Strahlend blaue Bluse, dazu Jeans und Sneaker: Anna Krimmel ist beim Interview-Termin weit entfernt vom Klischee einer Managerin im Business-Kostümchen. Ihre Art: offen, bestimmt, geradlinig, präzise. Diese Frau weiß offenbar, was sie will und geht ihren Weg. Gerade mal 42 Jahre alt, ist die Diplom-Psychologin seit 1. März 2023 als Arbeitsdirektorin neben Jörg Wuttke als Vorsitzendem der Geschäftsführung und Thomas Burkhardt zeichnungsberechtigte Geschäftsführerin der SKF GmbH Deutschland.
Im Interview sagt die gebürtige Berlinerin was ihr wichtig ist – und wie sie Herausforderungen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angehen will.
Anna Krimmel: Der war etwas frisch, ich bin mit dem Fahrrad gefahren. Auf manchen Autoscheiben war noch Frost, aber es war total schön, die Sonne ging dann so auf ...
Krimmel: Ich fahre kein Auto. Ich habe zwar einen Führerschein, bin aber das letzte Mal vor 20 Jahren gefahren. Ich finde, man braucht das heute oft nicht mehr. Klar, ich habe schon meinen Wohnort danach ausgerichtet, dass ich mit dem Fahrrad oder den Öffentlichen gut zur Arbeit komme. Für mich ist das auch ein Beitrag für den Umweltschutz und auch für meine Gesundheit.
Krimmel: Natürlich ist unser Vertrieb ein wichtiger Erfolgsfaktor, Vertriebler müssen schnell zum Kunden kommen. Da ist der Dienstwagen ein gutes und wichtiges Mittel. Was das Thema Auto an sich betrifft: Auch für Familien, die im ländlichen Raum leben, ist das Auto an sich schon immer noch "das" Fortbewegungsmittel. Da müsste dann doch mehr von der Politik und der Gesellschaft kommen und in öffentliche Verkehrsmittel investiert werden.
Krimmel: Absolut. Wir haben schon jetzt elektrisch angetriebene und hybride Fahrzeuge in der Dienstwagen-Auswahl und ganz klare Richtlinien, dass ein gewisser CO2-Ausstoß nicht überschritten werden darf. Wir ermöglichen Vertrieblern auf eigenen Wunsch auch, beispielsweise mit der Bahn zu fahren. Das machen gerade Vertriebler, die weite Strecken zurücklegen müssen.
Krimmel: Ich war schon zweimal hier und bin beide Male mit einem lachenden und weinenden Auge weggegangen, weil ich doch hier sehr viel liebe Menschen kennengelernt habe. Die Freundschaften habe ich über lange Zeit gepflegt. Von daher war es schön für mich, zurückzukommen. Außerdem bietet die Umgebung viel – die Weinregion, die Landschaft mit dem Main, das gefällt mir sehr gut.
Krimmel: Ich höre den sehr oft. Zum einen finde ich es sehr schön, dass wir jetzt da sind, dass wir eine Frau in der Geschäftsführung haben. Zum anderen finde ich es aber auch traurig, dass wir überhaupt noch darüber sprechen müssen. Für mich heißt eine gute "Diversity", dass wir über Geschlecht, Alter et cetera gar nicht mehr sprechen müssen, sondern dass es eine Selbstverständlichkeit ist. Aber ich bin auch stolz und freue mich, weil ich gerade von Frauen viel Zuspruch erhalte und möchte da gerne auch ein Vorbild sein.
Krimmel: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir zeigen, dass man als Frau in einer doch recht Männer dominierten Umwelt sehr gut und auch glücklich auf der Arbeit sein kann, dass es nichts Abschreckendes ist. Wir müssen aber auch noch viele Dinge verändern. Frauen fühlen sich manchmal nicht so sicher, wenn sie nicht alle Kriterien erfüllen, sind selbstkritischer. Ich spreche auch sehr viel mit Kolleginnen darüber, wie wir uns gegenseitig unterstützen können.
