Mit 14 das erste Mal Marihuana geraucht, mit 16 das erste Mal Amphetamin konsumiert – "Und seitdem ist der Konsum eigentlich immer weiter hochgegangen", sagt der junge Mann. Zuletzt seien es pro Tag zwei bis drei Gramm Cannabis gewesen, Amphetamin in ähnlichen Mengen, dazu Alkohol. Das Bild, das der 23-jährige Angeklagte vor dem Schweinfurter Landgericht von sich zeichnet, zeigt eine jahrelange Drogengeschichte.
So habe er auch LSD, Kokain und Heroin probiert. Die Schmerzmittel Tilidin und Codein will er mit Limonade gemischt haben. Im Grunde habe er quasi "alles einmal ausprobiert", beschreibt der Vorsitzende Richter seinen Eindruck des Konsumverhaltens des Angeklagten. "Was geht in einem vor, dass man mit Heroin experimentiert?", fragt er den 23-Jährigen. Eine richtige Antwort hat dieser darauf nicht.
Wegen Geldproblemen mit dem Dealen angefangen
Festgenommen worden war der Angeklagte im November 2022, nachdem die Polizei bei einer Durchsuchung seiner Wohnung Amphetamin und einen Schlagring gefunden hatte. Laut Staatsanwaltschaft soll der junge Mann mindestens seit November 2021 schwunghaften Handel mit Drogen betrieben haben. In der Anklageschrift ist die Rede von mehreren Kilogramm Amphetamin, über 1000 Ecstasy-Tabletten, dazu mehrere hundert Gramm Marihuana und Haschisch.
"Die halbe Rhön weiß, dass man Sie anruft, wenn man wieder was braucht", so der Vorsitzende Richter gegenüber dem Angeklagten, der wegen kleinerer Drogendeals bereits in der Vergangenheit vor dem Jugendrichter stand. Einige der acht in der Anklageschrift vorgebrachten Drogendelikte gesteht der 23-Jährige gleich zu Prozessbeginn in einer vorgelesenen Erklärung.
Dazu erklärt er, er sei schon früh in Kontakt mit Drogen gekommen, ein Schicksalsschlag in der Familie habe ihn zusätzlich aus der Bahn geworfen. "Es hat mich kaputtgemacht", sagt er dazu vor Gericht. Drogen seien für den ehemaligen Bauhelfer vor allem ein Mittel gewesen, "um abzuschalten". Mit dem Dealen habe er letztlich aufgrund von Geldproblemen begonnen.
Gericht zweifelt an Therapiemotivation des Angeklagten
Nun wolle er sich seinem problematischen Konsum jedoch stellen, eine Therapie machen, versichert der Angeklagte vor Gericht. Dafür habe er während seiner Zeit in der JVA Schweinfurt bereits mehrere Termine bei der externen Suchtberatung der Diakonie wahrgenommen, um dort offen über seine Abhängigkeit zu sprechen. In die Rhön wolle er aber nicht zurück. "Ich will irgendwo hinziehen, wo ich niemanden kenne, und da neu anfangen", sagt er. "Wenn ich so weitermache wie jetzt, ende ich immer wieder im Knast."
Eine Unterbringung in einer forensischen Klinik und die damit verbundene Aussicht auf frühere Haftentlassung auf Bewährung sehe das Gericht aufgrund der Aktenlage jedoch als äußerst fragwürdig an, so der Vorsitzende Richter. Erst vor wenigen Wochen waren die Voraussetzungen nach Paragraf 64 des Strafgesetzbuches (StGB) zur Aufnahme in den Maßregelvollzug deutlich verschärft worden.
Und an der Aufrichtigkeit der Therapiemotivation zweifle das Gericht schon allein deshalb, weil der Angeklagte zu einigen der Tatvorwürfe die Aussage verweigert. So unter anderem zu vier Kilogramm Amphetamin, die er laut Anklageschrift von einem Bekannten gekauft haben soll, gegen den wegen mehrerer Drogendelikte ermittelt wird.
Gemeinsam mit ihm soll er zudem Kundinnen und Kunden, die nicht rechtzeitig zahlten, zum Teil erheblich bedroht haben. Das geht aus einigen Zeugenaussagen hervor. Da eine der Zeuginnen, die den 23-Jährigen in ihrer Polizeiaussage damit belastet hatte, mehrere Kilogramm Amphetamin gekauft zu haben, nicht vor Gericht erschien, wurde der Prozess unterbrochen. Die Fortsetzung der Verhandlung ist für Donnerstag, 19. Oktober, geplant.