Auf dem Papier existiert er noch, doch Leben herrscht schon lange nicht mehr auf der Anlage des Reitvereins in der Willy-Kaidel-Straße. Seit November vergangenen Jahres ist hier alles verlassen und leer. Kein Pferd steht mehr im Stall, kein Reitschüler wird mehr unterrichtet, kein Mitglied ist zu sehen. Nur Vorsitzender Markus Seubert soll ab und zu vorbeikommen, um nach der Post zu sehen. Anfragen, wie es mit dem Reitverein und der Anlage nun weitergehen wird, bleiben nach wie vor unbeantwortet. Dabei gibt es schon ganz konkrete Pläne, was dort in den nächsten Jahren entstehen soll.
Ein Blick zurück: Schon seit Jahren steckt der Reitverein in der Krise. Hauptproblem ist das Alter der Anlage. Die Reparaturen häuften sich, verschluckten immer mehr Geld, das nicht mehr erwirtschaftet werden konnte, weil Sponsorengelder fehlten und die Einsteller in modernere Ställe wechselten. Zwischen zehn und 15 Boxen standen seit Jahren dauerhaft leer. Bei der letzten ordentlichen Mitgliederversammlung im Januar 2018 brachte Vorsitzender Markus Seubert einen Neubau auf städtischem Grund an anderer Stelle ins Spiel.
Für entsprechende Grundstücksverhandlungen mit der Stadt, die auch Grundstückseigentümer am Hainig ist und das Areal dem Reitverein im Erbbaurecht für 99 Jahre zur Verfügung gestellt hat, ließ er sich dann in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im April 2019 die Vollmacht geben. Inzwischen hat der Reitverein sein Interesse an einem Ersatzgrundstück wieder zurückgezogen, teilt die Stadt Schweinfurt auf Nachfrage dieser Redaktion mit.
Alle Entwicklungen seitdem deuten auf die Auflösung des Reitvereins hin. Im Oktober waren die letzten verbliebenen Einsteller aufgefordert worden, sich eine andere Unterbringungsmöglichkeit für ihre Pferde zu suchen. Nur sieben Pensionstiere standen da noch im Stall. Sie sind zum Großteil auf dem Hambacher Lindenhof von Gerald Ort untergekommen. Auch Johanna Kurzyca hat ihr Pferd dort stehen. Sie ist Schriftführerin und eines der letzten verbliebenen Vorstandsmitglieder, über die Vorgänge im Reitverein aber nicht mehr informiert. Denn auch sie erreicht den Vorsitzenden nicht, der sich jeglichen Nachfragen seiner Mitglieder entzieht.
Der Reitverein Schweinfurt steht noch im Vereinsregister
Ist der Reitverein etwa schon aufgelöst? Nein. Der Reitverein Schweinfurt steht nach wie vor noch im Vereinsregister. Die Auflösung eines Vereins kann nicht allein vom Vorstand betrieben werden. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) schreibt in § 41 vor, dass dafür ein Beschluss der Mitgliederversammlung erforderlich ist. Und zwar mit einer Mehrheit von drei Viertel der abgegebenen Stimmen, wenn nicht die Satzung etwas anderes bestimmt. Das Vereinsleben endet damit zwar, aber noch nicht die Existenz des Vereines. Es entsteht ein sogenannter Liquidationsverein, dessen Zweck nun die Abwicklung der laufenden Geschäfte ist. Eventuell verbleibendes Vermögen muss dem Verein, dem Verband oder dem Fiskus zugeführt werden. Erst danach wird der Verein im Vereinsregister gelöscht.
In diesem Stadium ist der Reitverein noch nicht. Bislang gab es keine Mitgliederversammlung zur Vereinsauflösung. Ein Verein kann übrigens auch in die Insolvenz gehen, wenn er zahlungsunfähig wird. Der Vorstand muss im Fall einer Überschuldung die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragen. Das ist zwischenzeitlich beim dafür zuständigen Amtsgericht Schweinfurt geschehen.
