Für die rund 110 Feuerwehren in Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie für die Einheiten des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes endet in absehbarer Zeit eine jahrzehntelange Ära: Sie werden künftig digital zu Einsätzen alarmiert, nicht mehr über Analogfunk. Diese Redaktion hat bei den zuständigen Stellen nachgefragt, warum dieser Schritt notwendig ist, wer die damit verbundenen Kosten übernimmt und wie weit die Umrüstung vorangeschritten ist.
Ab wann werden die Einsatzkräfte digital alarmiert?
Es gibt keinen einheitlichen Stichtag, ab dem alle Einheiten per Digitalfunk alarmiert werden. Die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt ist laut stellvertretendem Leiter Klaus Wörner technisch soweit ausgerüstet und vorbereitet, die Alarmierung von Analog- auf Digitalfunk umzustellen. Doch zuvor müssen die sogenannten Pager, die die bisherigen Funkmelder (Piepser) ersetzen und über die die Einsatzkräfte künftig den Alarm empfangen werden, beschafft und von der ILS einzeln programmiert werden. Dies passiert gerade. Es wird jedoch nicht gewartet, bis alle Pager einsatzbereit sind, sondern Stück für Stück umgestellt, berichtet Kreisbrandrat (KBR) Holger Strunk. Der Startzeitpunkt der digitalen Alarmierung ist bereits mehrfach verschoben worden.
Welche Feuerwehren werden als erstes auf die digitale Alarmierung umstellen?
Hier sind keine Namen zu erfahren. Die ILS berichtet, dass in den kommenden Tagen und Wochen zuerst die Führungsdienstgrade der Kreisbrandinspektion die Pager erhalten werden. Auch für einzelne Feuerwehren liegen fertig programmierte Pager bereits einsatzbereit bei der ILS. Wann welche Feuerwehr startet, hängt auch davon ab, wann deren Pager bestellt wurden bzw. die Geräte beim Hersteller abgerufen werden.
Wer bestellt die digitalen Funkmelder?
Die Pager für die Feuerwehren mussten laut KBR Strunk die zuständigen Kommunen bestellen; diese entschieden auch über die deren Anzahl. Wann sie die bestellten Geräte abrufen, bleibt diesen überlassen. Die Stadt Schweinfurt beispielsweise hat nach eigenen Angaben im März den ersten Teil der für die haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte bestellten Pager erhalten, der zweite Teil soll innerhalb der kommenden Tage folgen. Die für die digitale Alarmierung erforderlichen Sicherheitskarten, vergleichbar den SIM-Karten von Handys, sind bereits vollzählig eingetroffen.
Wie läuft die Bestellung für die Rettungsdienste?
Hier sind die Organisationen (Bayerisches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Johanniter Unfallhilfe) selbst für die Bestellung der Pager verantwortlich. Laut BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Lindörfer sind die Geräte auf bayerischer Ebene zentral bestellt worden und würden in den kommenden Monaten nach und nach programmiert.
Ab wann hat der Analogfunk ausgedient?
Diese Frage kann derzeit niemand sicher beantworten. Feststeht, dass auch nach Beginn der digitalen Alarmierung die alte Funktechnik noch über längere Zeit – KBR Strunk schätzt zwei bis vier Jahre – parallel im Einsatz sein wird. Alarmierungen erfolgen dann digital und analog. Dies deckt sich mit Angaben von Wörner von der ILS, der sagt: Die endgültige Umstellung hängt nicht nur an der Beschaffung von Tausenden von Pagern, sondern auch Hunderte von Sirenen müssten mit neuen Steuergeräten versehen und umgerüstet werden. Kein Mensch weiß, wie lange dies dauern wird. Erst wenn dies abgeschlossen ist und die neue Technik zuverlässig läuft, kann der Analogfunk abgeschaltet werden.
Weshalb wird überhaupt von Analog- auf Digitalfunk umgestellt?
Der Digitalfunk (Tetra-Netz) wird in Bayern bereits seit einigen Jahren für den Sprechfunk von Behörden mit Ordnungs- und Schutzaufgaben (BOS) genutzt. Hierzu zählen neben der Polizei auch Rettungsdienste, Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten. Deren Alarmierung läuft aber noch immer über den veralteten Analogfunk und wird nun ebenfalls über das Tetra-Netz erfolgen. Dieses bietet laut ILS einige Vorteile, etwa eine erhöhte Ausfallsicherheit und vor allem das Verschlüsseln der gesendeten Daten. So wird es künftig nicht mehr möglich sein, Alarmmeldungen unberechtigterweise abzugreifen. Dies ist zwar gesetzlich verboten, doch mit einem Funkscanner ist dies derzeit für jedermann leicht möglich. Zudem können vor allem ehrenamtliche Einsatzkräfte mithilfe der digitalen Pager Rückmeldung geben, ob sie zum Einsatz kommen oder nicht. Dies stellt für Einsatzleiter und Leitstellen eine wichtige Informationen dar.
Was kostet die Umstellung auf die digitale Alarmierung und wer bezahlt dies?
Da die technische Infrastruktur für den Digitalfunk bereits aufgebaut war und nur in Teilen nachgebessert werden musste, entfällt der Löwenanteil der Kosten auf die Anschaffung der Pager und die Umrüstung der Sirenen. Der Freistaat Bayern hat jeweils für die ILS-Bereiche, in denen die digitale Alarmierung, von technischer Seite her betrachtet, starten kann, Gesamtpakete für die dort insgesamt benötigten Pager ausgeschrieben. Den Zuschlag für die Tranche, zu der der Bereich der ILS Schweinfurt gehört, erhielt das Unternehmen Motorola. Ein Pager samt Zubehör kostet circa 550 Euro, berichtet KBR Strunk. Dieser Preis gilt für alle Gemeinden, die die Pager auf einer Plattform selbst bestellen mussten. Der Freistaat übernimmt von den förderfähigen Kosten bis zu 80 Prozent – vorausgesetzt ein Förderantrag wurde gestellt und das bestellte Gerät ersetzt einen zum Stichtag 1. Januar 2019 bereits vorhandenen Funkmelder. Manche Gemeinden, berichtet Strunk, hätten bewusst darauf verzichtet, vorhandene Funkmelder durch digitale Pager zu ersetzen, was grundsätzlich möglich ist, solange die Feuerwehr-Alarmierung per Sirene sichergestellt ist. Falls die Gemeinden später aber doch noch Pager kaufen möchten, dann erhielten sie dafür keinen staatlichen Zuschuss. Ein Beispiel: Die Stadt Schweinfurt rechnet mit 75.000 Euro für die Pager, wovon sie bis zu 52.000 Euro vom Staat ersetzt bekommt. Beim BRK zahlen die Krankenkassen die nach Abzug der Förderung verbleibenden Restkosten, erklärt Kreisgeschäftsführer Lindörfer. Dies gelte aber nur für die Pager, die für die Einheiten des Land- und Wasser-Rettungdienstes beschafft werden. Restkosten für Pager des Katastrophenschutzes müsse das BRK selbst tragen.