
Wie ist eigentlich die Stimmung innerhalb der CSU in Stadt und Landkreis Schweinfurt – weniger als zwei Wochen vor der Bundestagswahl? Historisch schlechte Umfrageergebnisse, der Aufschwung der Sozialdemokraten und die öffentlich scharf kritisierten Auftritte des Union-Kanzlerkandidaten Armin Laschet lassen die Christsozialen wohl seit Wochen unruhig schlafen. Drängt sich doch unweigerlich immer wieder die Frage auf, ob mit Markus Söder als Kanzlerkandidat alles anders, alles besser gelaufen wäre. Und ob man dann vielleicht nicht um eine Regierungsbeteiligung in Berlin hätte bangen müssen. Doch bei der CSU in Stadt und Landkreis Schweinfurt will man sich hinter solchen Gedankenspielen nicht verstecken. Am vergangenen Sonntag nutzte man eine Radtour, um sich auf den Endspurt im Wahlkampf einzustimmen.
Eigentlich hatten Staatssekretär Gerhard Eck und die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber zur "Rollenden Bürger-Sprechstunde" mit dem diesjährigen Thema Gartenbau eingeladen. Seit vielen Jahren veranstaltet die CSU solche Touren, in diesem Jahr war jedoch der Wahlkampf freilich in aller Munde. Rund 70 Interessierte – alle geimpft, genesen oder getestet – folgten den Politikern bei der über 40 Kilometer langen Radtour durch Stadt und Landkreis Schweinfurt, ein Großteil auf E-Bikes. Los ging es bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen gut gelaunt, gestärkt durch ein Weißwurstfrühstück, in Röthlein. Zunächst keine Spur von Endzeitstimmung, keine Rede vom Abwärtstrend der Partei.
Staatssekretär Eck sieht noch gute Chancen für die CSU
Doch Gelassenheit, wenige Tage vor der Bundestagswahl, machte sich im CSU-Lager ebenso nicht breit. Gerhard Eck plauderte ausgelassen mit sämtlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, während er locker in die Pedale stieg und machte dennoch deutlich: "Am Wahlsonntag sollten die Menschen nochmal kräftig überlegen." Trotz schlechter Umfragewerte sei noch immer alles drin für die Union, auch wenn es sicherlich auf ein knappes Wahlergebnis hinauslaufe, so der Staatssekretär. Ebenso gebe es noch viele unentschlossene Wählerinnen und Wähler. Dabei warnte er vor einer Regierung ohne CDU und CSU, da es anderen Parteien weniger um Inhalte gehe als der eigenen. Er machte abermals deutlich, dass man mit der AfD keinerlei Gespräche führen werde und kritisierte an der SPD, dass diese sich nicht klar positioniere, was ein mögliches Bündnis mit der Linken angehe. "Das ärgert mich wirklich."

Ein paar Radlängen hinter Eck trat CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber sportlich in die Pedale. "Es geht wirklich um die Wurst, wir müssen um jede Stimme kämpfen", betonte sie und wollte dennoch nicht von einer ängstlichen Stimmung im CSU-Lager sprechen. Demnach spiegele die mediale Berichterstattung nicht das wahre Innenleben ihrer Partei sowie die Stimmung unter den Wählerinnen und Wählern wider. "Ich bekomme wirklich viele positive Rückmeldungen, ich glaube nicht, dass der Trend so schlecht ist, wie vorhergesagt", so Weisgerber.
Weisgerber warnt vor Rot-Grün und Ampelkoalition
Während ein rot-grünes Bündnis oder eine Ampelkoalition mehr Bürokratie, mehr Steuern und weniger Sicherheit bedeuten würden, stünde ihre Partei für Inhalte, so die Bundestagsabgeordnete. Die Union trete für eine stabile Wirtschaft, sichere Arbeitsplätze, Wohlstand, Klimaschutz und Sicherheit ein. "Bitte, bitte, bitte macht Werbung, dass die Menschen am Ende CSU wählen", appellierte Weisgerber schließlich an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. So wie Weisgerber waren an diesem Tag viele Anwesende bemüht, Zuversicht im Hinblick auf die Wahl zu zeigen. Dass die Lage ernst sei, daraus machte jedoch niemand einen Hehl. Und so wurde während der Tour zwar nicht von Angst, schon aber von einer "Befürchtung, nicht mehr regieren zu können" gesprochen.
