Am 1. Oktober am frühen Abend gab die Stadt Schweinfurt bekannt, der Inzidenzwert in der Stadt sei auf 37 pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen gestiegen. Das bedeutet, dass seit Freitag, 2. Oktober, bis mindestens 9. Oktober die Kontaktregeln in der Stadt verschärft wurden.
Zum 1. Oktober hatte das Gesundheitsamt für das Stadtgebiet 255 mit dem Coronavirus infizierte Menschen seit Beginn der Pandemie gemeldet. Das war ein Anstieg von 20 binnen acht Tagen. Nun gelten neue Regeln, die in einer Allgemeinverfügung der Stadt veröffentlicht wurden. In öffentlichen Räumen darf es Veranstaltungen nur noch mit maximal 50 Teilnehmern geben. Gemeint ist hier nicht der Kultur-Bereich, sondern Hochzeiten, Beerdigungen, Geburtstage, Schulabschlussfeiern oder Vereins- und Parteisitzungen zum Beispiel in Gaststätten. Bei Feiern zu Hause wird lediglich dringend empfohlen, sich mit nicht mehr als 25 Personen zu treffen. Bei Verstößen gegen die Allgemeinverordnung drohen Bußgelder bis zu 25 000 Euro, heißt es von Seiten der Stadt.
Außerdem gilt ab sofort wieder in allen Schulen ab der fünften Klasse Maskenpflicht auch im Unterricht, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Die Grundschulen sind davon ausgenommen. Die Kindergärten im Stadtgebiet bleiben zunächst geöffnet, für die Beschäftigten dort gilt Maskenpflicht, es müssen wieder feste Gruppen gebildet werden.
Doch welche Konsequenzen haben die schärferen Regeln auf das öffentliche Leben? Muss die Unterfrankenmesse Ufra gar ihre Tore schließen? "Nein", betont Messechefin Katherina Köhler, "die Ufra kann offen bleiben." Sie habe sofort am Freitagmorgen mit dem Gesundheitsamt und dem städtischen Ordnungsamt telefoniert und dort die Zusicherung bekommen, dass das vorgelegte Hygienekonzept der Messe mit Maskenpflicht auf dem Gelände, Einbahnstraßen, Einlasskontrolle in den Hallen und Online-Kartenverkauf auch für die neue Situation in Ordnung sei.
"Im Moment ist alles in Ordnung und natürlich werden wir auch situationsbedingt reagieren", betont Katherina Köhler. Die Ufra auf dem Volksfestplatz mit rund 280 Ausstellern in 18 Hallen dauert noch bis Sonntagabend, 4. Oktober. Im Vorfeld gab es Kritiker, die die Ausrichtung der Messe während der Corona-Pandemie als falsch ansahen. Es gibt nach Informationen dieser Redaktion keine Hinweise darauf, dass es bisher wegen der Ufra zu mehr Corona-Fällen in der Stadt gekommen ist.
Der städtische Ordnungsreferent Jan von Lackum bittet die Bevölkerung, sich im privaten Bereich an die Regeln zu halten: "Leider hat sich in der jüngsten Vergangenheit gezeigt, dass gerade private Feiern und Zusammenkünfte auf Grund zu großer Nähe und zu sorgenlosem Umgang mit den Hygienebestimmungen vermehrt zu Infektionen geführt haben." Von Lackum betont, "bei allen Maßnahmen, die ergriffen werden, steht das Wohl der gesamten Bevölkerung an erster Stelle."
Bezüglich der am 6. und 8. Oktober in der Stadthalle geplanten Bürgerversammlungen prüft die Stadt laut von Lackum, mit wie viel Personen sie stattfinden können. Wahrscheinlich ist, dass auf maximal 50 pro Veranstaltung beschränkt wird. "Wir rechnen aufgrund der Situation aber auch mit einem deutlich reduzierten Interesse", so von Lackum.
