
Am Ende seiner Gast-Rede auf dem CSU-Parteitag war Armin Laschet die Erleichterung deutlich anzusehen: Entspannt winkte er in den Saal, CDU-Generalsekretär Paul Zimiak reckte aus der ersten Reihe beide Daumen in die Höhe. Gut gemacht, Härtetest bestanden, hieß dies wohl.
In der Tat: Wurde "der Kanzlerkandidat auch der CSU" (O-Ton-Söder zur Begrüßung) eine gute Stunde zuvor mit noch eher demonstrativ-freundlichem Applaus von den vielleicht noch 450 CSU-Delegierten empfangen, schlug ihm am Ende unerwartet offene Sympathie entgegen. Mehr als acht Minuten Applaus bekam Laschet – was eindeutig mehr ist, als nur eine Höflichkeit. CSU-Chef Markus Söder hatte es am Vortag auf nur gut drei Minuten Beifall gebracht, obwohl auch er sich alle Mühe gegeben hatte, seiner Partei zum Wahlkampf-Endspurt kräftig einzuheizen.
Laschet arbeitet sich geschickt vom Kopf in den Bauch der CSU
Geschickt hatte sich Laschet in seiner Rede vom Kopf in den Bauch der CSU vorgearbeitet. Er umwarb die Christsozialen, die ihm in den letzten Wochen das Leben als Kanzlerkandidat beileibe nicht immer leicht gemacht hatten, etwa mit seiner Bewunderung für Josef Müller, den "Ochsen-Sepp", einen der Mitbegründer der CSU.
Als er 2017 in Nordrhein-Westfalen mit der CDU nach 50 Jahren an die Macht gekommen sei, "wollten wir es so machen wie die CSU in Bayern", schmeichelte er zudem. Und überhaupt seien es doch immer CDU und CSU gewesen, die in der bundesdeutschen Geschichte "die richtigen Entscheidungen getroffen haben".
Laschet: SPD-Kandidat Scholz "hat Angst vor den Linken in seiner Partei"
Doch auch wie hart Laschet SPD-Vizekanzler Olaf Scholz anging, war ganz nach dem Geschmack der CSU: Der sei nur deshalb ein "ordentlicher Finanzminister" gewesen, "weil Angela Merkel auf ihn aufgepasst hat". Nun aber habe Scholz "Angst vor den Linken in seiner Partei", weshalb er sich nicht traue, ein Bündnis mit der Linkspartei auszuschließen. Scholz als Kanzler wäre deshalb "ein Angriff auf den Wohlstand Deutschland", wetterte Laschet.
Eine von ihm geführte Regierung sei dagegen ein Garant für verlässliche Außenpolitik, starke Wirtschaft und für innere Sicherheit, warb Laschet: "Ja, es ist nicht alles optimal gelaufen", räumte der CDU-Chef mit Blick auf den Wahlkampf ein. Jetzt gehe es aber nicht "um Stilfragen, es geht um die Kernfragen". Und bei diesen "steht nur die Union für den richtigen Kurs – und deshalb will ich Bundeskanzler werden".
Für CSU-Chef Söder läuft in Nürnberg längst nicht alles nach Plan
Zwei Tage lang hatte die CSU in Nürnberg um "Geschlossenheit und Entschlossenheit" im Wahlkampf-Endspurt gerungen. Da kam diese Rede für viele Delegierte offenbar fast wie eine Erlösung: Ein Laschet, der endlich "aus den Pantoffeln" kommt und zu kämpfen beginnt. Auch CSU-Chef Söder schien am Ende sichtlich zufrieden mit dem Abschluss des Parteitags.
Denn am ersten Tag war längst nicht alles nach Plan gelaufen für Söder: So war das Ergebnis von gut 87 Prozent bei seiner Wiederwahl zum Parteichef zwar keine Ohrfeige, aber schon ein Wink mit dem Zaunpfahl. So kurz vor dem Wahltermin und angesichts der brisanten Umfragewerte auch für die CSU hätte sich Söder von seiner Partei wohl mehr Rückenwind erhofft.
