Als German Cramer 1981 die Idee hatte, ein geschichtliches Ereignis in Schweinfurt für die Nachwelt festzuhalten und künstlerisch gestalten zu lassen, hätte er sicher nicht gedacht, dass sich daraus eine regelrechte Erfolgsgeschichte der Gesellschaft Harmonie mit nunmehr über 160 Projekten und einem Spendenvolumen von 700 000 Euro entwickelt.
Cramer gab damals beim Üchtelhäuser Bildhauer Peter Vollert einen steinernen, bekrönenden Pinienzapfen für den Vier-Röhren-Brunnen am Albrecht-Dürer-Platz in Auftrag. Der war nur noch aus historischen Bildern bekannt. Es war das erste Projekt des gemeinnützigen Fördervereins Harmonie, der sich von einem Serviceverein für seine Mitglieder zu einer Vereinigung mit bürgerlicher Verantwortung für die Stadt wandelte. Was sich alles getan hat, haben die Harmonie-Macher unter anderem in einer 70-seitigen, vierfarbigen Broschüre zusammengestellt – und für die Zukunft weitere Projekte im Kopf.
Vom Marktbrünnle über Olympia-Morata bis zum Wälzlagerdenkmal
Die Projekte, die der Förderverein initiierte und unterstützte, sind sehr vielfältig. Eines der ersten großen – 63 000 D-Mark investierte man damals – war Anfang der 1980er-Jahre das Marktbrünnle. "Es ist wichtig, dass man sich der eigenen Historie annimmt und diese auch den Bürgern ins Gedächtnis ruft", beschreibt Georg Kreiner im Gespräch mit dieser Zeitung den Ansatz der Harmonie. Finanziert wurden die Projekte durch einen Mix: freiwillige Spenden der Mitglieder, großzügige Sponsoren, einen Teil der Mitgliedsbeiträge und der Erlöse aus den Veranstaltungen wie dem bekannten Harmonieball.
Gefördert wurden zum Beispiel Schulen für Schüleraustausche, soziale Einrichtungen, die Museen Georg Schäfer, Otto Schäfer und die Museen sowie das Theater der Stadt Schweinfurt. Das Denkmal für die Humanistin Olympia Fulvia Morata (1526 - 1555) in der Brückenstraße, Bronzetafeln, die an Schweinfurter Persönlichkeiten wie Philipp Moritz und Friedrich Fischer oder an geschichtliche Ereignisse erinnern, zieren das Schweinfurter Stadtbild. Alleine in den vergangenen sechs Jahren wendete der Förderverein 357 226 Euro auf.
Leopoldina-Denkmal im Entstehen
Im Moment laufen die Planungen für ein neues Denkmal für die in Schweinfurt im Jahr 1652 gegründete Leopoldina, die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft im deutschsprachigen Raum, heute mit Sitz in Halle/Saale. Georg Kreiner und German Cramer setzen sich sehr für dieses Projekt ein, denn es geht darum, die Bedeutung der Leopoldina für die Stadt entsprechend zu würdigen.
Bei der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Sebastian Remelé stößt man auf Wohlwollen, allerdings ist man im Moment auf Standortsuche und feilt an der konkreten Gestaltung des Denkmals. Georg Kreiner hatte eigentlich den Platz vor der Stadtbücherei gegenüber der Maxbrücke und dem historischen Harmonie-Gebäude bevorzugt, das geht aber aus statischen Gründen wegen verschiedener unterirdischer Leitungen nicht. Nun sucht man andere Standorte – möglich wäre die Carus-Allee in den ehemaligen Ledward-Kasernen oder ein Platz in der Nähe der Kunsthalle.
