einschneidenden Veränderungen steht und reagieren muss. Und ein paar Teiche werden dann nicht helfen. Natürliche schon gar nicht, weil die darf man im Sommer ja nicht leer pumpen.

    Es wird große künstliche Wasserspeicher brauchen (um vom Grundwasser zur Bewässerung wegzukommen).

    Dass man an Tag X weiß, was tatsächlich funktioniert und was nicht (Algenbildung, Bakterien, Dauerhaltbarkeit, Leitungsverlegung, Einbindung in Managementsysteme, Dichtmaterialien, Witterungsbeständigkeit, Frostschutz, Ablagerungen, Schädlinge...) muss man das eine oder andere im Realmaßstab unter hiesigen Bedingungen ausprobieren.
    Dann weiß man was man tut, wenn man es braucht.

    -

    Natürlich werden auch andere Früchte bewässert werden und Erkenntnisse gesammelt. Etwa Obstbäume.

    -

    Vergleich:
    Auch die ersten PV-Anlagen auf Dächern waren Pilotprojekte. Damals unwirtschaftlich und darum querfinanziert, aber enorm lehrreich und letztlich richtungsweisend.
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