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Schweinfurt
Dienstwagen, nein Danke! Was Anna Krimmel als erste Frau in der SKF-Geschäftsführung in Schweinfurt anders machen will
Den Dienstwagen hat die neue Arbeitsdirektorin von SKF abgelehnt, die 42-Jährige fährt lieber Bahn, Bus oder Fahrrad. Interview mit einer Powerfrau.
Statt mit dem Dienstwagen fährt Anna Krimmel mit dem Rad zur Arbeit. Die 42-Jährige ist die erste Frau in der Geschäftsführung der SKF GmbH.
Foto: Anand Anders | Statt mit dem Dienstwagen fährt Anna Krimmel mit dem Rad zur Arbeit. Die 42-Jährige ist die erste Frau in der Geschäftsführung der SKF GmbH.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Strahlend blaue Bluse, dazu Jeans und Sneaker: Anna Krimmel ist beim Interview-Termin weit entfernt vom Klischee einer Managerin im Business-Kostümchen. Ihre Art: offen, bestimmt, geradlinig, präzise. Diese Frau weiß offenbar, was sie will und geht ihren Weg. Gerade mal 42 Jahre alt, ist die Diplom-Psychologin seit 1. März 2023 als Arbeitsdirektorin neben Jörg Wuttke als Vorsitzendem der Geschäftsführung und Thomas Burkhardt zeichnungsberechtigte Geschäftsführerin der SKF GmbH Deutschland

Im Interview sagt die gebürtige Berlinerin was ihr wichtig ist – und wie sie Herausforderungen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angehen will.

Frage: Frau Krimmel, wie war der Weg zur Arbeit heute?

Anna Krimmel: Der war etwas frisch, ich bin mit dem Fahrrad gefahren. Auf manchen Autoscheiben war noch Frost, aber es war total schön, die Sonne ging dann so auf ...

Auf einen Dienstwagen haben Sie bewusst verzichtet? Warum?

Krimmel: Ich fahre kein Auto. Ich habe zwar einen Führerschein, bin aber das letzte Mal vor 20 Jahren gefahren. Ich finde, man braucht das heute oft nicht mehr. Klar, ich habe schon meinen Wohnort danach ausgerichtet, dass ich mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen gut zur Arbeit komme. Für mich ist das auch ein Beitrag für den Umweltschutz und auch für meine Gesundheit.

Manche sprechen vom Klimakiller Dienstwagen, weil diese für einen großen Teil der CO2- Emissionen in Deutschland verantwortlich sind, und fordern das Abschaffen steuerlicher Vorteile. Wie sehen Sie das?

Krimmel: Natürlich ist unser Vertrieb ein wichtiger Erfolgsfaktor, Vertriebler müssen schnell zum Kunden kommen. Da ist der Dienstwagen ein gutes und wichtiges Mittel. Was das Thema Auto an sich betrifft: Auch für Familien, die im ländlichen Raum leben, ist das Auto an sich schon immer noch "das" Fortbewegungsmittel. Da müsste dann doch mehr von der Politik und der Gesellschaft kommen und in öffentliche Verkehrsmittel investiert werden.

Statt mit dem Dienstwagen fährt Anna Krimmel mit dem Rad zur Arbeit. Die 42-Jährige ist die erste Frau in der Geschäftsführung der SKF GmbH. Im April will SKF Jobrad-Leasing im Unternehmen einführen.
Foto: Anand Anders | Statt mit dem Dienstwagen fährt Anna Krimmel mit dem Rad zur Arbeit. Die 42-Jährige ist die erste Frau in der Geschäftsführung der SKF GmbH. Im April will SKF Jobrad-Leasing im Unternehmen einführen.
Eine Umstellung der Fahrzeugflotte zum Beispiel Elektro-Antrieb, ist das ein Thema bei SKF?