Stadt begutachtet die Liegenschaften des Reitvereins
Bei der Stadt Schweinfurt laufen bereits die Vorbereitungen für die Zurücknahme des Grundstücks in der Willy-Kaidel-Straße. Dieser sogenannte Heimfall ist vertraglich vereinbart worden, sollte der Reitverein Konkurs gehen. "Die Liegenschaft wird derzeit begutachtet, noch liegt aber kein Ergebnis vor", teilt die Pressestelle der Stadt mit. Die Rückgabe des Grundstücks eröffnet dem Rathaus neue Perspektiven bei der städtebaulichen Entwicklung des Kessler Fields, dessen südliche Flächen teilweise für Ausstellungsbereiche der geplanten Landesgartenschau im Jahr 2026 genutzt werden sollen.
Das Gelände des Reitvereins war bislang wegen der bestehenden Nutzung nicht für diese Planungen vorgesehen. "Jetzt umfasst das Plangebiet neben den Konversionsflächen des Kessler Fields auch den Standort des Reitvereins einschließlich der zugehörigen Gaststätte sowie die südlich an die Willy-Kaidel-Straße angrenzenden Grundstücksflächen", teilt die Stadt mit. Auf den Flächen des dort noch ansässigen Reitvereins soll in den nächsten Jahren ein gemischt genutztes Quartier entwickelt werden, das unterschiedliche Wohnmodelle zulasse.
Der Stadtrat hatte bereits in seiner Sitzung am 18. Februar einem städtebaulichen Entwurf für das Areal Kessler Field/Yorktown Village zugestimmt. Die Verwaltung wird diesen nun weiter ausarbeiten, die Kosten ermitteln, den Entwurf dann mit allen Beteiligten abstimmen und dann erneut dem Stadtrat zur Entscheidung vorlegen, heißt es aus dem Rathaus.
Von diesem Zeitplan ist die Entwicklung des Baugebiets und damit auch die Abwicklung des Reitvereins abhängig, aber auch der weitere Betrieb des gut florierenden griechischen Restaurants in der Reiterschänke, die zur Anlage des Reitvereins gehört und seit 22 Jahren an Ioannis Galanis verpachtet ist. Über den Stand der Verhandlungen wollen sich zum jetzigen Zeitpunkt aber weder die Stadt noch der Pächter äußern.
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, der Reitverein habe noch keinen Insolvenzantrag gestellt. Das ist zwischenzeitlich erfolgt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Warum hat die Tagblatt-Redaktion diesen Entwurf bisher nie veröffentlicht? Warum diese Geheimniskrämerei? Städtebauliche Entwürfe wurden bisher immer veröffentlicht. Deshalb ist das völlig ungewohnt & unüblich. Liegt das an der Stadt? Bürgernähe für eine Landesgartenschau mit Bürgerpark sieht anders aus. Man will sich doch ein Bild machen, was dort entstehen soll! Der CSU-nahe Freundeskreis Landesgartenschau Schweinfurt e. V. könnte für eine Veröffentlichung sorgen, um weitere Bürger für die LGS zu überzeugen. Will man Pläne für ein "Leuchtturmprojekt LGS" nicht vorzeigen?
Wenn aber nicht einmal seine Vorstandskollegen (Schriftführer) und erst recht nicht einfache Mitglieder wissen was da vor sich geht ist das letztlich auch eine Charakterfrage!
Verstehe überhaupt nicht wieso das die verbliebenen Vereinsmitglieder mitmachen? Immerhin bezahlen sie auch ihre Mitgliedsbeiträge. Gibt es bei diesem Verein auch eine Satzung? - falls ja bin ich mir sicher, dass da gegen einiges verstoßen wurde was da drin steht...
Vorstandsposten in Vereinen sind meist unbeliebt, aber was hier geschieht kann evtl. auch persönliche Konsequenzen für den 1. Vorsitzenden und seine Vorstandskollegen nach sich ziehen (?). Durch wegschauen und abtauchen wird ja nichts besser; unglaublich das dieser Vorstand noch vor wenigen Jahren über einen Neubau o.ä. nachdachte - zum Glück wurde daraus nichts bei der "Einstellung" zum Verein...