Dass sie in der Stadtbibliothek nicht alles auf den Kopf stellen möchte, das hatte Anna Scharf im Sommer bereits angekündigt. Die neue Leiterin der Kultureinrichtung im Bürgerspital, die erst im Juli diese Aufgabe übernommen hat, möchte gleichwohl einige neue Akzente setzen. Bei ihrer Vorstellung im Stadtrat am Montag präsentierte sie ihre ersten Ideen, die durchweg auf Zustimmung bei den Mitgliedern stießen und eifrig gelobt wurden.
Ihrem größten Wunsch nach einer Überarbeitung der Gebühren entsprach das Gremium einstimmig. Bislang, so Scharf, sei das Modell eher "unrund und uneinheitlich" gewesen, sie würde es gerne vereinfachen. Ihr Hauptanliegen: Nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche sollte die Benutzung der Stadtbibliothek kostenfrei sein.
Nur noch Erwachsene zahlen eine Jahresgebühr
Bislang war zwar für alle Kinder bis 15 Jahren keine Jahresgebühr fällig, für ältere Jugendliche aber schon – konkret waren es 3,30 Euro per anno. Dass diese Summe finanziell vernachlässigbar sei, veranschaulichte sie anhand der im Vorjahr eingenommenen Jahresgebühr für diese Gruppe: Es waren insgesamt nur 62,70 Euro.
Aus ihrer Sicht sollte die Stadt Jugendliche nicht mit Gebühren belasten. Während sehr viele Kinder Bücher und Medien ausleihen, werden es mit zunehmendem Alter immer weniger.
Weil nun alle Nutzerinnen und Nutzer bis zum 18. Geburtstag keine Jahresgebühr mehr zahlen müssen, entfällt künftig die Familienkarte. An ihre Stelle tritt eine neu geschaffene Gebühr für zwei Eheleute beziehungsweise zwei Erwachsene in eingetragener Partnerschaft (15 Euro). Die Gebühr für eine erwachsene Person beträgt weiterhin zehn Euro. Einzig bei volljährigen Schülern und Studierenden (bis 26 Jahre) wird es etwas teurer, mit 5 Euro jährlich statt 3,30 Euro.
Darüber hinaus möchte Anna Scharf ihre Einrichtung noch sichtbarer und attraktiver machen. Auch wenn die Stadtbibliothek und die Ausleihe sehr gut genutzt werden. In den wichtigsten Leistungsmerkmalen liege Gerolzhofen im bayernweiten Vergleich über dem Durchschnitt: Als Stärken nannte sie die gute Vernetzung mit Schulen, Kindergärten und Bildungseinrichtungen wie der Volkshochschule, viele junge Nutzerinnen und Nutzer, außerdem das große Einzugsgebiet (nur etwa ein Drittel der Nutzenden stammt aus der Stadt) und etablierte Veranstaltungsformate.
Ausleihfrist für elektronische Medien auf zwei Wochen verkürzt
Wo sie noch Potenzial sieht, ist besonders beim wirtschaftlichen Umsatz. 27.992 physische Medien befinden sich im Bestand der Einrichtung, allerdings werden viele Bücher und weitere Medien selten mehrmals ausgeliehen. Dieser "Umschlag" eines Mediums – in Gerolzhofen bei 1,6 – liegt unter dem Landesdurchschnitt von 2,5. Deshalb wurde die Ausleihfrist für elektronische, sogenannte AV-Medien verkürzt, und zwar von vier auf zwei Wochen; somit können CDs, Tonies, Hörbücher und Konsolenspiele häufiger von verschiedenen Entleihern genutzt werden. Bücher hingegen sind nach wie vor für einen Zeitraum von vier Wochen entleihbar.
Zusätzlich wird der Bestand "entstaubt": etwa 5000 kaum oder nicht ausgeliehene Medien werden entfernt. Das schafft Platz für die Präsentation anderer Medien. Beim Bücherflohmarkt am 26. November, im Rahmen des Weihnachtssammelsuriums, können Interessenten zugreifen.
Ansprechendere Präsentation und mehr Werbung
Zusätzlich zu einer zeitgemäßeren Präsentation will die neue Leiterin die Nutzerfreundlichkeit erhöhen: Zum Beispiel sind alle Kindermedien in der Kinderabteilung zu finden, neuerdings auch die CDs und die beliebten Tonie-Musikboxen; zudem wurde der Standort mit Konsolenspielen und DVDs aufgewertet.
Zum Jahresanfang möchte Anna Scharf die Bestseller und Neuerwerbungen attraktiver präsentieren, Mitte des Jahres dann auch die Kindersachbücher. Die Systematik innerhalb der Einrichtung möchte sie vereinfachen. Ihr Motto lautet: "Mensch vor Medium!" Die Bibliothek soll baldmöglichst komplett barrierefrei zu erreichen sein, einschließlich des zweiten Stocks. Dort wird aktuell eine zweite Ausleihtheke eingerichtet. Zugleich möchte sie ihr Haus im kommenden Jahr stärker bewerben, mit Flyern, Plakaten und einem Schaukasten in der Spitalstraße. Auch Social Media ist ein Thema.
Neuer Bücherschrank im Spitalhof
Ausgetauscht hat die Stadtbibliothek kürzlich den von ihr betreuten Bücherschrank im Spitalhof. Das neue Exemplar ist wertiger, aus Metall gefertigt, mit einem Dach versehen und seit einigen Tagen gut gefüllt mit Büchern, die zum unkomplizierten Ausleihen bereitstehen.
Die Anschaffung erfolgte unter anderem mit Fördermitteln aus dem Regionalbudget-Programm durch die ILE Weinpanorama Steigerwald. Es handelt sich dabei "eigentlich um ein Angebot von Bürgern für Bürger", betont Anna Scharf auf Nachfrage. Sie weist darauf hin, dass jeder Bücher mitnehmen und gerne auch eigene Bücher einstellen darf.
Stadtbibliothek Gerolzhofen
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass die Ausleihfristen für Medien von vier auf zwei Wochen verkürzt wurden. Das ist nicht ganz korrekt. Darauf weist die Leiterin der Einrichtung, Anna Scharf, hin. Der kürzere Ausleihzeitraum gilt nur für sogenannte AV-Medien, darunter CDs, Tonies, Hörbücher und Konsolenspiele. Bücher sind nach wie vor vier Wochen entleihbar. Wir haben die entsprechende Passage im Text geändert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.