Krimmel: Ihren Weg gehen, aber letztendlich das tun, was sie begeistert – dann ist man auch gut in dem, was man tut. Ich habe sehr viel davon profitiert, Mentorinnen und Mentoren zu haben. Das hat sich bei mir einfach so ergeben. Einfach Unterstützer zu suchen, dazu würde ich raten, ganz egal, ob es Männer oder Frauen sind.
Krimmel: Ich würde Führung anders definieren. Heutzutage geht es nicht mehr darum, Mitarbeiter zu führen, sondern um einen Geschäftsbereich, darum, eine Idee voranzubringen und ein Team zu empowern, also so zu stärken, dass es seine Ressourcen einbringt. Führen Frauen anders? Ich glaube, Frauen kennen viele Themen, die Frauen beschäftigen und sind vielleicht auch offener, darüber zu sprechen. Zum Beispiel, wie verhält es sich, wenn ich in Teilzeit Karriere machen will. Ich kann mir vorstellen, dass Frauen vielleicht ein anderes Verständnis davon haben. Ich habe oft den Eindruck, dass Kolleginnen und Kollegen Frauen gegenüber offener sind. Auch wenn es um Zusatzbelastungen geht – und die haben beide, Männer und Frauen.
Krimmel: Mein Fokus liegt darauf, Veränderungen gut und gemeinsam voranzubringen. Die Welt um uns herum wird immer unsicherer, es kommen ständig neue Krisen auf uns zu. Wie können wir es schaffen – jeder Einzelne von uns, aber auch als Unternehmen – flexibler zu werden und mit den Veränderungen mitzugehen bzw. uns proaktiv aufzustellen? Mir ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden eine Sicherheit fühlen, dass wir ein gutes Arbeitsumfeld schaffen, dass wir Wege gehen, die uns auch in der Zukunft erfolgreich machen. Und dass wir gemeinsam mit den Mitarbeitenden den immensen Ideenreichtum nutzen, den wir gerade hier auch am Standort haben. Die Menschen in der Veränderung mitzunehmen, sie einzubinden, das ist wichtig. Aber auch eine Geschäftsführung, die Richtung gibt, eine Vision aufzeigt, wohin wollen wir in der Zukunft? Auch das kann diese Unsicherheit aufgreifen, abbauen.
Krimmel: Wir haben eine Geschäftsstrategie und wir haben Mitarbeitende – das gut in Einklang zu bringen, ist eine Herausforderung. Da gibt es Bedürfnisse auf beiden Seiten. Dass man gut kommuniziert und klar macht: Wo ist unser Ziel, wohin wollen wir? Und dass man gemeinsam darauf achtet, dass auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden erfüllt werden, das ist für mich ein Ansatz. Natürlich wird auch viel über die "neue Generation" gesprochen und darüber, was heißt das in Richtung Motivation und Arbeit versus Freizeit... Ich glaube, dass es da sehr, sehr viele Möglichkeiten gibt, die wir noch gar nicht ausgeschöpft haben – wie mobiles Arbeiten, das größere Flexibilität schafft, für Mitarbeitende und Unternehmen. Das ist natürlich in der Fertigung schwieriger, aber auch da kann man mit mehr Eigenverantwortung mehr Flexibilität schaffen.
Krimmel: Ich bin da immer ganz gut gefahren. Gesundheit ist mir wichtig, auch Nachhaltigkeit, da möchte ich darauf achten, dass ich auch im Alter noch leistungsfähig bin. Jetzt im Moment starte ich gerade neu und bekomme total viel Energie davon, dass ich jeden Tag etwas Neues erlebe und das gibt mir gerade total viel Kraft, viel Zeit auf der Arbeit zu verbringen. Aber ich achte schon drauf, dass es diese Balance gibt – und das würde ich auch jedem ans Herz legen.