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Schweinfurt
Corona-Demonstrationen in Schweinfurt: Kritik am Umzug nahe dem Krankenhaus
Die so genannten "Spaziergänge" von mehreren tausend Menschen mit Protest gegen eine Impflicht führen auch am Krankenhaus St. Josef vorbei. Kann das verhindert werden?
Dem Personal im Josefs-Krankenhaus wurde durch dieses Banner schon im vergangenen Jahr für den Einsatz für die Patienten während der Coronakrise gedankt.
Foto: Oliver Schikora | Dem Personal im Josefs-Krankenhaus wurde durch dieses Banner schon im vergangenen Jahr für den Einsatz für die Patienten während der Coronakrise gedankt.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:45 Uhr

Im Dezember gab es mittlerweile an drei Sonntagen so genannte "Spaziergänge" durch die Innenstadt von Schweinfurt: Mehrere tausend Menschen versammelten sich jeweils zu einem Umzug und zogen durch die Stadt. Dabei protestierten sie lautstark gegen eine Impflicht und Anti-Corona-Maßnahmen der Regierung. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Freiheit klaut", ist einer der skandierten Slogans.

Der Umzug geht meist mehrere Kilometer durch die Stadt. Er beginnt am nördlichen Ende des Marktplatzes, geht über den Zeughausplatz, den Roßmarkt und die Schultesstraße Richtung Theater und von dort über die Bauerngasse zurück zum Marktplatz. Eine Station dabei war bisher immer auch das Krankenhaus St. Josef in der Rüfferstraße, gegenüber der Kunsthalle. Ein Umstand, der viele Bürgerinnen und Bürger in Leserbriefen und Kommentaren empört und nun auch im Stadtrat Thema war.

Oliver Schulte (CSU) erklärte bei der Diskussion über die vom Stadtrat verfasste Resolution, in der die Demonstrierenden zu Solidarität im Kampf gegen die Corona-Pandemie aufgefordert werden, er empfinde den Umzug am Krankenhaus als "Provokation und schwer zu ertragen". Es wäre aus seiner Sicht von Seiten des Stadtrates und der Verwaltung ein gutes Zeichen, "dass wir es nicht tolerieren, am Krankenhaus vorbei zu laufen und gegen eine Impfpflicht zu protestieren, während zum gleichen Zeitpunkt im Krankenhaus Ärzte und Pflegepersonal um das Leben von Menschen mit Corona kämpfen". Dieses Ansinnen unterstützte auch Ayfer Rethschulte (Grüne), die als Krankenschwester im Leopoldina-Krankenhaus arbeitet.

Wenn es nicht durch polizeiliche Maßnahmen möglich sei, den Umzug anders zu lenken, plädierte Schulte dafür, in Kooperation mit dem Krankenhaus eine Aktion aus anderen Städten zu kopieren. Dort werden Krankenhäuser bei solchen Demonstrationen rot angestrahlt, "vielleicht öffnet das die Augen, dass hier Alarmstufe Rot herrscht", so Schulte.

Die Idee stieß bei der Verwaltung auf Wohlwollen. Das Thema Lenkung des Umzugs sei aber schwierig, so Ordnungsreferent Jan von Lackum. Für die Polizei sei es kaum möglich, diesen Bereich abzusperren und dort keine Demonstranten zuzulassen

Notärzte aus Unterfranken wegen Foto von Umzug am 12. Dezember entsetzt

Bei den Umzügen hatte es am 12. Dezember auch eine Person gegeben, die in einer Notarzt-Jacke mitlief und explizit gegen die Impfpflicht protestierte. Ob es sich tatsächlich um einen Notarzt handelt, ist unklar. "Es ist ein Foto, das viele Kolleginnen und Kollegen empört hat", sagt Dr. Thomas Jarausch aus Würzburg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der mehr als 3000 bayerischen Notärzte, gegenüber dieser Redaktion. Das Foto ist ein Anlass für die bayerischen Notärzte, klarzustellen, dass sie Impfungen befürworten, heißt es in einer Pressemitteilung.

Sich in diesem Beruf nicht impfen zu lassen, sei fahrlässig für die eigene Gesundheit, sagt Jarausch auf Nachfrage dieser Redaktion. Man habe automatisch engen Kontakt auch mit Personen, bei denen eine Corona-Infektion nicht ausgeschlossen werden könne. "Doch vor allem müssen sich die Patienten darauf verlassen können, dass wir Notärzte nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, ihnen nicht zu schaden", fügt der Mediziner hinzu.

Er könne nicht ausschließen, dass es auch in den eigenen Reihen sogenannte Querdenker gebe, die gegen staatliche Corona-Maßnahmen protestieren. Aber wenn, dann sei das eine absolute Minderheit. "Von ihnen distanzieren wir uns ausdrücklich!", stellt der Vorsitzende der bayerischen Notärztinnen und Notärzte klar. Ihm persönlich sei kein einziger ungeimpfter Kollege und keine einzige ungeimpfte Kollegin bekannt.

