
Charme, Flair und Geschichte treffen nicht nur im Schloss Obbach aufeinander. Auch die anderen fünf preisgekrönten Bauwerke, die der Bezirk Unterfranken bei einem Festakt in diesem Schloss mit seinem Förderpreis auszeichnete, bestechen durch ihren historischen Charakter und ihre Einmaligkeit. Allen sechs Preisträgern ist gemeinsam, dass sie mit Leidenschaft und Überzeugung das kulturelle Erbe, die prägende Architektur, erhalten.
Die Würdigung für diesen Einsatz bestand nicht nur aus Urkunde und Plakette, die Bezirkstagspräsident Stefan Funk an die engagierten Eigentümer überreichte. Vor allem ist jeder "Förderpreis zur Erhaltung historischer Bausubstanz" mit 25.000 Euro dotiert, insgesamt 150.000 Euro, die alle zwei Jahre aus den Erträgen der unterfränkischen Kulturstiftung ausgeschüttet werden – einer der bundesweit am höchsten dotierten Denkmalpreise.
Diese Summe sei aber "nur ein Tropfen auf den heißen Stein", wusste Funk. Denn die denkmalgeschützten Gebäude würden oft ungeliebte Überraschungen beinhalteten und müssten mit hohem finanziellem Aufwand saniert werden.

Dass sich das lohnt, bewies schon der Ort des Festaktes. Der sanierte Saal im Erdgeschoss des Neuen Schlosses von Obbach mit dem Gewölbe aus der Bauzeit 1746/47 bildete den würdigen Rahmen für die Preisverleihung. Für den Bauherrn Andreas Schäfer war die Generalsanierung eine Herzensangelegenheit. Schließlich befindet sich das Anwesen seit genau 100 Jahren in Familienbesitz, als es sein Urgroßvater Geheimrat Georg Schäfer kaufte.
Das bauliche Erbe mache unsere Heimat unverwechselbar, unterstrich der Bezirkstagspräsident, sei es nun ein Schloss, eine ehemalige Scheune, Apotheke, ein Wohnstallhaus, Werkstattgebäude oder eine Klinik. Sie alle kennzeichneten den Charakter von unterfränkischen Dörfern und Städten. Diesen zu erhalten, aber die historischen Bauten auch mit Leben zu erfüllen, sei eine Aufgabe, der sich die Preisträger erfolgreich gestellt hätten.
Landwirtschaft, Denkmalschutz und Kulturpflege vereint
Als "gastfreundlichen Schlossherrn" bezeichnete Schweinfurts Landrat Florian Töpper den Bauherrn, der das Anwesen immer wieder öffne und mit dem Schlossgut Obbach weit über die Region hinaus strahle. Der Landkreis begleite die Entwicklung, hier seien Landwirtschaft, Denkmalschutz und Kulturpflege vereint.
Es brauche solche Menschen wie Andreas Schäfer, die sich mit Leidenschaft, Überzeugung und Geduld für das kulturelle Erbe einsetzen, unterstrich Euerbachs Bürgermeisterin Simone Seufert. Sein Engagement sei vorbildlich.
Die Gemeinde engagiere sich schon seit langem in der Innenentwicklung und habe mit der Bauhütte Obbach ein Projekt, das Bauen und Sanieren innerorts begleitet. Für die geplante Weiterentwicklung der Bauhütte könne es Synergien geben, wenn weitere Seminarräume am Schlossgelände entstehen.
Neues Leben im Alten Schloss
Dankbar über den Preis zeigte sich Andreas Schäfer. Seit dem Bau des Alten Schlosses 1697 und dem Anbau des Neuen Schlosses 1746/47 sei die Hoch-Zeit vor allem die Phase des Erholungsheims von FAG Kugelfischer vor und nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, sagte er. Die aktuelle Gemeinschaft am Schlossgut versuche, diesen Platz wieder in Nutzung zu bringen und mit Leben zu erfüllen.
Großen Anteil an der Generalsanierung des Schlosses habe Architektin Anne-Kristin Geller, unterstrich Schäfer. Sie war 2015 beauftragt worden, weil das Mezzanin-Geschoss am Alten Schloss notgesichert werden musste. Ursprünglich, so die Fachfrau, war nur eine Oberflächensanierung geplant gewesen. Wegen enormer Schäden wurde eine Generalinstandsetzung nötig: Dach, Fassade und unter anderem 134 Fenster mussten saniert werden. Was den Zeit- und Kostenrahmen ausdehnte.
Von den Arbeiten konnten sich die anderen Preisträger bei einer Führung überzeugen. Die Gebäudehülle ist wieder intakt, zeitgemäße private Räume entstanden im Alten Schloss. Im neueren, barocken Anbau, in dem die Spuren des Kufi-Erholungsheims sichtbar sind, braucht es aber noch viel Arbeit.
