Es geht los! Als eines der ersten Schweinfurter Großunternehmen startete SKF am Dienstag seine Corona-Impfkampagne. Um 7.30 Uhr gab es den ersten Piks. Für Werksarzt Dr. Gregor Simenc und seinem Team wird es in den nächsten Wochen viel zu tun geben. 1500 der 4000 SKF-Beschäftigten haben sich für die Corona-Impfung im Betrieb angemeldet.
Seit langem hat man sich beim schwedischen Kugellagerkonzern in Schweinfurt auf diesen Tag vorbereitet. "Für uns war es selbstverständlich, dass wir mitmachen", sagt Arbeitsdirektor Harald Speck. Der Betriebsärztliche Dienst bietet jährlich auch die Grippeschutzimpfungen an, was regelmäßig von 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genutzt werde.
Dass die beiden Impfungen aber nicht miteinander vergleichbar sind, zeigte sich schon in der Vorbereitung. Zum einen musste die einem Impfzentrum vergleichbare Infrastruktur mit Einbahnstraßenregelung und Hygienekonzept aufgebaut werden, zum anderen gab es viele bürokratische Vorarbeiten. So muss täglich dem Robert-Koch-Institut gemeldet werden, wie viele Impfungen durchgeführt wurden. Hierfür braucht es eine Systemanbindung. SKF musste sich deshalb eine zertifizierte Schnittstelle von der Bundesdruckerei beschaffen.
SKF hat eigene Hotline für die Registrierung eingerichtet
In der Vorbereitungsphase lief bereits eine Mitarbeiter-Befragung, bei der 2200 Beschäftigte Interesse an einer Impfung bekundet hatten. "Wir haben eigens eine telefonische Hotline für die Registrierung eingerichtet", informiert Speck. Als diese dann vor zwei Wochen freigeschaltet wurde, sei die Leitung heiß gelaufen. "Die Nachfrage war enorm."
Geplant waren in der ersten Woche täglich 112 Impfungen. Dienst- und Schichtpläne wurden darauf abgestimmt. Doch eine Woche vor Impfstart kam die Nachricht, dass nur 100 Impfdosen geliefert werden. Das hieß, neu planen. Tatsächlich sind dann am Montagnachmittag 222 Dosen Biontech bei SKF eingetroffen, was die Planung erneut über den Haufen geworfen hat.
Aufgrund des begrenzten Impfstoffs hat SKF eine Impfreihenfolge festgelegt. Zuerst werden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Jahrgang 1966 oder älter geimpft. Die Impfung von Familienangehörigen hat man mangels Impfstoff gleich verworfen.
Geimpft wird in der Kantine im Werk 2, die aufgrund der Corona-Pandemie sowieso nicht genutzt werden kann. Ein Bus bringt die Beschäftigten aus Werk 3 dorthin. Die Impfstrecke mit zwei Impfstationen ist ähnlich der im Impfzentrum aufgebaut. Die Impflinge melden sich mit Personal- und Firmenausweis an, der Aufklärungsbogen wurde vorab schon nach Hause verschickt. Nach dem Check-in erfolgt die Anamnese bei Werksarzt Dr. Gregor Simenc. Die Impfung selbst führen die ausgebildeten SKF-Notfallsanitäter durch.
Begrenzte Mengen an Impfstoff
Auch bei Schaeffler hat am Dienstag die Impfkampagne begonnen. Hier werden zuerst Mitarbeitende aus der Produktion nach Alter absteigend ein Impfangebot erhalten. Werkleiter Petru Catalin-Scafaru sagt: "Auch aufgrund des nur in begrenzten Mengen zur Verfügung stehenden Impfstoffes haben wir uns entschieden, zuerst die Mitarbeiter aus produktionsnahen Bereichen mit Präsenzpflicht zu impfen. Erst wenn diese die Erstimpfung erhalten haben, bieten wir weiteren Mitarbeitenden eine Impfung an."
Im Schaeffler-Impfzentrum am Standort Schweinfurt könnten theoretisch bis zu 1000 Impfungen in der Woche durchgeführt werden. Allerdings ist auch hier nicht klar, wie viele Dosen Impfstoff künftig zur Verfügung stehen. Denn die wöchentliche Liefermenge wird den Unternehmen nur sehr kurzfristig mitgeteilt. Schaeffler strebt an, bis zum 30. September alle interessierten Mitarbeitenden vollständig zu impfen.