 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Was sich manche Demonstranten leisten ist einfach nur schwer erträglich. Mindestens genau so schwer erträglich ist die große Anzahl derjenigen die offensichtlich über keinerlei Bildung verfügen und da wie die Schafe mitlaufen - mit Rechtsradikalen, mit Esotherikern, mit Schwurblern, mit Querdenkern etc.

    Leider lässt sich der Staat von dieser Minderheit nicht nur auf der Nase herumtanzen, er ermutigt sie sogar durch eine relative Untätigkeit. Die bayerische Polizei, oftmals als "besonders streng" bezeichnet bleibt auch nichts anders übrig als zuzuschauen da nieman von unseren sog. Volksvertretern einen A... in der Hose hat.

    Ich hoffe es geht einigen von diesen Demonstranten an den Kragen, mindestens durch empfindliche Geldstrafen für die Mitläufer, besser noch durch Haft für die Aufrührer.

    Wer sich derart außerhalb der Gesellschaft betwegt hat kein Mitleid verdient.
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  • lutterbeck
    Schulte hätte ich mal einsetzen sollen, damit keine Intensivbetten abgebaut wurden und immer noch werden, da hat man von Ihm und seiner CSU nichts gehört.
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  • Lebenhan1965
    @ Lutterbeck

    Können Sie die benötigten Pflegefachkräfte aus dem Hut zaubern.

    Die benötigten Betten sind sicher physisch vorhanden. Es fehlen Fachkräfte und die vorhandenen werden durch solche hirn- und herzlosen "Spaziergänger" zusätzlich frustriert.

    Fischers Fritz hat es erkannt: "Ihr seid hier und Ihr seid laut - Telegram hat's Hirn (und Herz für die Pflegekräfte) geklaut."
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  • lutterbeck
    Lebenhan1965, Seit Jahren wird unser Gesundheitssystem heruntergefahren auch auf Kosten der Pfleger, es werden Prämien ausgelobt, welches Krankenhaus mehr Betten abbaut, in der Krise ist für alles und jenes Geld über, für den Pflegeberuf leider nicht.
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  • Lebenhan1965
    @ Lutterbeck

    Noch vor zwanzig Jahren hatte Deutschland die längste Verweildauer im Krankenhaus, nur weil die Bezahlung der Krankenhäuser nach Belegtagen erfolgte. Viele wollten auch damals lieber früher nach Hause, weil man da wo man sich wohl fühlt schneller gesundet.

    Seit die Bezahlung nach Fallpauschalen erfolgt ist die Verweildauer in etwa halbiert und damit werden trotz steigendem Durchschnittsalter insgesamt deutlich weniger Krankenhausbetten benötigt.

    Die Qualität der Behandlung in den Kliniken ist aber trotz oder gerade wegen der sinkenden Bettenzahl gestiegen.

    Wenn die Bezahlung der Krankenhäuser nicht auf die neue Abrechnung nach den Fallpauschalen umgestellt worden wäre dann müssten wir alle deutlich höhere Krankenversicherungsbeiträge zahlen und dann möchte ich Ihr Gemotze über diese Abzüge mal hören.

    Wir müssen die Kosten der Krankenversicherung bezahlen aber für unnötige Verweildauer oder schlechte Behandlungsqualität zahle ich dann doch ungern.
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  • reglim
    Was für armselige Menschen sind da nur unterwegs? Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die mit und durch Corona leiden.
    Wer die eigene Unzufriedenheit nicht in den Griff bekommt, machten eben andere dafür verantwortlich. Letzteres wird ja von den Politikern und Politikerinnen vorgelebt. Das ist aber noch lange kein Freibrief, so unmenschlich zu handeln ... armselig eben.
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  • k.a.braun@web.de
    Die Lösung wäre ganz einfach: solche Demonstrationen gehören angesichts der drohenden Omikron-Welle verboten.
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  • TessaKraemer@t-online.de
    Stellt ein Intensivbett vor die Tür, Puppe rein und sämtliche Geräte dazu. Dann noch alle leeren Medikamente für einen Tag und auf DIN A4 Zetteln was für Medikamente das sind und die schlimmsten Nebenwirkungen.
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  • FischersFritz
    Da muss ich dem Herrn Schulte widersprechen. Das ist keine Provokation – das ist einfach nur öffentlich zur Schau gestellte Ignoranz.

    Es fehlt an Verantwortungsbewusstsein, es fehlt an Empathie, es fehlt an Rücksichtnahme, es fehlt an Vernunft – aber woran es leider nicht fehlt, ist Egoismus, kognitive Verzerrung und Mitteilungsbedürfnis.

    Eine Demo vor einem Krankenhaus gegen Corona-Maßnahmen. Mitten in einer Corona-Pandemie. Kurz vor dem Anrollen der nächsten Welle. Während in diesem Krankenhaus Ärzte um das Leben von Corona-Patienten kämpfen.

    Was will man dazu noch sagen? Jedes weitere Wort vergebens … für mich sind diese Demonstranten in einer Parallelwelt verloren gegangen …

    „Ihr seid hier – Ihr seid laut – Telegram hat’s Hirn geklaut!“
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