Am 1. Oktober ist die Corona-Inzidenz in Schweinfurt über den ersten kritischen Wert von 35 gestiegen, weshalb die Stadt die Regeln, wie viele Menschen bei öffentlichen Veranstaltungen zugelassen sind, verschärfte. Außerdem müssen Schüler ab der fünften Klasse auch im Unterricht Masken tragen, wenn die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können.
Die verschärften Regeln gelten bis einschließlich 9. Oktober. Erst Ende der Woche zeigt sich, ob die Zahlen wieder unter den Wert von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tage gesunken sind und die Maßnahmen aufgehoben werden können. Die Frage, die sich viele stellen, ist: Worauf sind die Neuinfektionen zurückzuführen? Gab es eine einzelne Veranstaltung, bei der sich vermehrt Menschen infiziert hatten? Oder war gar die Unterfrankenmesse Ufra, die vom 26. September bis 4. Oktober auf dem Volksfestplatz in 18 Zelten mit 270 Ausstellern und 15 893 Besuchern stattfand, eine Ursache?
Ohne es explizit zu sagen hat ein Bürger bei der Bürgerversammlung am 6. Oktober in der Stadthalle einen solchen Zusammenhang in der Raum gestellt, als er den Anstieg der Fallzahlen in Schweinfurt mit den Öffnungstagen der Unterfrankenmesse verglich.
Auf Nachfrage dieser Redaktion zur Ursache der gestiegenen Inzidenz betonte der kommissarische Leiter des Gesundheitsamtes, Matthias Gehrig, es gebe keinen Hot-Spot, sondern das allgemeine Verhalten der Menschen in der Stadt sei leichtsinniger geworden: "Gehen Sie auf die Straße und schauen Sie, wie sich die Menschen verhalten", so Gehrig und meint damit, dass vor allem die jüngeren Altersgruppen zwischen 20 und 50 Jahren sich nicht mehr so achtsam verhalten, wie das noch während der Zeit der Kontaktbeschränkungen im März, April oder Mai der Fall gewesen war.
- Die Allgemeinverfügung der Stadt im Wortlaut finden Sie hier.
Ufra-Veranstalterin Katherina Köhler hatte bei Bekanntwerden der gestiegenen Inzidenz ebenfalls sich sofort mit Gesundheitsamt und Ordnungsamt in Verbindung gesetzt und die Bestätigung bekommen, dass die Messe offen bleiben darf, wegen des ausgefeilten Hygienekonzepts.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé nahm in der Bürgerversammlung die kritische Anmerkung des Bürgers zum Anlass, klar Stellung pro Ufra und deren Hygienekonzept zu beziehen. Bei der Messe musste man Masken in den Hallen tragen, es gab ein Ampel-System, damit nicht zu viele Menschen auf einmal in einer Halle sind, sowie ein Einbahnstraßen-System. Außerdem wurden die Tickets online verkauft, so dass auch die Kontaktpersonen-Verfolgung im Zweifel möglich ist. Außerdem waren in je zwei vierstündigen Zeitfenstern jeweils maximal 3300 Besucher zugelassen. Diese Zahl wurde nie auch nur annähernd erreicht.
"Es gibt überhaupt keine Anzeichen dafür, dass die Ufra ein Hotspot gewesen sein könnte", betonte Sebastian Remelé. Einen Zusammenhang zwischen der gestiegenen Inzidenz und der Messe herzustellen sei "Unsinn", da die Inkubationszeit von Covid-19 dabei nicht berücksichtigt werde, die bei fünf bis zehn Tagen liege.
Neue Infektionen gebe es unter anderem in den Schulen. Am 30. September wurden zum Beispiel fünf Klassen aus fünf verschiedenen Schweinfurter Schulen wegen jeweils eines Corona-Falles in Quarantäne geschickt, die Betroffenen hernach im Testzentrum in der Ledward-Kaserne getestet. Sie sind in 14-tägiger Quarantäne, unabhängig von ihrem Testergebnis.
Remelé betonte: "Die Ufra war eine der sichersten Veranstaltungen in Schweinfurt, weil peinlich genau auf das Hygienekonzept geachtet wurde. Wäre die Ufra ein Risiko gewesen, hätten wir und das Gesundheitsamt sie nicht zugelassen."
937 Menschen in Stadt und Landkreis seit März mit dem Coronavirus infiziert
Stand 6. Oktober gab es laut den Zahlen des Gesundheitsamtes in Stadt und Landkreis Schweinfurt 937 positiv auf Covid-19 getestete Personen. Davon stammten 683 aus dem Landkreis und 254 aus der Stadt. Im Vergleich zu einer Woche vorher gab es laut LGL einen Anstieg von 32 Neuinfektionen in der Stadt und 21 im Landkreis. Nach wie vor unverändert liegt die Zahl der Todesfälle bei 42.
Dass die Inzidenz-Werte auf der Seite des Robert-Koch-Instituts sowie des Landesamtes für Gesundheit in München niedriger sind als die vom Gesundheitsamt Schweinfurt, liegt daran, dass die Verarbeitung der gemeldeten Daten immer erst zeitverzögert erfolgt.