Für die Terminbuchung nutzt der Automobil- und Industriezulieferer seine Gesundheits-App "Schaeffler Health Coach". Für das Impfmanagement sowie die Dokumentation der Impfungen wurde eine eigene Software-Lösung zur Übermittlung an die zuständigen Behörden entwickelt. Die Mitarbeitenden erhalten nach erfolgter Impfung eine Bescheinigung und den Eintrag in den gelben Impfpass.
Impfangebot wird gut angenommen
Betriebsimpfungen gibt es seit Mittwoch auch für die 1300 Beschäftigten bei Fresenius Medical Care in Schweinfurt, dem weltweit führenden Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit Nierenerkrankungen. "Dafür habe wir eine Impfstraße im Werk errichtet", teilt das Unternehmen mit. Das Ärzteteam werde von freiwilligen Helferinnen und Helfern aus der Belegschaft unterstützt, um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. "Das Impfangebot wird bisher gut angenommen", heißt es.
Bosch Rexroth meldet ebenfalls großes Interesse der Belegschaft an den Corona-Impfungen. Die angebotenen Termine, die über ein Online-Tool gebucht werden konnten, seien in kürzester Zeit vergeben gewesen, informiert Personalleiterin Christina Fugel. Impfstart in den beiden Werken in Schweinfurt und Volkach mit seinen 1330 bzw. 370 Beschäftigten war am Dienstagmittag. Erst am Morgen war der Impfstoff – 120 Dosen Biontech / Pfizer – gekommen. Trotz der geringen Impfstoffmenge gibt es keine Priorisierung. Das Unternehmen appelliert jedoch an alle, denjenigen den Vortritt zu lassen, die in der Fertigung arbeiten, Kundenkontakt oder Standortfunktionen haben.
Bei ZF in Schweinfurt wurde ebenfalls schon am Dienstag geimpft. Im Werk Süd ist dafür ein Impfzentrum eingerichtet worden. Registrieren können sich die Beschäftigten über eine eigene Online-Plattform. Laut Firmeninformation haben sich bisher 3550 der rund 9000 am Standort Beschäftigten mit einem Impfwunsch gemeldet. Sie erhalten gemäß der internen Priorisierung sowie der Verfügbarkeit der Vakzine einen Impftermin.
Bauunternehmen Glöckle und Riedl kooperieren mit der Mainbogen-Praxis
Auch die Stadtwerke Schweinfurt haben ein eigenes betriebliches Impfzentrum aufgebaut, in dem täglich rund 100 Personen geimpft werden können. Auch Beschäftigte der Stadt und der SWG können sich dort für eine Impfung anmelden. Konzernintern haben laut Pressesprecherin Kristina Dietz aber die Beschäftigten der Stadtwerke höchste Priorität, da sie zur kritischen Infrastruktur gehören. Allerdings erhalte man aktuell sowieso nur Impfdosen im niedrigen zweistelligen Bereich, eine Impfkampagne wie in der Großindustrie sei daher nicht möglich.
Das Bauunternehmen Glöckle hat keinen eigenen Betriebsarzt, für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber Impfungen über die Mainbogen-Praxis Sennfeld im Betrieb organisiert. 70 Beschäftigte erhielten schon am 21. Mai das Astrazeneca-Vakzin, das Hausärzte ja frei verimpfen dürfen. Das Angebot sei bei den 480 Beschäftigten des Unternehmens gut angekommen. "Wir hatten sehr große Resonanz", berichtet Betriebsratsvorsitzender Markus Bach. Für die Impfung war die Cafeteria zum Ruheraum umfunktioniert worden, zwei Besprechungsräume dienten als Check-in und Check-out. Die Zweitimpfungen sind schon terminiert. Und wenn ausreichend Impfstoff da ist, haben weitere Interessenten die Möglichkeit, ihre Erstimpfung im Betrieb zu erhalten.
Riedl-Bau kooperiert in Sachen Corona-Impfung an seinem Hauptsitz in Schweinfurt ebenfalls mit der Sennfelder Mainbogen-Praxis. Seit dem 10. Mai werden den Beschäftigten Impfungen angeboten. "Die Nachfrage ist groß", teilt Pressesprecherin Christina Frase mit. Bisher hätten sich 100 der 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den vier Riedl-Bau-Standorten Schweinfurt, Erfurt, München und Berlin impfen lassen. Geimpft wurde mit Astrazeneca.