Modell der Künstler Klaus und Heike Metz
Im März 2017 hatte Georg Kreiner die Mitglieder über die Idee informiert. Er zeigte ein Modell des Künstlerehepaars Klaus und Heike Metz aus Langenleiten - ein Molekül aus drei Metallkugeln, die chemische Formel für Wasser. Das 3,2 bis 3,5 Meter hohe Kunstwerk symbolisiert Wissenschaft, Erfindergeist und Vorwärtsstreben. Kreiner ist sich sicher: "Das Denkmal wird kommen." Wichtig ist der Harmonie auch, die vier Schweinfurter Ärzte Johann Lorenz Bausch, Johann Michael Fehr, Georg Balthasar Metzger und Georg Balthasar Wohlfahrt, die 1652 die Leopoldina in Schweinfurt gründeten, zu ehren.
Olympia Morata und das Wälzlagerdenkmal
Auf die Frage, was ihre Lieblings-Projekte in den vielen Jahrzehnten gewesen sind, müssen German Cramer und Georg Kreiner ein wenig nachdenken. Doch sie sind sich einig: Zum einen die Bronzestatue der Olympia Fulvia Morata vor ihrem einstigen Wohnhaus in der Brückenstraße, auch Namensgeberin für das Gymnasium, das 1998 vom Bamberger Bildhauer Albert Ultsch geschaffen wurde. Das Projekt kostete 145 000 DM, gut investiertes Geld, um an eine für die Stadt im 16. Jahrhundert bedeutsame Frau zu erinnern.
Das sicher wichtigste Projekt in Bezug auf die Bedeutung für die selbst ernannte Stadt der Industrie und Kultur ist das Wälzlagerdenkmal vor dem Theater im Chateudun-Park. Darauf sind Kreiner und Cramer nach wie vor stolz, "es ist das Symbol für die Stadt und das wichtigste Denkmal für mich", so Cramer. 2012 wurde das elf Tonnen schwere, 3,2 Meter im Durchmesser große Wälzlager, gestiftet von der Firma Schaeffler, aufgestellt. Das Großlager wurde für ein Riesenrad in Peking konzipiert - Ingenieure in Schweinfurt entwickelten es, die Fertigung erfolgte im Wuppertaler Schaeffler-Werk. Der Einweihung ging jahrelange Planung voraus, erinnern sich Cramer und Kreiner. 58 000 Euro brachte die Harmonie dank großzügiger Spender wie Schaeffler, Sparkasse, Glöckle, Brauerei Roth und vielen anderen auf.
Neuwahlen des Vereins im März 2019
Im August diesen Jahres hatte Georg Lippert bei der Harmonie als Vorsitzender sein Amt niedergelegt, dafür auch Meinungsverschiedenheiten im Vorstand angeführt. Im Moment ist seine Stellvertreterin Stefanie Stockinger-von Lackum kommissarisch im Amt bis zu den Neuwahlen. Georg Kreiner, selbst langjähriger Vorsitzender, ist es ein Anliegen zu betonen, dass die Zukunft des Vereins aus seiner Warte gesichert ist: "Wir sind nach wie vor lebendig und ein gestaltender Verein", erklärt er. Man habe im Hintergrund an der Zusammenstellung eines neuen Vorstands gearbeitet und sei zuversichtlich, dass der Generationenwechsel gelinge. Im März 2019 seien Neuwahlen angesetzt, so Kreiner.
Aufgabe der Harmonie ist es laut Satzung, "persönliche Begegnungen auf gesellschaftlicher Ebene in gegenseitiger Achtung, Toleranz und Freundschaft zu ermöglichen". Der Verein sieht es als seine Verpflichtung, Kunst und Geschichte zu pflegen sowie kulturelle und soziale Aufgaben in Stadt und Region Schweinfurt zu fördern und mitzugestalten. Dafür wurde 1982 ein gemeinnütziger Förderkreis gegründet. Dieser hat mittlerweile gut 160 Projekte initiiert und dafür über 700 000 Euro gesammelt. Darüber gibt es nun auch eine 70-seitige Broschüre, in der die Projekte aufgeführt sind.