Krimmel: Absolut. Wir haben schon jetzt elektrisch angetriebene und hybride Fahrzeuge in der Dienstwagen-Auswahl und ganz klare Richtlinien, dass ein gewisser CO2-Ausstoß nicht überschritten werden darf. Wir ermöglichen Vertrieblern auf eigenen Wunsch auch, beispielsweise mit der Bahn zu fahren. Das machen gerade Vertriebler, die weite Strecken zurücklegen müssen.

Sie kennen Schweinfurt ja - wie war es, an den Standort zurückzukommen?

Krimmel: Ich war schon zweimal hier und bin beide Male mit einem lachenden und weinenden Auge weggegangen, weil ich doch hier sehr viel liebe Menschen kennengelernt habe. Die Freundschaften habe ich über lange Zeit gepflegt. Von daher war es schön für mich, zurückzukommen. Außerdem bietet die Umgebung viel – die Weinregion, die Landschaft mit dem Main, das gefällt mir sehr gut.

Die erste Frau in der Geschäftsführung der SKF GmbH – wie oft hören sie diesen Satz? Und wie sehr nervt er inzwischen?

Krimmel: Ich höre den sehr oft. Zum einen finde ich es sehr schön, dass wir jetzt da sind, dass wir eine Frau in der Geschäftsführung haben. Zum anderen finde ich es aber auch traurig, dass wir überhaupt noch darüber sprechen müssen. Für mich heißt eine gute "Diversity", dass wir über Geschlecht, Alter et cetera gar nicht mehr sprechen müssen, sondern dass es eine Selbstverständlichkeit ist. Aber ich bin auch stolz und freue mich, weil ich gerade von Frauen viel Zuspruch erhalte und möchte da gerne auch ein Vorbild sein.

Was müsste sich ändern, damit sich im Top-Management etwas ändert?

Krimmel: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir zeigen, dass man als Frau in einer doch recht Männer dominierten Umwelt sehr gut und auch glücklich auf der Arbeit sein kann, dass es nichts Abschreckendes ist. Wir müssen aber auch noch viele Dinge verändern. Frauen fühlen sich manchmal nicht so sicher, wenn sie nicht alle Kriterien erfüllen, sind selbstkritischer. Ich spreche auch sehr viel mit Kolleginnen darüber, wie wir uns gegenseitig unterstützen können.

Was würden Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben, die Karriere machen wollen?

Krimmel: Ihren Weg gehen, aber letztendlich das tun, was sie begeistert – dann ist man auch gut in dem, was man tut. Ich habe sehr viel davon profitiert, Mentorinnen und Mentoren zu haben. Das hat sich bei mir einfach so ergeben. Einfach Unterstützer zu suchen, dazu würde ich raten, ganz egal, ob es Männer oder Frauen sind.

Anna Krimmel gehört seit 1. März als Arbeitsdirektorin zur Geschäftsführung der SKF GmbH.
Foto: Anand Anders | Anna Krimmel gehört seit 1. März als Arbeitsdirektorin zur Geschäftsführung der SKF GmbH.
Führen Frauen anders?

Krimmel: Ich würde Führung anders definieren. Heutzutage geht es nicht mehr darum, Mitarbeiter zu führen, sondern um einen Geschäftsbereich, darum, eine Idee voranzubringen und ein Team zu empowern, also so zu stärken, dass es seine Ressourcen einbringt. Führen Frauen anders? Ich glaube, Frauen kennen viele Themen, die Frauen beschäftigen und sind vielleicht auch offener, darüber zu sprechen. Zum Beispiel, wie verhält es sich, wenn ich in Teilzeit Karriere machen will. Ich kann mir vorstellen, dass Frauen vielleicht ein anderes Verständnis davon haben. Ich habe oft den Eindruck, dass Kolleginnen und Kollegen Frauen gegenüber offener sind. Auch wenn es um Zusatzbelastungen geht – und die haben beide, Männer und Frauen.

