Die Antwort kam prompt. "Warum tut man sich das Bürgermeisteramt an?", wollte die Redaktion von Sorya Lippert wissen, die am Samstag, 9. März, ihren 65. Geburtstag feiert. "Weil ich etwas bewegen will und das in und mit dem Amt kann", war die Antwort der Mutter von sechs erwachsenen Kindern.
1954 in London geboren, besuchte Sorya Lippert von 1960 bis 1965 die Grundschule und bis 1970 die Deutsche Auslandsschule in Karachi (Pakistan). Die Internatsschule Schloss Schwarzenberg verließ sie 1973 mit dem Abitur. Beim Studium für das Gymnasiallehramt belegte Lippert in den Jahren 1975 bis 1976 die Fächerkombination Englisch und Deutsch. Dem zweijährigen Referendariat in Bayreuth folgten die Jahre als Hausfrau samt Kindererziehung. Anschließend wirkte Sorya Lippert als Deutschlehrerin an der Krankenpflegeschule des Krankenkauses St. Josef und von 2007 bis 2012 zusätzlich an der Walther-Rathenau-Realschule.
Ihr heutiges Engagement für das Miteinander in einer "weltoffenen Gesellschaft" bestimmte schon in den Jahren 1985 bis 2000 ihre ehrenamtliche Tätigkeit in verschiedenen Elternbeiräten an Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien. Ihr Ziel war es, das Schulsystem auf die Anforderungen einer Welt, die immer weiter zusammenwächst, anzupassen.
Die Menschen zusammenführen
"Mein Vorteil war und ist, dass ich Menschen zusammenführen und für den Blick über den Tellerrand werben kann", sagt Schweinfurts Bürgermeisterin, die 2002 erstmals in den Stadtrat gewählt wurde. Seither hat Lippert sich als Vertreterin der Stadt in vielen Positionen für das Miteinander und gegen jede Ausgrenzung eingesetzt und dabei auch erfahren, dass man als Bürgermeisterin einen respektablen Stand hat und gehört wird. Sie gehört auch zu den Gründerinnen des IBF, des Interkulturellen Begegnungszentrums für Frauen. Auch setzt sie sich für Hilfsaktionen für Pakistanein.
Aus der CSU-Fraktion heraus kam 2014 die Aufforderung, sich um die Nachfolge des erkrankten Bürgermeisters Klaus Rehberger zu bewerben. Mit dem Ehrenamt hat sich Sorya Lippert längst angefreundet und will, "wenn man mich will", nach der Stadtratswahl 2020 nochmals kandidieren. Die Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister Sebastian Remelé und dem weiteren Bürgermeister Karl-Heinz Kauczok laufe bestens, sagt Lippert. Für die Absprachen brauche man keine Konferenzen, man einige sich "zwischen Tür und Angel".
Unterstützung im Büro
Verlassen könnten sie und Kauczok sich dabei auf den "General" im Vorzimmer. Dort sitzt Maria-Luise Fischlein, die nicht nur den Überblick bei den Terminen, sondern auch "eine Ahnung von der Verwaltung hat, die uns beiden fehlt".
Als Stellvertreterin von Oberbürgermeister Sebastian Remelé sind die offiziellen Aufgaben der Bürgermeisterin – wenn der OB nicht in Urlaub oder amtlich unterwegs ist – "überschaubar". Angesagt ist vor allem das Gratulieren im Namen der Stadt. Durchschnittlich zweimal klingelt Lippert pro Tag an den Türen von Jubilaren und Geburtstagskindern.
Dass es Sorya Lippert nicht langweilig wird, dafür sorgt sie selbst. Allenthalben ist sie anzutreffen, wenn es etwa um Fragen der Integrationoder um die vielfältigen Themen aus dem sozialen Bereich geht. Und: Lippert hört nicht nur zu, sie leitet auch Arbeitskreise (wie etwa beim Integrationsbeirat) und gibt Anliegen eine Stimme, beispielsweise als Sprecherin der Lokalen Agenda.
Aus der Stadtkasse fließt dafür kein Gehalt, aber eine Aufwandsentschädigung, "die passt".