Und welche Rolle spielte eigentlich der unionsinterne Zweikampf zwischen Laschet und Söder? "Auch das wurde von außen größer gemacht als es war", betonte Weisgerber. Laschet habe bislang "super Arbeit in NRW" gemacht und beim Parteitag der CSU sei der Funke so richtig übergesprungen. Das bestätigte auch CSU-Bezirksgeschäftsführer Georg Brückner, der voran radelte und für die Organisation des Ausfluges verantwortlich war. "Klar würde ein bayerischer Kanzlerkandidat in Bayern gut ankommen, aber bayerische Kandidaten ziehen nicht automatisch im Norden Deutschlands", sagt Brückner und sieht die Union mit dem regierungserfahrenen Kanzlerkandidaten Laschet gut aufgestellt.
"Jetzt erst recht"-Einstellung im Lager der CSU
Doch bei all dem vorgelebten Optimismus wird klar, dass die CSU durchaus angespannt in den Wahlkampf-Endspurt geht. Laut Brückner sei die Lage "natürlich schwierig", auch wenn die Stimmung an den Infoständen besser werde. "Ich habe das Gefühl, dass es nun eine 'Jetzt erst recht'-Einstellung im Lager der CSU gibt." Stefan Funk, Kreis- und Fraktionsvorsitzender der Schweinfurter CSU, sprach gar von einer "Schicksalswahl", bei der die Menschen auch zwischen "Freiheit oder Sozialismus" entscheiden müssten. "Wer seine Stimme verschenkt, wird sein blaues Wunder erleben", so Funk, der dazu aufrief, die kommenden zwei Wochen noch einmal zu nutzen und die Ärmel hochzukrempeln.

Doch zurück zur Radtour. Bei allen Forderungen und Warnungen vor einer richtungsweisenden Wahl nutzten viele Radlerinnen und Radler auch die Gelegenheit, um bei schönem Wetter die größtenteils asphaltierte Fahrtstrecke, etwa durch Schonungen, Sennfeld und Gochsheim, für ein nettes Pläuschchen und etwas Bewegung an der frischen Luft. Die CSU war jedenfalls zufrieden mit der Aktion und der Teilnehmerzahl. Bleibt nun abzuwarten, auf wie viel Zufriedenheit das Wahlergebnis am 26. September stoßen wird.
Es ist schon starker Tobak - in der Form wie hier geschehen - Wahlwerbung zu betreiben.
Der Artikel hätte auch ohne dieses G'schmäckle verfasst werden können, so über den Ablauf der Radtour. Wenn aber auf diese Art von "Werbung" nicht verzichtet werden konnte, hätte über dem Titel ehrlicherweise unübersehbar das Attribut "Wahlwerbung" stehen müssen. Hierbei hätte man sich beispielsweise am Verhalten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten orientieren können: hier wird grundsätzlich darauf hingewiesen, dass für die Inhalte der folgenden Beiträge jeweils die Parteien verantwortlich sind.
franz. General bei der Schlacht von Waterloo
Nach dem hochroten Kopf unseres Staatssekretärs zu urteilen, ist dieser eben nicht locker in die Pedale getreten (trotz E-Unterstützung). Aber diesen Leuten glaub ich eh nix mehr.
Ich wünsche "unserem Staatssekretär" einen wohlverdienten Ruhestand, und unserer Klimaschutzbeauftragten Weisgerber eine erfolgreiche Bewerbung als Chefredakteurin in der"titanic" nach dem Wahlabend!
Mit freundlichem Gruße
Stefan Fuchs
Schweinfurt