Was ist Ihnen persönlich wichtig? Was sehen Sie als Schwerpunkt Ihrer neuen Aufgabe?

Krimmel: Mein Fokus liegt darauf, Veränderungen gut und gemeinsam voranzubringen. Die Welt um uns herum wird immer unsicherer, es kommen ständig neue Krisen auf uns zu. Wie können wir es schaffen – jeder Einzelne von uns, aber auch als Unternehmen – flexibler zu werden und mit den Veränderungen mitzugehen bzw. uns proaktiv aufzustellen? Mir ist es wichtig, dass die  Mitarbeitenden eine Sicherheit fühlen, dass wir ein gutes Arbeitsumfeld schaffen, dass wir Wege gehen, die uns auch in der Zukunft erfolgreich machen. Und dass wir gemeinsam mit den Mitarbeitenden den immensen Ideenreichtum nutzen, den wir gerade hier auch am Standort haben. Die Menschen in der Veränderung mitzunehmen, sie einzubinden, das ist wichtig. Aber auch eine Geschäftsführung, die Richtung gibt, eine Vision aufzeigt, wohin wollen wir in der Zukunft? Auch das kann diese Unsicherheit aufgreifen, abbauen.

Arbeitskräftemangel, Personalnot, neue Ansprüche: Was müssen Unternehmen heute bieten, auf was sich einlassen?

Krimmel: Wir haben eine Geschäftsstrategie und wir haben Mitarbeitende – das gut in Einklang zu bringen, ist eine Herausforderung. Da gibt es Bedürfnisse auf beiden Seiten. Dass man gut kommuniziert und klar macht: Wo ist unser Ziel, wohin wollen wir? Und dass man gemeinsam darauf achtet, dass auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden erfüllt werden, das ist für mich ein Ansatz. Natürlich wird auch viel über die "neue Generation" gesprochen und darüber, was heißt das in Richtung Motivation und Arbeit versus Freizeit... Ich glaube, dass es da sehr, sehr viele Möglichkeiten gibt, die wir noch gar nicht ausgeschöpft haben – wie mobiles Arbeiten, das größere Flexibilität schafft, für Mitarbeitende und Unternehmen. Das ist natürlich in der Fertigung schwieriger, aber auch da kann man mit mehr Eigenverantwortung mehr Flexibilität schaffen.

Stichwort Work-Life-Balance – wie steht es damit bei Ihnen?

Krimmel: Ich bin da immer ganz gut gefahren. Gesundheit ist mir wichtig, auch Nachhaltigkeit, da möchte ich darauf achten, dass ich auch im Alter noch leistungsfähig bin. Jetzt im Moment starte ich gerade neu und bekomme total viel Energie davon, dass ich jeden Tag etwas Neues erlebe und das gibt mir gerade total viel Kraft, viel Zeit auf der Arbeit zu verbringen. Aber ich achte schon drauf, dass es diese Balance gibt – und das würde ich auch jedem ans Herz legen.

Die neue Arbeitsdirektorin von SKF

Anna Krimmel ist Diplom-Psychologin. Sie hat in Würzburg studiert und arbeitet bereits seit 2008 bei SKF. Krimmel war in verschiedene Stationen im Personalbereich in Schweinfurt und Göteborg tätig - ganz am Anfang im Personalmarketing, zuletzt in internationaler Verantwortung als strategische Personalerin für die Bereich Industrie und Business Transformation & Digitalization des Wirtschaftsraums Europa-Arabien-Afrika der SKF-Gruppe. Seit 1. März 2023 ist die 42-Jährige Mitglied der Geschäftsführung von SKF.
Quelle:  SKF/kab
 
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Kommentare
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  • bacigalupo
    Ich finde es schade, daß man nun auch bei SKF dem Zeitgeist folgt. Dennoch viel Erfolg bei diesem Eperiment mit Frauen im Vorstand.
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  • Michi_two@web.de
    Klingt sympathisch.
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