Doch wer sich unter den Delegierten umhörte, konnte schnell merken, dass sich einiges angestaut hat im Verhältnis der Partei zu ihrem Vorsitzenden. So kommt etwa seine Annäherung an die Grünen bei den CSU-Konservativen bis hinauf zum Berliner Landesgruppenchef Alexander Dobrindt gar nicht gut an.
Es werde ihm oft vorgeworfen, er sei zu freundlich zu den Grünen, sprach Söder diese Stimmung in seiner Rede sogar direkt an. Dabei sei er doch "an sich freundlich“, scherzte er. In der Sache will er von schwarz-grünen Optionen aber nicht lassen: "Wir träumen von der FDP, aber träumt die FDP auch von uns?", warnte er.
Auch Söders Führungsstil ist in der Partei längst ein Kritikthema
Doch auch Söders Führungsstil ist in der CSU längst ein Thema: "Er redet nicht mehr mit uns", heißt es selbst aus der Führungsetage. Egel ob Partei-Vorstand oder Landtagsfraktion: Beschlüsse würden nur noch vorgelegt, die Zustimmung erwartet. Inhaltliche Debatten gebe es dagegen kaum noch.
"Ich nehme mehr wahr, als ihr alle glaubt", rechtfertigte sich Söder auf offener Bühne. Er nehme auch alle Einwände und Bedenken ernst. Söder weiß, dass er seiner Partei vom Klimaschutz bis zur Frauenquote einiges zumutet. Er lässt aber auch keinen Zweifel daran, dass er an seinem Kurs auch gegen interne Widerstände festhalten will.
Doch wie steinig Söders Weg der Modernisierung ist, zeigen etwa die schwachen Ergebnisse vieler Frauen bei den Vorstandswahlen: Co-Spitzenkandidatin Dorothee Bär bekam als Partei-Vize gar nur 69,7 Prozent. Manche in der Partei könnten mit ihren digitalen Themen offenbar wenig anfangen, versuchte sich Bär an einer unverfänglichen Erklärung.
CSU-Frauen ringen um Akzeptanz: Attraktivität ein Karrierehindernis?
Doch das Problem liegt wohl tiefer: Noch immer klagen Frauen in der CSU über Akzeptanz-Probleme – vor allem dann, wenn sie selbstbewusst sind. Manchen Frauen werde gar vorgehalten, sie seien "zu attraktiv", sollten längere Röcke tragen oder sich nicht einmischen, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Läuft es bei der Bundestagswahl schlecht für die CSU, könnten solche Spannungen durchaus noch zur Belastung für Söder werden. Zumal manche in der Partei auch bei Söders CSU-Wahlkampf die zündenden Inhalte vermissen.
Der Wahlkampf-Endspurt ist aber kein Zeitpunkt für Grundsatz-Debatten. Es geht um einfache Botschaften und Emotionen: "Stabilität oder Linksruck", lautet deshalb die schlichte Parole, mit der die Union auf der Zielgeraden um Stimmen werben will. Und allen Rangeleien der letzten Wochen zum Trotz: Immerhin darin schienen sich Armin Laschet und Markus Söder in Nürnberg absolut einig zu sein.
Was die FDP angeht:
"Wir träumen von der FDP, aber träumt die FDP auch von uns?"
Die FDP träumt ausschließlich von der Partei, die am Ende in Führung liegt. Wir werden sehen, für wen sie diesmal ihre natürlich schon immer bestehenden Sympathien entdeckt.
So groß scheint der Unterschied zwischen Taliban und der oberbayerischen Gebirgsschützen-CSU gar nicht zu sein:
- kamen aus den Bergen herabgestiegen
- Trugen seltsame Gewänder
- vertreten mittelalterliche Ansichten
- hätten gerne den Zustand von vorgestern wieder
- haben ein mittelalterliches Frauenbild
Habe ich noch was vergessen?
- tun zumindest so, als wäre Gott auf ihrer Seite