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Gerolzhofen
Dickes Plus bei Leihmedien, niedriges Defizit: Stadtbibliothek Gerolzhofen mit "positiven Impulsen"
Präsentierte positive Zahlen für die Stadtbibliothek: Leiterin Anna Scharf freut sich über einen Zuwachs um gleich ein Fünftel bei den Ausleihen. Gut angenommen werden die Veranstaltungen, darunter auch neue Formate wie der Elterntalk.
Foto: Johannes Kiefer (Archivfoto) | Präsentierte positive Zahlen für die Stadtbibliothek: Leiterin Anna Scharf freut sich über einen Zuwachs um gleich ein Fünftel bei den Ausleihen.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 09.02.2025 02:30 Uhr

Seit eineinhalb Jahren leitet Anna Scharf die Stadtbibliothek in Gerolzhofen. Eine noch nicht allzu lange Zeit. Gleichwohl sind ihre Spuren in der städtischen Einrichtung im Bürgerspital schon deutlich erkennbar - und zwar in positiver Hinsicht.

Denn nach ihrem Jahresbericht im Stadtrat folgte eine wahre Eloge, die in dieser Form selten im Sitzungssaal des Alten Rathauses zu erleben ist. Durch die Bank gab es überschwängliches Lob für Scharf. "Toll, dass Sie alles wieder so belebt haben", freute sich Arnulf Koch (CSU).

Kerstin Krammer-Kneissl (Geo-net) und Norbert Finster (SPD) lobten ebenfalls die gute Arbeit, Krammer-Kneissl explizit die vielen kulturellen Angebote und dass die Stadtbibliothek auch ein kostenloser Ort für Begegnungen sei. Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) zeigte sich beeindruckt von den "hervorragenden Mitarbeitenden" und "vielen Impulsen". 

20 Prozent mehr ausgeliehene Medien

Anna Scharf hatte zuvor die wichtigsten Zahlen für das Jahr 2024 präsentiert. Die Mediennutzung ist um gleich 20 Prozent auf 84.772 Gesamtentleihungen hochgeschnellt. Zwei von drei Sparten haben sich besonders eindrucksvoll entwickelt: Bei den Büchern und Zeitschriften (Bestand 19.005) gab es ein Ausleihe-Plus von sogar 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für die Leiterin ein deutlicher Beleg, dass die Einrichtung stärker genutzt werde.

Ein noch größerer Zuwachs war bei den AV-Medien (Bestand 4970), zu denen CDs, DVDs, Tonies und Konsolenspiele zählen, zu verzeichnen. Um satte 38 Prozent stieg die Nachfrage nach solchen elektronischen Medien bei den Nutzerinnen und Nutzern; bis zum Jahresende zählte Scharf 21.488 solcher Entleihungen.

Den sprunghaften Anstieg relativierte sie etwas: Vermutlich habe die von vier auf zwei Wochen verkürzte Ausleihdauer zu der höheren Zahl geführt. Einzig bei eBooks, eAudios und ePaper sanken die Entleihzahlen, auf nunmehr 17.736 (minus fünf Prozent). 

Mehr als 1600 Nutzer und Nutzerinnen verfügen über einen Leseausweis: 544 Kinder und Jugendliche, 829 Erwachsene unter 60 Jahre sowie 269 Menschen, die älter sind. Auffällig ist, dass die Mehrheit nicht aus der Stadt Gerolzhofen (41 Prozent) kommt, sondern aus Orten im Landkreis Schweinfurt (44 Prozent), einige sogar aus den Landkreisen Bamberg, Haßberge und Kitzingen. "Erfreulich" nennt die Stadtbibliotheksleitung dieses große Einzugsgebiet.

Mehrheit der Besucher kommt nicht aus Gerolzhofen

Viele der 29.343 Besucherinnen und Besucher besitzen keinen Ausweis zum Ausleihen von Medien. Darunter sind ihren Angaben zufolge viele Kinder, die Hausaufgaben machten, lernten oder die Zeit mit Spielen überbrückten bis zum Training in Vereinen, sowie zahlreiche Erwachsene, die ihre Mittagspause dort verbrächten, mobil arbeiteten, schmökerten oder sich zum Austausch mit anderen träfen, erläuterte Scharf.