Bezüglich des Kulturbereichs erklärt der Ordnungsreferent, dass hier wegen der bestehenden und funktionierenden Hygienekonzepte zunächst keine Einschränkungen notwendig sind. Im Theater gibt es weiter Vorstellungen mit maximal 200 Zuschauern, auch der Poetry Slam in der Stadthalle am 3. Oktober kann in der geplanten Form stattfinden.
Der kommissarische Leiter des Gesundheitsamtes Schweinfurt, Matthias Gehrig, erklärte auf Anfrage, es habe in der Stadt keinen konkreten Hotspot gegeben, weswegen die Infektionszahlen gestiegen seien. "Gehen Sie auf die Straße und schauen Sie, wie sich die Menschen verhalten", sieht der Gesundheitsamts-Leiter die Sorglosigkeit mancher Zeitgenossen als Hauptgrund für mehr Ansteckungen. Dass es seit April keine weiteren Todesfälle – aus dem Stadtgebiet starben bisher an oder mit einer Coronainfektion 42 Menschen – liege auch daran, dass sich seit einiger Zeit vor allem jüngere Altersgruppen zwischen 20 und 50 Jahren anstecken.
"Es wird sich nicht mehr so verhalten wie während des Lockdowns", beobachtet Matthias Gehrig. Will heißen, einige Menschen nehmen die AHA-Regeln (Abstand, Händewaschen, Alltagsmaske) nicht ernst genug. Doch durch das eigene Verhalten könne man viel beeinflussen: "Wenn man sich an die Hygieneregeln hält, ist es sehr unwahrscheinlich, sich anzustecken. Wenn nicht, ist die Gefahr größer", so Gehrig.
Die nächsten Tage geht es vor allem darum, dass der Signalwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 nicht überschritten wird, denn dann müssten weitere Maßnahmen in Kraft treten. Unter anderem würden dann wieder Distanzunterricht und Maskenpflicht im Klassenzimmer für alle Jahrgänge eingeführt.
Corona-Tests wegen Klassenschließungen laufen auf Hochtouren
Am 30. September wurden auch fünf Klassen aus fünf verschiedenen Schweinfurter Schulen wegen jeweils eines Corona-Falles in Quarantäne geschickt, die Betroffenen werden im Testzentrum in der Ledward-Kaserne getestet. Matthias Gehrig erklärte, bisher habe es keine weiteren positiven Tests gegeben. Die 14-tägige Quarantäne gilt laut Gesundheitsamt unabhängig davon, ob der vorgenommene Coronatest negativ sei oder nicht.
- Die Allgemeinverfügung der Stadt im Wortlaut finden Sie hier.
Betroffen sind Schüler aus folgenden Schulen: Berufsschule Adolf-Kolping, Fachschule für Heilerziehungspflege Schweinfurt der Gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Dienste (GGSD), Wilhelm-Sattler-Realschule, Walter-Rathenau-Realschule sowie Alexander-von-Humboldt-Gymnasium. Alle diese Schulen liegen in der Stadt. Im Humboldt-Gymnasium sind eineinhalb Klassen betroffen, da in diesem Fall gemischter Religionsunterricht stattfand. Außerdem musste eine Klasse der Franziskusschule Schweinfurt, Außengruppe Schwanfeld, in Quarantäne.
923 Menschen in Stadt und Landkreis seit März mit dem Coronavirus infiziert
Stand 30. September gab es in Stadt und Landkreis Schweinfurt 923 positiv auf Covid-19 getestete Personen. Laut Gesundheitsamt stammten 677 aus dem Landkreis und 246 aus der Stadt. Im Vergleich zum 23. September, der letzten Meldung, waren im Landkreis 26 Neuinfektionen und in der Stadt elf zu verzeichnen. Unverändert liegt die Zahl der Todesfälle bei 42.
303 Menschen gelten als Kontaktperson ersten Grades und sind derzeit in Quarantäne. Als geheilt gelten insgesamt 831 Personen. Dass die Inzidenz-Werte auf der Seite des Robert-Koch-Instituts sowie des Landesamtes für Gesundheit in München niedriger sind als die vom Gesundheitsamt Schweinfurt liegt daran, dass die Verarbeitung der gemeldeten Daten immer erst zeitverzögert erfolgt.