Die Leiterin hält das alles für wichtig, weil es einen niederschwelligen Zugang zu einer Bildungs- und Wissenseinrichtung wie der Stadtbibliothek bietet. Dazu zählt sie auch Veranstaltungen und Angebote für Schulklassen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

98 waren es zuletzt, 1913 Besucherinnen und Besuchern kamen zu Medienkompetenzkursen, Stricktreffs, Leseclubs, Vorleseaktionen oder Ausstellungen. Robotikworkshop, Bücherminis und Schachtreff zum Beispiel seien jeden Monat ausgebucht. Anna Scharf kann sich vorstellen, diese künftig häufiger anzubieten.

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Neue Angebote kommen hinzu: Seit Januar bietet die Einrichtung einen "Elterntalk" am letzten Samstag im Monat (10 bis 12 Uhr) an, eine moderierte Gesprächsrunde von Eltern für Eltern. Am 14. Februar startet ein "Digicafé 60+": Jeden zweiten Freitag im Monat (10 bis 12 Uhr) sollen Menschen ab 60 eine Hilfe zur Selbsthilfe rund um digitale Medien erhalten.

Wie viele andere kulturelle Einrichtungen trägt sich auch die Stadtbibliothek finanziell nicht allein. Leicht gestiegenen Ausgaben von 228.265 Euro stehen Einnahmen von nur 12.090 Euro gegenüber, die zuletzt aber um ein Drittel gestiegen sind. Zusätzlich wurden 7340 Euro Fördermittel bewilligt. Stadtrat Arnulf Koch sieht das wirtschaftliche Ergebnis trotzdem positiv: Als zuständiger Rechnungsprüfer bedankte er sich "für das niedrigste Defizit seit acht Jahren".

Erhalten die Nikolaus-Fey-Bücher einen Warnhinweis?

Eine außergewöhnliche Anregung gab es von Norbert Finster: Er verwies auf drei Bücher von Nikolaus Fey, die im Bestand gelistet sind. Für ihn sei der Mundart- und Heimatdichter ein "überzeugter Nationalist" gewesen, die Bücher "teils unerträglich zu lesen". 

Geht es nach Norbert Finster von der SPD, sollen diese drei Bücher aus dem Bestand der Stadtbibliothek einen Warnhinweis erhalten. Auf einem Beiblatt soll künftig auf das aktive Mitwirken im NS-Regime des Heimatdichters Nikolaus Fey hingewiesen werden. Er starb 1956 in Gerolzhofen.
Foto: Anna Scharf | Geht es nach Norbert Finster von der SPD, sollen diese drei Bücher aus dem Bestand der Stadtbibliothek einen Warnhinweis erhalten.

Nachdem Feys Werke einige Male ausgeliehen wurden, bat er darum, dass diesen Büchern ein erläuterndes Beiblatt beigelegt werden soll. Als Inhalt schlägt Finster jenen Text vor, den eine Arbeitsgruppe kürzlich für die an der Nikolaus-Fey-Staße geplanten Mahntafel verfasst hat, mit dem Titel "Nein zu Nikolaus Fey!".

Vor einem Jahr hatte der Stadtrat beschlossen, die Straße zwar nicht umzubenennen, aber Fey nicht mehr zu ehren und ein Erklärschild aufzustellen. Hintergrund dafür ist dessen aktives Mitwirken an dem nationalsozialistischen Unrechtsregime, darunter in der Propagandaabteilung der Regierung des Generalgouvernements Krakau im besetzten Polen während des Zweiten Weltkriegs.

Man solle es nicht wie die Nazis damals machen und unliebsame Bücher einfach entfernen, sagte Norbert Finster, sondern die Bücher in der Bibliothek belassen, aber eben mit einem Hinweis. Konkret handelt es sich um Feys Werke "Durch Fald und Wengert - Gedichte in unterfränkischer Mundart", "Nikolaus Fey: Eine Auswahl aus seinen Werken" und "Fränkisches Volk und Land".

Bürgermeister Wozniak versprach, die Anregungen Finsters aufzunehmen. Er halte den Mahntafel-Text für "sehr gelungen", sagte er dazu.

 
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